Unheiliger Engel (German Edition)
Kumpel Jurij um Hilfe bitten, der seine Finger überall drin und dazu gute Kontakte hatte. „Danke für alles.“
Tom winkte ab. „Du hast mein Studium bezahlt, wir sind quitt.“
„Quitt? Das hat eine Stange Geld gekostet . “ Sergej zog ihn immer damit auf. „ Wir sind noch längst nicht quitt.“
„Du hast Geld wie Heu, Sergej.“
„Ich habe auch ein paar Jährchen mehr dafür gearbeitet.“
„Touché, aber wir können ja nicht alle unsterblich sein . “ Tom boxte Sergej in die Seite und grinste wieder. „Soll ich dich in die Firma bringen?“
„Mach das bitte, ich hab noch viel zu tun. Die letzten Stunden haben mich nicht nur Zeit, sondern auch Geld gekostet.“
„Warum wundert mich das nicht? Du hast nicht umsonst viele gute Mitarbe i ter, sie kri e gen das schon hin. Du solltest dich vielleicht etwas ausruhen oder …“
„Ich verlass mich lieber auf mich selbst“, grollte Sergej. „Im Moment muss ich einfach vor Ort sein. Das nächste W o chenende ist wichtig.“
„Wie du willst. Aber ich bitte dich um einen Gefallen, lass die Hände von di e ser blo n den Kommissarin mit den blauen Augen und langen Beinen.“
Sergej schaute ihn an und nickte. Vielleicht ließ er es, vie l leicht auch nicht, das würde sich zeigen, doch Tom schien ihm zu glauben und das war momentan die Hauptsache. Noch mehr Belehrungen oder gute Ratschläge würde er nicht ertr a gen.
Die folgenden Tage vergingen glücklicherweise ohne weitere unangenehme Zw i schenfälle und trotz aller Aufmerksamkeit und Recherche konnte Sergej keine Spur der ihm so verhas s ten Nicht-Menschlichen entdecken.
Vielleicht hatte er sich geirrt, das hoffte er zumindest. Dennoch blieb er übe r nervös, dünnhäutiger als sonst und unleidig, was besonders Ruth und seine eng s ten Mitarbeiter au s baden mussten. Er trieb sie bis an den Rand ihrer Kraft und darüber hinaus. Wie auch sich selb st , denn er hatte tagelang keinen Schlaf finden und zur Ruhe kommen kö n nen. Ihm war, als müss t e das Damoklesschwert über ihm endlich fallen und sein Leben und ihn für immer zerschmettern.
Es missfiel ihm, dass er abwarten musste und erst reagieren konnte, wenn ta t sächlich etwas passierte. Das war eine ungünstige Ausgangssitu a tion für einen Mann, der offensives Handeln bevorzugte. Eine z u sätzliche Belastung für Sergej war die Gewissheit, dass er die Polizei im Nacken hatte, unter Beobachtung stand und nicht machen konnte, was er wol l te. Er hasste es, in seinem Tun begrenzt und eingeschränkt zu sein. Da er diese unschöne Situ a tion allerdings nicht ändern konnte, richtete er seine Energie auf die letzten Vorbereitungen für die bevorst e hende Gala am Samstag, die perfekt werden und seinen Namen in der Öffen t lichkeit in ein positives Licht rücken sollte. Schließlich gab es immer eine gute Pre s se für Menschen, die sich für andere einsetzten und gekonnte und spendable Gastgeber w a ren. Wie auch immer geschehen, es waren einige Gerüchte über ihn im Umlauf und in der Pre s se erschienen, was erstaunlicherweise den Absatz der Karten gesteigert hatte. Anscheinend wollten einige der Bes u cher den Mann sehen, der g eheimnisumnebelt , vielleicht sogar kriminell und selten in der Öffen t lichkeit zu sehen war. Sergej war es einerlei, der Zweck heili g te die Mittel.
So mauserte sich die Gala am Samstagabend tatsächlich zu einer rauschenden und viel b e suchten Ballnacht. Allein die Karten hatten fünfhundert Euro gekostet und dennoch w a ren sie ihm in den vergangenen drei Tagen aus den Händen gerissen worden und das Event war nun ausverkauft. Die Spende n bereitschaft der Menschen steigerte sich wie immer, wenn es auf das Wei h nachtsfest zuging, die Presse zu Gast war und Neugier und Sensationslust g e weckt worden waren.
Die große Empfangshalle seiner Firma war umfunktioniert zu einem prächt i gen, opulenten Ballsaal, der zum Thema ‚ E ine berauschende Winternacht ‘ au s staffiert war. Paare tanzten zu der stimmungsvollen Musik, die von einer bekan n ten Big Band exzellent und dem Geschmack des Publikums angepasst dargeb o ten wurde. K unstvolle Eisskulpturen vor dem Panorama einer verschneiten Bergwelt, eine kleine Eislaufbahn, Lichterglanz überall und fliege n de Künstler, die mal hier und dort das elitäre und verwöhnte Publikum mit kleinen Einlagen unterhielt en . In einem anliegenden Bereich servierten deutsche Spitzenköche Köstlichkeiten und kredenzten exqu i site Tropfen, der Duft ihrer
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