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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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stampfen?“, sagte er sauer.
         Doch William reagierte gelassen.
         „Was regst du dich so auf? Immerhin sind wir jetzt drin. Ist doch alles wunderbar gelaufen.“
         Ademar zog die Brauen zusammen. Er fühlte sich unwohl an diesem Ort, den seit gut einem halben Jahrhundert wohl niemand mehr betreten hatte. Er konnte die Geschichte dieser Kirche fast auf seiner Haut spüren und es erfüllte ihn mit Ehrfurcht. Die Stille dröhnte in seinen Ohren und ihr Atem schien von allen Wänden widerzuhallen. Selbst Illyria blickte sich mit großen Augen um. William jedoch war skeptisch und traute der tristen Ruhe nicht über den Weg.
         „Dieser Ort ist verflucht“, sagte er und sah sich um. „Etwas Teuflisches ist hier am Werk.“
         „Es ist nur eine Kirche, William“, beruhigte ihn Ademar und schritt auf den Altar zu. „Hier ist gar nichts am Werk, wenngleich ich mich hier nicht wohl fühle. Wir sollten unsere Aufgabe schnell erledigen und dann sofort von hier verschwinden.“
         Illyria blieb unter dem Kuppeldach stehen, während Ademar und William sich getrennt nach Spuren umsahen. Ademar schritt den Altar ab, während William in den Fluren und den kleinen Kapellen umherstreifte. Die riesigen Wandgemälde waren verblasst und rissig und zeugten von Schlachten längst vergangener Jahrhunderte. William war nicht interessiert an der historischen Geschichte dieses Gebäudes, wohingegen Ademar die verstreuten Schalen und Kelche am Boden des Altars genau in Augenschein nahm und dabei zufrieden lächelte. Er entdeckte in einem der Wandschränkchen einige Papyrus-Rollen, doch er konnte die eigentümliche Schrift darauf nicht entziffern. Er steckte sie dennoch in die Taschen seiner langen Robe. Amelie war sicher in der Lage, diese seltsame Sprache zu lesen.
         Er hörte, wie William aus einer der Katakomben, die weit unter der Kirche lagen, zu ihm hinauf rief. Ademar stopfte die Rollen tiefer in seine Taschen und ging die Treppen neben dem Altar hinunter. Ein modriger, enger Gang, gesäumt von zerfallenen Fackeln, führte in eine kleine Gruft, wo William bereits stand und sich im Raum umsah. Ademar nahm eine der Fackeln von der Wand und hielt seine Hand darüber. In nur wenigen Augenblicken entzündete sie sich. Der Schein des Feuers erhellte die Düsternis und erlaubte die Sicht auf einen steinernen Sarkophag, dessen Granitdeckel weit offen stand. Der Sockel wurde gesäumt von frischen, blühenden Lilien und Farngewächs.
         „Jemand ist hier“, sagte Ademar und sein Blick war fest auf die weißen Blumen gerichtet.
         „Ist das Marius' Sarkophag?“, fragte William.
         Ademar blickte ihn an.
         „Sieht ganz so aus. Aber er ist nicht hier. Jemand anderes hält sich in dieser Kirche auf. Sieh nur, die frischen Lilien. Die kommen sicher nicht von allein hierher.“
         Williams Augen glühten hell auf. Plötzlich war ein Poltern von oben zu hören. Ademar und William sahen sich für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen.
         „Illyria“, zischte Ademar.
         Sie rannten die Stufen wieder empor und sahen sich hastig um. Illyria stand nach wie vor an ihrem Platz, ihre Augen jedoch waren auf einen Punkt am Altar gerichtet. Als Ademar ihrem Blick folgte, entdeckte er eine verhüllte Gestalt, die sich mit ihren Krallen an dem riesigen Kreuz festhielt. Er konnte nicht sagen, was es war, da das Wesen eine braune Mönchskutte trug. William wollte sofort angreifen, doch Ademar hielt ihn mit einer Handbewegung zurück und starrte mit angespannter Miene auf die Gestalt. Diese hob nun langsam den Kopf und unter der schweren Kapuze sahen sie das Gesicht eines jungen Mannes, vollkommen regungslos wie eine Statue. Er hatte beunruhigend weiß-blaue Augen, die wie Eiswasser wirkten, doch der Blick in ihnen war scharf und erbarmungslos.
         „Ihr wagt es, hier einzudringen.“
         Seine Stimme war kaum mehr als ein raues Flüstern, doch die Wände hallten dröhnend wider und verursachten die Illusion eines mehrstimmigen Chors. Illyria zuckte zusammen, diese Lautstärke war Gift für ihr empfindliches Gehör.
         „Wer seid Ihr?“, fragte Ademar bedrohlich, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen.
         Dieser hüpfte elegant von dem Kreuz herunter und landete mit einem lauten Krachen, welches den Boden erzittern ließ, vor ihnen auf dem Boden. Während er sich aufrichtete, nahm er seine Kapuze vom

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