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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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unterbrach sie Amelie und klang nicht mehr ganz so freundlich wie zuvor.
         Ihre Miene war verkniffen und ernst, aber auf Kyra wirkte das weniger bedrohlich als dieses künstliche Lächeln. Amelie schritt um das Bett herum und bedeutete Kyra, sich auf den Stuhl neben dem Tisch zu setzen. Zuerst wollte sie nicht, doch Amelie schenkte ihr nur einen eisigen Blick und sie gehorchte sofort. Diese Frau bereitete ihr Unbehagen.
         Amelie faltete die Hände ineinander und entspannte sich wieder.
         „Bist du sicher, dass er Marius hieß?“, fragte sie dann direkt.
         Kyra war verwundert.
         „Kennen Sie ihn etwa?“, fragte sie erregt und richtete sich gerade auf. „Wo ist er?“
         „Eigentlich dachte ich, du wüsstest es vielleicht“, sagte Amelie und schien resigniert. „Aber offenbar nicht.“
         „Aber Sie kennen ihn? Ich meine, immerhin wissen Sie seinen Namen...“
         Amelie neigte den Kopf zur Seite. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ein schmerzlicher Ausdruck lag in ihren Augen.
         „Marius war der Vampir, der meine Vorfahren verwandelt hat“, sagte sie leise. „Gäbe es ihn nicht, wären ich und meine Familie nicht das, was wir heute sind.“
         Sie sah Kyra direkt in die Augen.
         „Du siehst, wir sind so gesehen miteinander verwandt.“
         In ihrem Blick spiegelte sich eine Zärtlichkeit wider, die Kyra nicht für möglich gehalten hätte. Amelie wurde ihr immer unheimlicher.
         „Marius ist sehr alt“, fuhr Amelie ruhig fort. „Weit über 2000 Jahre. Und er hatte nie eine Partnerin an seiner Seite. Nicht viele können von sich behaupten, ihn gekannt zu haben. Mir selbst wurde nur einmal das Vergnügen zuteil, ihn zu sehen. Wir alle dachten, dass er während des 15. Jahrhunderts zusammen mit den anderen Ältesten vernichtet wurde. Wir haben seither nie wieder etwas von ihm gehört. Bis jetzt.“
         Kyra dachte nach. Dass Marius so alt war, hatte sie nicht gewusst. Sie wusste überhaupt nichts von ihm. Die Leere und die Sehnsucht, welche dieser Mann in ihr hinterlassen hatte, waren nicht zu beschreiben. Tag für Tag musste sie daran denken, wer er war. Wo er sich aufhielt. Ob er auch nur einen Gedanken an sie verschwendete. Und ob er zu ihr zurückkehren würde.
         Amelie ging vor ihr in die Hocke und sah sie eindringlich an.
         „Wenn er wirklich noch lebt, dann müssen wir das wissen“, sagte sie. „Er ist nicht wie wir. Also sag mir, bist du sicher, dass er Marius hieß?“
        Kyra blickte in den Glanz der tiefblauen Augen. Für einen Moment fühlte sie sich, als würde sie sich darin verlieren.
         „Ja, ich bin mir sogar sehr sicher.“
         „Und bist du ... seine Lilie?“
         Kyra lehnte sich ruckartig zurück. Ihre Miene wurde steinern, fast wütend.
         „Was soll das?“, fragte sie laut. „Dieser ganze Mist mit den Lilien? Ich hab keine Ahnung, worauf ihr alle eigentlich hinauswollt! Joe hat schon gesagt...!“
         „Joe hat sich vielleicht auch geirrt“, unterbrach sie Amelie. „Deswegen bin ich hier. Um zu prüfen, was du bist.“
         Sie lächelte wieder.
         „Darf ich mal sehen?“, fragte sie und nahm Kyras Gesicht in die Hände.
         Diese wehrte sich nicht, als Amelie ihren Mund öffnete und sich ihre Zähne besah. Sie blickte auch tief in ihre Augen und untersuchte ihre Haut. Dann holte sie aus den Innentaschen ihres Mantels ein  kleines Schächtelchen hervor. Darin befand sich ein Skalpell. Ohne Vorwarnung schnitt sie damit in Kyras Handgelenk.
         „Au!“, rief diese empört und zog die Hand weg. „Was soll das?“
         Victor kam auf sie zu und überreichte Amelie eine kleine Phiole.
         „Ich brauche dein Blut“, sagte sie beruhigend. „Ich muss es untersuchen lassen.“
         Sie nahm Kyras Hand und hielt die Phiole unter die Wunde. Ein dünnes Blutrinnsal tropfte in das Glas. Amelie nahm den ungewöhnlichen Geruch war, den das Blut ausströmte. Es roch nicht metallisch. Auch Verwesungsgeruch war nicht vorhanden. Stattdessen duftete es nach frischen Blumen und Tau und Amelie war sich sicher, so einen Duft noch nie bei Blut gerochen zu haben. Der Schnitt heilte nach wenigen Sekunden wieder zu und hinterließ nicht die geringste Spur einer Verletzung.
         „Die Wundheilung ist normal“, bemerkte Amelie und schloss die volle Phiole mit

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