Unheiliger Engel (German Edition)
geworden noch hatte sie von ihnen eine Information erhalten. Das war kein Wu n der, denn einer von ihnen stand noch im Dienst und sie konnte kaum erwarten, dass die zwei Herren nur auf ihre Anfrage gewartet hatten. Elaine biss in ein klebrige s Plunderstück , denn leerer Magen studierte nicht gern. Den restlichen Zuckerguss leckte sie sich genüsslich von den Fi n gern. Nicht fein, aber niemand sah zu.
Mittlerweile hatte die Polizei die beiden Mordopfer identif i zieren können, die sich tatsächlich in der Gothic Szene g e tummelt, dabei aber mehr als Mitläufer gegolten hatten. We i tere Hinweise gab es nicht und somit auch keine Spur vom Mörder. Allein im Fall Tina Sahlmann gab es genügend Spuren wie Fingerabdr ü cke, eindeutige DNA am Opfer und eine Visitenkarte, die mit dem Blut des O p fers getränkt war. Seltsam, dass ein Täter so unvo r sichtig gewesen sein sollte. Noch seltsamer, auf welche Person diese Visitenkarte deut e te. Am seltsamsten war jedoch, dass gerade diese Person noch i m mer durch ihre Gedanken spukte und sich sogar in ihre Träume geschlichen hatte. In Trä u me, die ganz und gar nicht unschuldig und anständig waren, sondern angefüllt mit Leidenschaft, B e gehren und Verla n gen.
Voller Ungeduld und Nervosität raufte sich Elaine die Haare und seufzte. Mo r gen früh würde sie mit ihren Kollegen in Richtung Speicherstadt fahren und die Firma betreten, in der der Verdächtige ahnungslos seiner Arbeit nachging. Morgen früh würde sie auf Sergej Nikolaj Kasamarov treffen, den atembera u benden Mann aus ihren wilden Träumen. Den Mann, der vielleicht ein skrupell o ser und brutaler Mörder war. Die Minuten bis dahin vergingen quälend wie Stu n den.
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Sergej lächelte betont freundlich und verbeugte sich höflich, als sich die sech s köpfige russische Delegation unter reichl i chem Getöse verabschiedete und sich der Deal zu seiner Z u friedenheit gefügt hatte. Summa summarum hatte er in den letzten vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten sein Ve r mögen um einige Millionen Euro erhöht. Dazu hatte er neue Verteilerwege erschlossen, die seine Produkte noch einfacher in die Märkte des Ostens fließen lassen würden und die Genehmigung zum Ausbau eines bereits vorhandenen Stando r tes erhalten. Die relevante Produktionspalette vor Ort war umfangreich und reichte von Medik a menten, Medizinprodukten, Metall bis zu Waffen, die natürlich nur zur Verteid i gung konzipiert waren. L ukrative Geschäfte durch und durch, die ihn zufrieden stim m ten.
„Das war ein hartes Stück Arbeit, ich gratuliere zum erfol g reichen Abschluss . “ D er Niederlassungsleiter seiner Produ k tionsstätte in Kasachstan Pjotr Makarow bekam wieder eine gesundere Gesichtsfarbe und streckte Sergej seine verschwit z te Hand entgegen .
„Finden S ie? Es ist doch alles zu unserer Zufriedenheit g e laufen. Wir sind mit unserer Strategie gut gefahren und ganz ähnlich sollten wir es mit den Usbeken halten, die wir de m nächst in Hamburg erwarten.“
„ Da . “ Pjotr nickte.
„Die Unruhen in Kirgistan kommen uns natürlich ganz recht, so unschön sie auch für die Bevölkerung sein mögen. Die fragile Situation verschafft uns zusät z liche Ansat z punkte auf dem gesamten Terrain.“
Was Sergej nicht genug war, denn schon hatte er seine Fühler weit über die Grenzen hinaus nach China ausgestreckt und dort wichtige Kontakte geschlo s sen. Doch in diese G e schäfte würde er zu einem späteren Zeitpunkt intensiver einsteigen, da er sein jetziges L e ben beendet wusste. Zu diesem Zwecke hatte er bereits Grundbesitz erwe r ben lassen und so einiges mehr arrangiert, denn gut Ding brauchte Weile und wollte noch besser g e plant und vorbereitet sein.
Einen Moment schaute er Pjotr zu, der Unterlagen in eine abgegriffene Akte n tasche pac k te. „Ist etwas mit I hnen?“ , fragte er ihn.
„Zwischendurch hatte ich die Befürchtung, die Herren würden entweder brü s kiert den Raum verlassen oder Revolver zücken . “ E r war noch immer aufg e wühlt.
„Warum das denn?“ Sergej schmunzelte innerlich.
„Das lag in der Luft und war fühlbar.“
„Es gibt elegantere Wege, einen Menschen aus dem Leben scheiden zu lassen. Wenn Dimitri und seine Freunde es d a rauf anlegen würden, mich zu beseitigen, würden sie erfahr e ne Auftragsmörder auf mich ansetzen. Das wäre somit recht einfach, diskret und sicher.“
Pjotr horchte erschreckt auf. „Sie meinen doch nicht etwa …?“
„Nein, keine
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