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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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gefüllte Weinglas entgegen.
         „Trink“, sagte er und es klang eher wie ein Befehl. „Dann geht es dir bald besser. Deine Haut ist ja schon ganz dunkel.“
         Kyra umfasste das schlanke Glas und roch an seinem Inhalt. Das Blut war eiskalt. Sie fand es abstoßend. Als sie das Glas an die Lippen setzte und trank, schmeckte das Blut vertraut und doch eigenartig. Ihr Körper reagierte jäh mit einem roten Aufblitzen ihrer Augen. Sie leckte sich über die Lippen und setzte das Glas wieder ab.
         „Schmeckt grauenhaft“, sagte sie trocken.
         „Weil es kalt ist“, erklärte Joe. „Wir müssen es kühlen, ansonsten würde es sofort gerinnen und vertrocknen.“
         „Wärmt es in der Mikrowelle auf“, schlug Kyra vor.
         Sie blickte angewidert auf das Blut in der Karaffe.
         „Soll ich so was jetzt immer trinken?“, fragte sie und verzog dabei das Gesicht.
         Joes altbekanntes Lächeln trat wieder auf sein Gesicht.
         „Ich fürchte, du hast keine Alternative. Es sei denn, du streifst wieder mordend durch die Straßen.“
         Diese Stichelei hatte er sich einfach nicht verkneifen können und Kyra funkelte ihn wütend an.
         „Also“, sagte Joe fast schon feierlich, „du wirst deine Wohnung räumen und hierher ziehen. Und du begleitest Michael regelmäßig zur nächtlichen Streife.“
         Bei diesen Worten schnaubte Michael genervt.
         „Außerdem wird es Zeit, dass du dich einem Konvent anschließt“, fuhr Joe fort. „Schluss mit diesen ordinären Szeneclubs, denen fehlt jegliches Niveau. In einem Vampirkonvent triffst du deinesgleichen und kannst viel lernen. Es wäre besser, sich in nächster Zeit von den Menschen fernzuhalten.“
         „Aber du hast doch gesagt, dass wir uns anpassen müssen“, sagte Kyra und kratzte sich am Hals, da sie ein unangenehm pelziges Gefühl empfand. Sie dachte an ihre Familie und ihren Wunsch, zu ihr zurückzukehren. „Warum soll ich mich plötzlich von ihnen fernhalten?“
         „Weil du noch nicht gelernt hast, mit ihnen zu leben, als das was du bist“, erklärte Joe langsam, als spräche er mit einem Sandkastenkind. „Die Gefahr, dass du jemanden verletzt, ist im Moment noch zu hoch. Das verstehst du doch, oder?“
         Sie antwortete mit einem kurzen Nicken und räusperte sich. Das Prickeln in ihrem Körper wurde stärker und breitete sich bis in die Fingerspitzen aus. Es juckte und brannte bis in die entlegensten Winkel ihrer Adern.
         „Ich fühle mich komisch“, sagte sie leise und rieb sich die Arme.
         Niemand antwortete ihr, doch Michael schien ein wenig besorgt. Joe starrte sie nur erwartungsvoll an. Kyra mochte diesen Blick nicht. Etwas stimmte nicht und sie hatte das Gefühl, als ob Joe das genau wüsste.
         Das Brennen wurde stärker und artete schließlich in einem unerwartet scharfen Schmerz aus. Sie stöhnte und legte die Hand auf ihr pochendes Herz. Es schlug so kräftig, als wollte es zerspringen. Doch gleichzeitig hämmerte es unregelmäßig und krampfartig, als würde sie jemand mit Stromstößen traktieren. Sie verzog das Gesicht und atmete schwer.
         „Was ist hier los?“, fragte sie gepresst.
         Sie fühlte sich so eigenartig, als ob ihr alle Energie entzogen würde. Ihr wurde schwindelig und der Schmerz nahm stetig zu, wurde intensiver. Schließlich war er so schlimm, dass sie in sich zusammenfiel und sich gerade noch an der Armlehne des Sofas abstützen konnte. Michael stand sofort auf, doch Joe bedeutete ihm mit einer eindeutigen Geste, sich ihr nicht zu nähern. In Michaels Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Er wusste nicht, was hier vor sich ging und es beunruhigte ihn noch mehr, dass Joe angesichts der Situation so gelassen blieb. Dieser schritt langsam um den Tisch herum und ging schließlich vor Kyra auf die Knie, die sich keuchend ihr Herz hielt und die Augen zusammengekniffen hatte.
         „Weißt du“, sagte er langsam und so leise, dass es beinahe ein Flüstern war, „dieses Blut, das du eben getrunken hast... Es stammt von einem Toten. Nichts ist giftiger für ein schlagendes Herz wie deines, als das Blut der Toten zu trinken. Wir haben kein Problem damit, unsere Herzen schlagen schließlich nicht mehr. Aber für die Ältesten und deren Kinder ist es tödlich. Darum mussten sie stets das frische Blut lebender Menschen trinken. Doch in deinem Fall dachte ich, dass

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