Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Museum steht direkt auf den letzten Überresten des Tempels und wird nun auch von moderner Technik geschützt.“
Daniel warf einen neugierigen Blick in die schimmligen Seiten des Buches. Die Texte darin wurden in verschiedenen Sprachen und mehreren krakeligen Handschriften geschrieben und machten es ihm schwer, sie zu entziffern.
„Die Berichte sind sich weitestgehend ähnlich“, sagte Pater Aiman. „Das Siegel befindet sich offenbar ungeschützt in einer Katakombe, doch sobald es von Hand berührt wird, verfällt derjenige den Dämonen der sieben Todsünden. Er wird in den Wahnsinn getrieben, gefoltert von Sünden und Schmerz und verendet recht schnell. Kein Sterblicher kann das Siegel berühren. Ihr dürft es niemals anfassen!“
Daniel seufzte.
„Und wie sollen wir es dann bergen?“
„Das Siegel kann nicht geborgen werden. Ihr könnt es benutzen, aber nicht berühren. Schwerer kommt noch hinzu, dass die Geister der in den Katakomben eingemauerten Toten das Siegel schützen. Es sind hunderte, wenn nicht gar tausende! Betretet ihr die Katakomben, so werden sie euch jagen und töten wollen.“
„Na, das klingt ja vielversprechend“, sagte Seth gereizt. „Das kriegen wir nie hin, Daniel! Wir sind nur zu zweit!“
Auch Pater Aiman machte deutlich, dass sie es zu zweit wohl kaum schaffen würden, bis in den Tempel zu gelangen.
„Und ich kann euch leider keinen meiner Männer anbieten“, sagte er verdrießlich. „Sämtliche Mitglieder dieses Ordenshauses befinden sich gegenwärtig im Ausland, um gegen den Aufstand der Vampire zu kämpfen.“
„Sie sind ganz alleine hier?“, fragte Daniel stirnrunzelnd. „Haben sie keine Angst, ihr Orden könnte angegriffen werden?“
„Das ist sehr unwahrscheinlich. Die Sonne, wisst ihr. Sie macht Vampiren doch sehr zu schaffen, kaum einer verirrt sich bis nach Afrika. Das starke Sonnenlicht schwächt sie zu sehr.“
Planlos saßen sie am Tisch und schwiegen sich an. Daniel wurde sehr schnell klar, warum Bill unbedingt einen Vampir bei dieser Mission dabei haben wollte. Für einen Untoten wäre die Sache erheblich leichter gewesen.
„Wir gehen heute Nacht rein“, sagte Daniel schließlich. „Wir können nicht warten. Bill verlässt sich auf uns und diesem Venusgeist muss endlich Einhalt geboten werden.“
„Aber wie...?“, wollte Pater Aiman fragen, doch Daniel schnitt ihm das Wort ab.
„Das Museum hat noch geöffnet. Wir holen uns die Schlüssel und die Zugangskarten und verstecken uns. Sobald das Museum geschlossen wird, setzen wir die Wärter außer Gefecht, dann haben wir freie Bahn.“
Es war ein kümmerlicher, kläglicher und dummer Plan, doch in diesem Moment fiel keinem etwas Besseres ein. Sie standen unter Zeitdruck und konnten es sich nicht leisten, einen ausgeklügelten Schlachtplan zu entwerfen. Der erste Teil ihres Vorhabens ging weitestgehend gut. Abseits von auffallenden Kameras gelang es Daniel, einem der Hausmeister einen solchen Handkantenschlag auf den Nacken zu geben, dass dieser sofort ohnmächtig zusammenbrach. Niemandem fiel das großartig auf, denn es war bereits später Abend und das Museum weitestgehend menschenleer. Daniel zog den Mann rasch in eine kleine Besenkammer und luchste ihm die Schlüssel und eine Codekarte ab. Dort wartete bereits Seth. Seine Hände umklammerten einen großen Rucksack, gefüllt mit Waffen, drei großen Krügen voller Salz und Flaschen mit Spiritus. In der Vordertasche lag die Ars Goetia. Er kramte auch eine Rolle dickes Klebeband hervor und zusammen fesselten und knebelten sie den bewusstlosen Hausmeister.
„Armer Kerl“, flüsterte Seth betrübt, als er Schicht um Schicht Klebeband um die Füße des Mannes schnürte. „Ich hoffe, er trägt keine Schäden davon. Du hast ihm doch nichts gebrochen?“
„Red keinen Stuss, das war doch nur ein Klaps!“
Daniel war gereizt und schnürte viel zu viel Klebeband und die Hände des Hausmeisters, die blau anliefen.
„Mach das etwas lockerer“, herrschte Seth ihn an. „Oder willst du, dass ihm die Hände abfallen? Ist schon schlimm genug, dass wir einen Unschuldigen in die Sache mit reinziehen, da musst du ihn nicht auch noch zusätzlich malträtieren.“
Danach begann für sie eine Zeit des Wartens. Die Türe zur Besenkammer hatten sie sorgfältig
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