Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
eine Ausnahme gerechtfertigt wäre.“
Kyra starrte ihm wütend in die Augen. Im nächsten Moment durchfuhr sie ein erneuter, messerscharfer Schmerz, so dass sie vornüber auf den Boden kippte.
„Joe, du hast sie totes Blut trinken lassen?“, rief Michael ungläubig und wütend zugleich.
„Es waren nur ein paar Tropfen“, sagte Joe und stand auf. „Es wird sie nicht umbringen, aber sie wird unglaubliche Schmerzen erleiden müssen.“
„Wozu?“, fragte Michael und baute sich vor ihm auf. „Aus welchem Grund tust du ihr das an?“
Joe ging zu dem prasselnden Kaminfeuer, welches neben der verglasten Frontscheibe des Balkons brannte und ergriff den Schürhaken.
„Was hast du vor?“, fragte Michael warnend und atmete selbst nun etwas flacher.
Ihm fiel auf, dass es kein Schürhaken, sondern ein Brandstab war, der orange und weiß glühte. Kyra wurde bewusst, dass davon der verkohlte Geruch ausging, den sie zu Anfang wahrgenommen hatte.
„Ich gewährleiste unsere Sicherheit“, sagte Joe.
Er riss Kyra grob den Mantel vom Körper, drehte sie auf den Bauch und stieg über sie, die Beine auf ihren Armen, so dass sie sich nicht wehren konnte. Michael war so überrascht, dass er sich im ersten Moment nicht rühren konnte. Als er sah, wie Joe ihr die Bluse über die Schulterblätter zog, war es auch schon zu spät.
„Nein!“, schrie er, doch Joe hatte bereits das brennende Eisen auf Kyras rechte Schulter hinabgesenkt und dicker Qualm stieg in die Luft.
Kyra schrie. Das Brandzeichen versengte ihre Haut so tief, dass sie die glühende Hitze selbst in den Knochen spürte. Ihre Haut warf glänzend rote, blutige Blasen und der Geruch verkohlten Fleisches drang in ihre Nase. Der Schmerz war unerträglich, schlimmer als alles, was sie je gespürt hatte. Joe nahm das Eisen schließlich von ihrem Körper und tränkte seinen Ring im Blut der Wunde. Er wand ihn darin und abgestorbenes, verbranntes Fleisch wölbte sich leicht darüber. Michael riss Joe von Kyras geschwächtem Körper hinunter. Joe schien freudig erregt und ein wahnsinniges Glimmen trat in seine Augen.
„Was hast du getan?“, fauchte Michael ihn an und ging neben Kyra auf die Knie.
Sie stöhnte leise und eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Die Fingernägel ihrer zu Fäusten geballten Hände schnitten ihr in die Haut und hinterließen ein dünnes Blutrinnsal. Michael strich ihr über die Brandwunde und besah sich das Zeichen. Kyra zuckte zusammen.
Das beinahe schwarze Fleisch hatte die Form einer schönen, blühenden Rose. Darunter befand sich ein kleines Siegel, welches exakt zu dem auf Joes Ring passte. Michael starrte auf das Symbol und unsägliche Wut keimte in ihm auf.
„Joe, was hast du nur getan“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Er starrte Joe an, der mitleidlos auf ihn herabblickte.
„Du hast ihr die Rose der Knechtschaft eingebrannt! Verdammt, so etwas ist nicht mehr rückgängig zu machen!“
Joe wischte mit einem Taschentuch das verschmierte Blut von seinen Fingern. Er zeigte keinerlei Emotionen. Michael stand auf und war nur Zentimeter von ihm entfernt.
„Du hast sie in die Sklaverei gezwungen!“, rief er. „Wieso hast du das gemacht?“
Joe verzog keine Miene. Seine Augen waren kalt und gefühllos.
„So können wir sicher sein, dass sie nicht zur Gefahr wird“, sagte er trocken. „Wer immer diesen Ring trägt -“, und dabei hielt er Michael seinen vor Blut glänzenden Ring vors Gesicht, „- dem wird sie sich fügen müssen. Wir behalten sie unter Kontrolle.“
Kyra hörte das Gesagte und es erfüllte sie mit einem solchen Zorn, dass sie diesen nicht einmal beschreiben konnte. Ihr Rücken brannte wie Feuer und sie schaffte es nur mühsam, sich aufzurichten. Michael schleuderte seinem Freund einen hasserfüllten Blick zu, dann nahm er Kyras Arm und half ihr aufzustehen. Er stützte sie, da sie kaum von alleine stehen konnte.
Ein Prickeln auf ihrer Schulter machte ihr klar, dass die Wunde bereits zu heilen begann, doch sie schmerzte dabei unerträglich. Sie schob eine Hand in den Nacken uns spürte, wie sich in diesem Augenblick die letzten Verbrennungen schlossen und ihre Haut wieder genesen war. Sie fühlte keinerlei Narben oder auch nur die kleinste Veränderung. Alles
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