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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Marius dieser Ring in die Hände fällt? Oder einem anderen, der dieses Mädchen dann als Waffe benutzt? Du kannst das nicht mehr ungeschehen machen!“
         Joe fiel auf die Knie.
         „Bitte vergebt mir!“, stammelte er. „Es tut mir Leid. Macht mit mir, was immer Euch beliebt, doch bitte tötet mich nicht!“
         Amelie blickte kalt auf ihn herab.
         „Ich werde dich nicht töten“, sagte sie schließlich. „Doch du wirst die Konsequenzen deines Verhaltens tragen müssen. Du bist ab sofort von deinen Ämtern enthoben. Hiermit entlasse ich dich aus dem Stand des Repräsentanten dieser Stadt. Du wirst dem Rat alle Dokumente übergeben müssen.“
         Joe sah geschockt aus.
         „Es tut auch mir Leid, Jonathan“, meinte Amelie nur. „Aber ich kann nicht ewig über deine Taten hinwegsehen. Irgendwann musste es so kommen, das hast selbst du gewusst.“
         Joe biss die Zähne zusammen.
         „Was immer ihr wollt“, sagte er uns senkte demütig sein Haupt.
         Kyra empfand diebische Freude über Joes Schicksal. Er hatte es verdient.
         „Du kannst da runterkommen“, sagte Amelie und drehte ihren Kopf zu ihr. „Ich wusste die ganze Zeit, dass du dort stehst. Komm her, ich möchte dir etwas geben.“
         Kyra fühlte sich ertappt und ging schuldbewusst die Stufen hinunter. Amelie nahm ihre Hand und legte den Ring hinein.
         „Das ist Elizabeth Bathory's Siegelring“, erklärte sie. „Sie war Jonathans Mutter und eine sehr grausame Frau.“
         Kyra warf einen Seitenblick auf Joe, der wiederum Amelie mit einem Blick ansah, den sie nicht ganz deuten konnte. Er wagte es offenbar nicht, etwas zu sagen.
         „Dieses Zeichen hier ist das Ankh“, fuhr Amelie fort und deutete auf das Onyxsymbol auf dem Ring. „Ein wichtiges Zeichen unserer Rasse. Du musst diesen Ring immer bei dir tragen. Lass nie zu, dass er jemand anderem in die Hände fällt. Er ist mit deinem Blut getränkt und das Brandmal auf deinem Rücken zwingt dich, dem Herrn dieses Ringes zu gehorchen. Also bewahre in stets am Körper!“
         Ungläubig beobachtete Kyra, wie der Ring zwischen Amelies Fingerspitzen anfing, weiß zu glühen und sie ihn mit ein paar Zwirbeldrehungen zusammendrückte, so dass er kleiner wurde. Dann streifte sie ihn über Kyras rechten Ringfinger. Er war noch immer heiß, doch sie spürte die Hitze kaum.
         „Pass gut darauf auf“, wiederholte Amelie. „Es geht hier um dein Leben.“
         Sie warf einen letzten Blick auf Joe, dann wandte sie sich zur Tür.
         „Bevor ich es vergesse…“, sagte sie. „Wir werden einen anderen Ort für das Mädchen finden müssen. Ich möchte nicht, dass sie bei dir bleibt, Jonathan. Wer weiß, was dir noch alles einfällt. Michael, bis wir eine andere Lösung gefunden haben, könntest du sie aufnehmen?“
         Michael nickte hastig.
         „Natürlich.“
         Amelie lächelte.
         „Gut, dann wäre das geklärt. Und informiert die Jäger. Wir müssen Marius finden.“
         Damit schritt sie durch die Tür, die Victor ihr aufhielt, und die beiden waren einen Augenblick später auch schon verschwunden.
         Joe stand nun wieder auf und er sah zornig aus.
         „Du hast sie doch gehört“, knurrte er Kyra an. „Du sollst nicht hier bleiben. Michael, bring sie hier weg.“
         Er ging zur verglasten Wandfront und blieb dort stehen. Kyra spürte, dass er sich zurückhielt. Am liebsten wäre er ihr wohl an die Kehle gesprungen. Michael legte eine Hand auf ihre Schulter.
         „Wir sollten lieber gehen“, flüsterte er. „Sein Ego wurde enorm angekratzt. Glaub mir, es ist besser, wenn wir ihn jetzt allein lassen. Du wirst sehen, in ein paar Tagen hat er sich wieder beruhigt.“
     
     
    Der Lichtnahrungsprozess  
     
         Der Monte Prado an der Emilia-Romagna war der höchste Berg in der italienischen Toskana und um diese Jahreszeit bedeckte ein dichter Schneeteppich den Gipfel. Ein scharfer Wind pfiff über die zerklüfteten Felsen und hinterließ einen wehklagenden Singsang.
         Ademar, William und Illyria zogen ihre Kapuzen tief ins Gesicht, um nicht von dem gleißend hellen Licht des Schnees geblendet zu werden. Hier oben war es kalt, doch die drei Ratsmitglieder spürten den eisigen Frost nicht. Illyrias lange, rote Locken flatterten ihr ins Gesicht wie eine flackernde Flamme.

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