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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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mich fast umgebracht! Und sie hat es genossen, sie hatte verdammt noch mal Spaß daran!“
         Daniel stand auf und zog sein Shirt aus.
         „Das hier ist davon übrig geblieben!“, rief er. „Das hier wird mich ewig daran erinnern, dass man keinem von euch trauen kann! Keinem von euch!“
         Kyra musste die Luft anhalten. Sie hatte nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass Daniels Körper so stark entstellt sein würde. Sein gesamter Rücken und seine Rippengegend waren mit Narben übersät. Sie sahen aus wie Kratzspuren. An den Armen hatte er Narben von Bisswunden. Mit einem plötzlich hochkochenden schlechten Gewissen bemerkte Kyra auch ihre eigenen Bissmale an seinem linken Arm. Doch das, was sie wirklich berührte, war das Tattoo auf seinem rechten Schulterblatt. Es zeigte eine wunderschöne, blühende Rose. Kyra kannte diese Rose. Sie trug die gleiche. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Daniels Rose als zusätzliche Zierde kein Symbol besaß, sondern den kleinen, schnörkeligen Buchstaben  'S' .
         Kyra konnte nicht anders. Daniel stand mit dem Rücken zu ihr und bemerkte daher zu spät, dass sie die Hand nach ihm ausgestreckt hatte und sachte über das Tattoo strich. Er zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um.
         „Fass mich nicht an!“, rief er aggressiv.
         Seine Hand wanderte schon in seine Hosentasche, doch als er sah, wie Kyra den Pullover auszog, fror er mitten in der Bewegung ein. Sie streifte die Träger des Nachthemdes von ihrer Schulter, legte die Haare zur Seite und zeigte Daniel ihr eigenes Brandmal.
         „Siehst du? Wir sind gleich.“
         „Wir sind nicht gleich!“ Daniels Lippen zitterten. „Es ist nur ein weiterer Beweis dafür, wozu ihr imstande seid! Ihr markiert nicht nur Menschen als Imbiss, ihr verpasst sogar eurer eigenen Art Brandzeichen, als wären sie Nutzvieh!“
         Kyra zog die Träger wieder hoch und drehte sich um.
         „Das machen Menschen auch. Sogar mit ihrer eigenen Art. Schon mal was von Sklaverei gehört?“ Sie trat ganz nahe an Daniel heran. „Menschen und Vampire schenken sich nichts, wenn es um Grausamkeit und Brutalität geht. Wir beide, wir sind Opfer. Das stellt uns auf eine Stufe. Vielleicht solltest du dir eher darüber bewusst werden was wir gemeinsam haben, als darüber was uns unterscheidet.“
         „Wir haben zu wenig gemeinsam, als das es relevant wäre.“
         „Das sehe ich anders.“
         „Sie es wie du willst“, sagte Daniel und zog sich wieder an. „Es müsste verdammt viel passieren, bevor ich einem von euch wieder traue.“
     
         Samael stand auf den Zinnen einer Kirche und beobachtete mit gleichmütiger Miene den fahlen Sonnenaufgang. Noch immer peitschte der Regen auf ihn nieder und wusch die letzten Reste des Blutes aus seinem Gesicht. Seine Augen waren starr in die Ferne gerichtet. Am Horizont sah er den Rand der Stadt und noch weiter entfernt eine Wüste. In entgegengesetzter Richtung stiegen noch vereinzelte Rauchschwaden in den Himmel empor und entschwebten ins Nichts. Die Feuerwehr hatte den Brand im Ordenshaus gelöscht, jedoch nichts weiter vorgefunden als ein bis auf die Grundmauern abgebranntes Gebäude und ein riesiger, schwelender Haufen Asche. Der Gestank von zig verkohlten Menschenleibern wehte durch die Stadt.
         Samael legte den Kopf in den Nacken. Der erste Schritt war getan. Das Ordenshaus und die Jäger dort waren vernichtet. Er konnte jetzt nicht ruhen. Weitere Aufgaben lagen vor ihm und er durfte seine kostbare Zeit nicht verschwenden. Marius verließ sich auf ihn und er wollte seinen Gebieter unter keinen Umständen enttäuschen.
         Mit einem letzten Blick auf den Horizont wandte er sich um und sprang vom Dach der Kirche, direkt in eine menschenleere Gasse. Sanft kam er auf dem nassen, schmutzigen Boden auf und schritt mit wehender Robe durch die Straßen. Er erntete viele verblüffte Blicke. Es war nicht gerade üblich, dass sich Menschen mit brauner Mönchskutte und dunklen Ledersandalen an den nackten Füßen in der Öffentlichkeit zeigten. Samael hatte kein Auge für die glotzenden Menschen übrig. Mit schnellen Schritten lief er auf ein geparktes Auto am Straßenrand zu, in dem ein Mann saß und hektisch telefonierte. Diesem stockte der Atem, als Samael ohne Vorwarnung die Fahrertüre aufriss und den Mann am Hals packte.
         „Sir, was soll ... ich bitte Sie...!“,

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