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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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aus.
         „Du bist gut“, sagte er. „Wirklich gut. Du hast Recht.“ Er schritt auf sie zu und pochte mit dem Finger auf das Foto des Mottenmannes. „Du weißt wer das ist. Denk mal scharf nach.“
         Kyra wurde heiß. Ihre Gedanken gerieten durcheinander.
         „Ganz richtig“, sagte Daniel. „Das ist Marius.“
         Seth sah ihn überrascht an.
         „ Das  ist Marius?“, fragte er. Er riss Kyra das Buch aus der Hand und fixierte die Fotografie. „Im Ernst?“
         Daniel begann wieder damit, die Geldscheine zu zählen.
         „Im Ernst“, sagte er ohne aufzublicken. „Im Gegensatz zum Vampirrat haben wir nie richtig glauben können, dass Marius wirklich tot sein soll. Er hat sich nie gezeigt, aber damals in Point Pleasant hatte er offenbar ein wenig Langeweile. Zuvor haben wir ihn das letzte Mal 1880 in New York gesehen. Danach war er mal wieder spurlos verschwunden, aber in den 60er Jahren hat er die Silver Bridge über dem Ohio River zum Einsturz gebracht und dabei 46 Menschen getötet. Einer davon war der oberste Vorsitzende unseres Ordens, der danach von unserem jetzigen Vorsitzenden ersetzt wurde. Anschließend ist er wieder verschwunden. Im Verstecken ist er ziemlich gut, bis jetzt wussten wir nie, wo genau er sich aufhält.“
         „Aber ... er ist über hundert Mal gesichtet worden!“, sagte Kyra laut. „Immer in derselben Stadt! Ihr hättet ihn doch fassen können!“
         „Der Orden hat die Sichtungen in Point Pleasant anfangs nicht ernst genommen“, meinte Daniel. „In dieser Gegend gibt es viele Uhus, die haben auch rote Augen und Flügel. Aber nachdem ein junges Pärchen angegriffen wurde und dabei schwere Verbrennungen aufwies, wussten wir sofort, dass es ein Vampir sein musste. Ich muss zugeben, wir hatten Marius in Verdacht, aber beweisen konnten wir es bis heute nicht. Glaub nicht wir hätten den Rat nicht informiert. Es war ihnen egal. Wir können selbst jetzt nicht mit Sicherheit sagen, dass er der Mottenmann ist. Aber wer außer ihm sollte sonst infrage kommen.“
         Kyra konnte diese Neuigkeiten gar nicht richtig fassen. Gierig las sie die Artikel in dem Buch durch und immer wieder blieben ihre Augen an dem Foto haften. Eine Gänsehaut überkam sie, als sie in die großen, glühend roten Augen sah. Dieselben Augen wie die ihren. Ihr Herz hüpfte im Stakkato. Endlich.  Endlich  erfuhr sie mehr über Marius, über seine Vergangenheit. Er hatte über vierzig Menschen in den Tod gestürzt? Warum hatte er das gemacht? Wie grausam war Marius wirklich? Warum überhaupt waren alle hinter ihm her? Was fürchteten sie so an ihm?
         Kyra konnte nicht mehr klar denken und wandte ihr Gesicht von den Buchseiten ab. In ihrem Kopf schwirrte es. Langsam setzte sie sich wieder auf das Bett und atmete tief durch.
         „Derjenige, der ihn schnappt, wird als Held gefeiert, soviel ist sicher“, sagte Seth. „Warum interessiert dich das überhaupt?“
         Ihre Unterlippe zitterte und sie strich sich das verknotete Haar aus der Stirn.
         „Er hat mich verwandelt“, sagte sie lahm.
         Daniel beobachtete die Situation genau. Seth wusste nichts von den Umständen, unter denen Kyra zum Vampir geworden war und er war sich nicht vollständig sicher, wie er reagieren würde. Daniel hatte es ihm auch noch nicht erzählt. Er selbst machte diesen Job schon so lange, dass er im Gegensatz zu den meisten jüngeren Jägern gelernt hatte, über den Tellerrand zu schauen, auch wenn ihm das nicht immer gelang. Seth war noch nicht lange dabei. Es war schon erstaunlich genug, dass er Kyra nicht wie ein Tier behandelte. Das hieß aber nicht, dass dies so blieb, wenn er wüsste wer sie verwandelt hatte. Daniel rechnete durchaus damit, dass die ohnehin schon strapazierte Zusammenarbeit zwischen ihnen dadurch erheblich leiden könnte. Das Geld zählte er nur noch zum Schein durch. Er sah überhaupt nicht richtig hin.
         „Marius“, sagte Seth, als ob er sich verhört hätte. „Verarschst du mich?“
         „Vielleicht hätte ich das lieber tun sollen“, meinte Kyra. „Jetzt bin ich für dich der irre Vampir, der wegen seiner  'Blutsverwandtschaft'  definitiv gefährlich sein muss. Das denkst du doch gerade, oder etwa nicht?“
         Soweit Daniel es beurteilen konnte, wütete in Seth in diesem Moment ein Kampf von epischem Ausmaß. Man sah ihm förmlich an, wie Herz und Verstand

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