Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Kopf und entblößte kurzes, silberblondes Haar. Erst jetzt konnte Ademar den Verwesungsgeruch wahrnehmen. Er war so stark, dass selbst Ademar für einen Augenblick den Atem anhielt. Dies musste ein unglaublich alter Vampir sein.
Ademar war wie erstarrt, als der Fremde seine Zähne zeigte, die nicht aus dem Zahnfleisch kamen, sondern echte Fangzähne waren. Seine Augen glühten rot auf. Ademar atmete nun schneller als bisher und zog die Augenbrauen zusammen.
„Wer zum Teufel seid Ihr?“, wiederholte er.
Der Fremde ging langsam auf sie zu, ruhig, fast gelassen.
„Ich bin der Bote Samael“, sagte er. „Gekommen, um dem Einen zu dienen.“
Er sprach mit einem starken römisch-lateinischen Akzent und seine Stimme war im Gegensatz zu seinem jugendlichen, sanften Gesicht sehr rau und hart.
„Welcher Eine?“, fragte Ademar und begab sich in Angriffsstellung, da der Mönch immer weiter auf sie zu schritt.
Samael lachte hölzern auf.
„Ihr wisst, von wem ich spreche. Der älteste, noch lebende unserer Rasse. Er wusste, dass ihr eines Tages hierherkommen würdet, um nach Antworten zu suchen.“
Ademar war verwirrt, William erbost. Samael streckte die Arme von sich und richtete sich zu seiner gesamten, beeindruckenden Größe auf.
„Ich wurde gesandt, um euch aufzuhalten.“
Er griff unerwartet schnell an. Ademar warf sich vor Illyria, um sie zu schützen, doch William hatte keine Sekunde gezögert und stellte sich dem Fremden entgegen. Mit einem einzigen, kräftigen Hieb schlug Samael zu und William wurde quer durch die Kathedrale geworfen. Er schlug unsanft gegen eine Wand, rutschte daran herunter und blieb schließlich regungslos liegen. Ademar erfasste die Situation blitzschnell, er richtete sich auf und hechtete mit einem Satz nach vorne. Doch Samael sprang selbst mit ihm um wie mit einer Spielzeugpuppe. Er wehrte Ademars Hieb mit Leichtigkeit ab, fixierte seinen Arm und sah ihm tief in die Augen.
„Ihr hättet nicht herkommen sollen“, sagte er mit verzerrtem Gesicht. „Nun werdet ihr alle sterben, damit mein Meister leben kann.“
Er holte aus und durchbohre Ademars Rumpf mit einem einzigen Schlag seines Armes. Dieser stockte und rang mit weit aufgerissenen Augen nach Luft. Sein Blut rann an den Ärmeln von Samaels Kutte hinab und vermischte sich mit dem Staub des Bodens. Samael bedachte ihn mit einem letzten, bedrohlichen Blick, dann riss er seinen Arm aus Ademars Körper und dieser fiel regungslos zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Illyria hatte sich die ganze Zeit über nicht bewegt, doch jetzt senkte sie den Kopf und sah auf Ademars blutüberströmten, zusammengekrümmten Körper. Als Samael nun sie ins Visier nahm, blickte sie auf und starrte ihm direkt ins Gesicht. Ihre Augen verrieten Nervosität, ebenso wie ihre zitternden Lippen. Doch Samael empfand nicht das geringste Mitleid mit ihr, nur weil sie eine Frau war. Ebenso rigoros wie bei den beiden Männern ging er nun auf sie zu und hob dabei seine Hand. Gerade als er zuschlagen wollte, erreichte ihn jedoch ein seltsames Gefühl in seinem Kopf. Sofort hielt er inne. Illyria durchbohrte ihn wortlos mit ihren Blicken, sah so tief in ihn hinein wie niemand zuvor. Er hörte ein lautes Weinen, Schreie und das Brennen von Feuer, welches ihn langsam umkreiste. Er fing an zu zittern und wurde panisch.
„Hör auf damit!“, schrie er sie an, doch sie manipulierte seine Gedanken weiterhin, bis er aufschrie und sich die Hände an den Kopf hielt.
Er sank auf die Knie und biss sich so fest auf die Lippe, dass diese anfing zu bluten. Seine Fingernägel bohren sich in seine Kopfhaut und er riss sich dabei ein Büschel seiner Haare aus.
„Hör auf!“, schrie er, diesmal so laut, dass der Staub aus den Dielen rieselte.
Mit letzter Kraft richtete er sich auf und schlug seine Nägel in Illyrias Gesicht. Sofort verstummten die Schreie in seinem Kopf. Samael atmete flach und schwer. Illyria lag am Boden und sah verängstigt und gleichzeitig störrisch zu ihm hinauf. Samael nahm sich einen der vielen Holzsplitter auf dem Boden, stellte sich über die Frau und bohrte ihr mit einem heftigen Hieb das Holz in die Brust. Es würde sie nicht töten, doch für einige Zeit außer Gefecht setzen. Ihm perlte der Schweiß von der Stirn.
In diesem Augenblick erhob sich
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