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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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sich Kyras Natur so klar gezeigt. Nie war sie so ehrlich gewesen. Als sie gemordet hatte, wollte sie alle Schuld von sich weisen. Sie hatte verbissen versucht, sich die Menschlichkeit zu bewahren. Eine Zeit lang hatte sie sogar versucht, etwas Positives aus ihrer Misere zu gewinnen. Hatte versucht, die Macht zu genießen. Es hatte damit geendet, dass sie mehrere Menschen ermordet hatte. Egal von welcher Seite sie es betrachten wollte und egal, wer sie versuchte zu sein, nichts änderte sich an der Tatsache, dass sie ein Vampir war und es sie nach Blut dürstete. Die Natur ließ sich nicht verleugnen. Kyra hatte das erkannt. Sie wollte ehrlich sein. Vielleicht wollte sie sogar gestoppt werden. Und weiterhin gestand sie sich ein, dass sie absolut keine Ahnung hatte, warum sie ausgerechnet zu Daniel so ehrlich war. Bei Seth hätte sie sich zurückgehalten. Vielleicht glaubte sie, Daniel würde mehr Verständnis für sie aufbringen. Nicht immer hatte er Vampire so gehasst wie heute. Es gab eine Zeit, da wollte er ihr Freund sein.
         „Damit das klar ist“, sagte Daniel. „Ich habe keine Probleme damit, dich zu töten, wenn ich es muss. Ich habe mehr Vampire getötet, als du wahrscheinlich je kennenlernen wirst.“
         „Die Warnung ist angekommen“, sagte Kyra.
         Als Daniel aufstand entging ihr nicht, dass er dabei irgendetwas aus dem Koffer in seine Hosentasche steckte. Sie konnte zwar nicht genau erkennen was es war, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie es nicht so genau wissen wollte. Sicherlich hatte Daniel darauf achtgegeben, dass sie es nicht bemerkte. Aber Kyra bemerkte solche Details sofort. Es war reiner Selbsterhaltungstrieb. Daniel hatte etwas an sich gebracht, dass ihr schaden könnte, wenn er sich bedroht fühlen würde. Deswegen hatte er sie auch vorher gewarnt.
         Als er sich zu ihr auf das Bett setzte, selbstverständlich in gebührendem Abstand, wirkte seine Körperhaltung steif. Er stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und berührte seine Fingerspitzen.
         „Ich hatte einen Auftrag“, sagte er, ohne sie anzusehen. „Es war keine große Sache. Uns wurden Gerüchte über ein Vampirnest zugetragen. Sie waren nicht auffällig, aber der Konsul ließ es uns trotzdem überprüfen, nur zur Sicherheit. Ich war damals noch in der Ausbildung und hatte noch nie Vampire gesehen. Mein Mentor nahm mich mit.“
         Daniel machte eine kurze Pause.
         „Die Vampire waren fast alle noch Teenager. Nur ihr Anführer war erwachsen. Sie hatten freiwillige Spender, von deren Blut sie sich ernährten. Ihnen ging es gut, sie wurden einwandfrei behandelt. Für uns gab es da nichts zu tun, außer ihre Namen aufzunehmen und sie ins Register einzutragen.“
         Die Stimmung kippte. Kyra merkte, dass Daniels Stimme schludriger wurde.
         „Da war ein Mädchen. Herrgott, sie war noch so jung. Verwandlungen sind unter einem bestimmten Alter verboten, denn Kindervampire werden niemals erwachsen. Im Abkommen wird genau festgehalten, wann Verwandlungen erlaubt sind und wann nicht. Die Menge an Vampiren auf der Welt darf 1% nicht übersteigen. Aber das tut nichts zur Sache. Der Punkt ist, dass das Mädchen erst Sechzehn war, als sie verwandelt wurde. Mein Mentor und ich gerieten darüber in Streit. Ich empfand es als nicht schlimm, das Mädchen hatte es so gewollt und sie war krank. Die Verwandlung hat sie gerettet.“
         Er musste Luft holen. Sein Herz schlug immer schneller. Kyra befürchtete, dass Daniel kurz vor einem Wutausbruch stand.
         „Ich bin also dort geblieben. Es hat mich schlichtweg fasziniert, vor allem weil ich im Orden Dinge über Vampire gelernt hatte, die sie dem, was ich dort sah, total widersprachen. Wir haben das Nest verlassen und uns an einem sicheren Ort versteckt – mir war klar, dass der Orden nach uns suchen würde. Das Mädchen – Samara – ich wurde ihr Schwan. Es hat mir gefallen. Vielleicht war ich ein bisschen verknallt, keine Ahnung. Jedenfalls weiß ich bis heute nicht, was mich da geritten hat, ich war so unfassbar  blöd .“
         „Du denkst, du bist blöd, nur weil du dir eine eigene Meinung bilden wolltest und nicht einfach nur jemand anderem nach dem Mund geredet hast?“
         „Ja, das  war  blöd!“, sagte Daniel wütend. „Hätte ich auf meinen Mentor gehört, wäre ich nicht über Wochen gefoltert und misshandelt worden! Samara, dieses kleine Miststück, sie hat

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