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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Grabesstaub“, erklärte Seth. „Damit errichtet man eine Bannlinie. Die funktioniert aber nur bei übernatürlichen Wesen. Mit Ziegelstaub hält man sich Feinde vom Leib. Auch Menschen.“
         Daniel band den Lederbeutel wieder zu und warf ihn zurück in den Koffer.
         „Und was sind das alles für Sachen?“, fragte Kyra weiter und deutete auf den Inhalt des Koffers.
         Seth kam nun zum Tisch geschlendert und stützte sich mit den Händen darauf ab.
         „Jeder Wagen  im Besitz des Ordens  hat einen solchen Koffer im Kofferraum. So sind wir immer vorbereitet. Auch für den Fall, dass wir den Orden schnell verlassen müssen, so wie es jetzt der Fall war. In jedem Koffer befinden sich Waffen, Spiritus, Amulette, Stäube, ein erklecklicher Batzen Geld und ein Buch mit Informationen und Aufzeichnung. Wir sind gut organisiert.“
         Kyra konnte einen Anflug von Stolz in seiner Stimme mitschwingen hören. Neugierig stand sie auf, rollte die viel zu langen Ärmel von Seth's Pullover über ihre Ellbogen und trat ebenfalls an den Tisch. Daniel wich unbeabsichtigt einen Schritt zurück. Er fummelte das Gummiband von den Geldscheinen, um sie durchzuzählen. Kyra griff nach dem Lederbuch. Das Rascheln der Geldscheine erstarb für den Bruchteil einer Sekunde, als Daniel ihr einen skeptischen Blick zuwarf. Kyra bemerkte es nicht, nahm das Buch heraus und schlug es auf. Die Seiten waren von Hand verfasst, teilweise original, andere nur kopiert und eingeheftet. Die Schrift variierte stark, so dass Kyra zu dem Schluss kam, dass eine Menge verschiedener Leute dieses Buch in den Händen gehalten und Themen darin ergänzt hatten. Manche Seiten waren mit Fotos oder Zeitungsausschnitten beklebt, andere wiesen ominöse Zeichnungen verschiedener Symbole auf. Die ersten Einträge waren über 200 Jahre alt und die Schrift schon weitestgehend verblasst. Kyra blätterte eine Weile ziellos die Seiten durch, die Zunge zwischen den Zähnen.  Sie überflog gewisse Artikel mit mäßigem Interesse, bis sie auf einen etwa vierzig Jahre alten Eintrag stieß, der ihre Nerven augenblicklich zum Flattern brachte.
         Über eine komplette Seite erstreckte sich die verwischte, ungenaue Zeichnung eines Wesens, das keine rechte Form zu besitzen schien. Es war eher ein schwarzer Fleck mit großen Flügeln und einer annähernd menschlichen Gestalt, auf dessen Kopfhöhe zwei  rote Punkte glühten. Der Rest des Körpers war nicht zu erkennen. Tatsächlich ließen nur die roten Augen darauf schließen, dass es sich um ein lebendes Wesen handelte.
         Auf der rechten Buchseite befanden sich ausgeschnittene Zeitungsartikel, einer davon mit einer Fotografie des Wesens. Es schwebte über einer alten, zerfallenen Fabrik, hatte die beiden formlosen Flügel weit aufgespannt und seine Augen glühten rot wie Feuer in der Nacht. Am oberen Seitenrand hatte jemand mit blauem Filzstift die Worte „Mottenmann, Point Pleasant“ in krakeliger Schrift geschrieben. Kyra blickte starr vor Anspannung auf das Foto. Ob es tatsächlich echt oder nur eine Fälschung war, konnte sie weder erkennen, noch kümmerte es sie. Aber die roten Augen und die undefinierbaren Umrisse erinnerten sie an das Bild, welches sie im Flur des Ordenshauses gesehen hatte.
         „Was ist das?“, fragte sie mit flatternder Stimme und deutete auf die verschmierte Zeichnung.
         Seth beugte sich über den Tisch, sah in das Buch und überflog die beiden Seiten rasch.
         „Der Mottenmann?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
         „Das soll eine Motte sein?“ Kyra drehte das Bild nach links und rechts und musterte es dabei. „Ganz schön groß.“
         „Nein, keine Motte“, meinte Seth, ging um den Tisch herum und stellte sich neben sie. „Ein  Mottenmann . 1966 und 1967 wurde er in vielen Staaten der USA gesehen. Angeblich ein riesiges, geflügeltes Wesen mit leuchtend roten Augen. Die meisten Sichtungen gab es in PointPleasant, da waren es glaube ich über hundert. Warum fragst du?“
         „Diese  Augen“, sagte Kyra aufgeregt.
         Sie schwieg. Seth sah sie fragend an und auch Daniel sah von seiner Geldzählerei auf und beobachtete sie.
         „Rote Augen? Ist das nicht offensichtlich? Ich kenne nur Vampire mit solchen Augen. Ich habe so ein Bild schon mal gesehen. In eurem Orden.“
         Eine kurze Stille trat ein, dann stieß Daniel ein kaum hörbares Lachen

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