Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
William wieder und ächzte vor Schmerz. Als er sah, wie Illyria gepfählt auf dem Boden lag und Ademar in seinem eigenen Blut schwamm, gab er ein wahnsinniges Fauchen von sich und sprang auf Samael zu. Dieser jedoch wich blitzschnell aus, stemmte die Beine in den Boden und tat einen gewaltigen Sprung hinauf zu den Dachbalken. William blickte zu ihm hinauf, doch als er ihm folgen wollte, war Samael schon durch das Loch im Dach verschwunden. Staub und Späne rieselten auf ihn hinab. Die Kirche begann zu beben und noch bevor William realisierte, was vor sich ging, stürzte die Kathedrale in sich zusammen und verschüttete die drei mit meterhohem Schnee.
Als Kyra aufwachte, war es draußen noch hell. Der stetig monotone Straßenlärm hatte sie geweckt. Sie verspürte ein unangenehmes Brennen im Hals, heiß und pelzig, als ob sie Sodbrennen hätte. Sie hatte wahnsinnigen Durst. Seit sie gestern das tote Blut getrunken hatte, war ihr Körper noch schlaffer und entkräfteter als vorher. Michael hatte sie zu sich nach Hause mitgenommen und ihr das Gästezimmer angeboten. Er wohnte nur wenige Blocks von Joe entfernt, in einem weitaus weniger beeindruckenden Appartement. Gemütliche Ohrenbackensessel, eine Feuerstelle und mehrere, antike Eichenholzmöbel rundeten die Einrichtung perfekt ab. Das Gästezimmer war viel freundlicher als die Zelle bei Joe. Hier gab es zwei große Fenster, ein bequemes Himmelbett, einen Schreibtisch, eine Sitzecke und einen großen, schweren Kleiderschrank. Michael hatte ihr angeboten, ihre ganzen Habseligkeiten mit seinem alten Mustang abzuholen und hierher zu bringen. Sie wusste nicht, ob er bereits wieder da war und eigentlich kümmerte es sie auch nicht. Sie wollte nur so schnell wie möglich etwas zu trinken finden.
Langsam schälte sie sich aus dem Bett und schlüpfte in einen seidenen Morgenmantel von violetter Farbe, den Michael ihr über einen Stuhl gelegt hatte. Vorsichtig öffnete sie die Tür und betrat das große Wohnzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen und ließen kaum Licht in den Raum. Dennoch fand sie sich ohne Probleme zurecht und ging schnurstracks zum Kühlschrank. Als sie ihn öffnete, schlug ihr eine angenehme Kälte entgegen, doch darin befanden sich keine Blutkonserven wie bei Joe. Wütend schlug sie die Kühlschranktüre zu und durchforstete sämtliche Schränke. Nirgendwo fand sie Blut, es roch nicht einmal danach.
Langsam wurde sie wütend. Wovon zum Teufel ernährte sich der Kerl? Genau in diesem Moment, als sämtliche Schranktüren offen standen und sie intensiv darin wühlte, öffnete sich die Wohnungstür und Michael kam nach Hause. Er stutzte über Kyras seltsames Verhalten und kräuselte die Lippen.
„Suchst du was bestimmtes?“, fragte er und legte den Kopf dabei schräg.
Kyra sah nicht auf, sondern riss auf der Suche nach Nahrung weiter alle Schubladen und Kästchen auf.
„Hast du kein Blut zu Hause?“, fragte sie.
Michael verschränkte die Arme.
„Nicht hier“, erklärte er. „Ich bin Detective, schon vergessen? Ich kann doch nicht irgendwelche Blutkonserven in meinem Kühlschrank aufbewahren, schließlich besuchen mich auch ab und zu Kollegen. Warte hier, ich bring dir etwas.“
Er legte seine Jacke ab und ging dann in sein Arbeitszimmer. Zurück kam er mit einer vor Kälte qualmenden Blutkonserve.
„Ich habe meine Vorräte gut versteckt. Ich kann es mir nicht leisten enttarnt zu werden.“
Er schraubte die Verschlusskappe auf, holte ein Glas aus einer Vitrine und goss es bis zum Rand voll. Kyra wartete gar nicht darauf, bis er es ihr anbot, sondern schnappte es sich vom Fleck weg. Kurz bevor sie es an ihre Lippen setzte, hielt sie jedoch inne und sah ihn skeptisch an.
„Keine Angst, dieses Blut ist von einem lebenden Menschen.“
Daraufhin stürzte sie das Blut ohne abzusetzen komplett hinunter und hielt ihm das Glas danach unter die Nase. Sie spürte die köstliche Flüssigkeit in ihrer Kehle und fühlte, wie sie ihren Körper mit frischer Energie auftankte. Es war ein wunderbar warmes Gefühl. Sie fühlte sich wie neu geboren und ein Prickeln lief von ihrem Herzen bis in ihre Fingerspitzen. Kyra wies Michael mit einer hektischen Handbewegung darauf hin, ihr noch ein Glas Blut einzuschenken. Er tat es und diesmal ließ Kyra sich beim Trinken mehr Zeit. Erleichtert leckte sie sich über die Lippen, so dass
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