Unheiliger Engel (German Edition)
werden, dass ein Mann diese geballte Anzi e hungskraft besaß und auf die Fraue n welt losgelassen wurde .
„Sind S ie sicher, dass S ie mich nicht mit den Augen der Kommissarin pr ü fen?“
„ Absolut.“ Noch mehr Zorn, wie wunderbar .
„ Mein Eindruck ist anders. Was würden I hre Kollegen sagen, wenn S ie sich mit einem Verdächtigen unte r halten?“
„ Nichts.“ Elaine schlenderte a n einer der Bilderreihen entlang. „Ich mag die Aufna h men, sie sind menschlich, fassadenlos und eindringlich.“
„Einige Fotos habe ich selb st gemacht . Andere sind von Profifotografen, die ich für die Sache begeistern konnte.“
„Welche sind von I hnen?“
„Sie betrachten eines davon.“
Elaine schenkte Sergej einen langen Blick . „ Die sind wirklich gut . Also habe ich ein weit e res Talent entdeckt.“
„Meine Talente liegen woanders“, wiegelte er ab und gab sich besche i den.
„In gewinnbringenden Geschäften?“
„Ich investiere meine Zeit und Energie lieber profitorientiert als sie zu ve r schwenden, das ist richtig. Bin ich nun ein schlechter Mensch?“
„Wer weiß . “
Sergej ließ sie nicht aus den Augen. „Wussten S ie, dass allein in den ersten zwei Januarw o chen dieses Jahres sieben obdachlose Männer im Großraum Hamburg erfroren sind?“
„Nein, das wusste ich nicht“ , gestand Elaine.
„Vielleicht in der Nähe I hres Hauses.“
„ Aber ich habe gar kein Haus. “
„Der nächste Winter steht vor der Tür, in wenigen Wochen ist Weihnac h ten, die Zeit des Friedens, der Freude und der üppigen Geschenke. W as ist dann mit diesen Menschen?“
„Warum fragen S ie mich das?“
„Ich weiß es nicht . “ Er blickte auf seine Hände. „Vergessen Sie es .“
„ I ch emp finde I hr persönliches Engagement bemerkenswert und beeindr u ckend .“
„Es geht mir nicht um Lob, aber lassen S ie uns das Thema wechseln.“ Er räu s perte sich und setzte ein Lächeln auf. „ Dieser Abend ist dem Genuss und der Freude an den schönen Dingen des Lebens ge widmet. Gute Laune und ein ne t tes Ambiente heben b e kanntlich die Spendenbereitschaft.“
Sie fragte sich, welche Geister ihn plagten und warum seine Euphorie ve r schwunden war. Irgendetwas musste in der letzten Stunde passiert sein. Irgen d etwas, dass ihm Kummer bereitete.
„Sie sehen blass aus“ , murmelte sie.
„Ich habe wenig geschlafen , die vielen Vorbereitungen . “
„Das kann ich mir vorstellen.“
„Vielleicht ist das Licht ungünstig für meinen Teint.“
„Nein, I hr Teint ist makellos.“
„Das sind die guten Gene“ , scherzte er halbherzig.
Elaine lachte, doch dann erfasste ihr Blick seinen Arm, seine Hand und sie stockte. „Sie sind verletzt, was haben S ie seit unserem Tanz mit I hre m Arm g e macht?“
„ Nichts weiter. “
Elaine entging nicht, dass er einen Verband um den Arm trug, der sich mit Blut getränkt hatte. Er hielt die Arme verschränkt , sodass die Ausmaße der Verletzung verborgen blieben . Hatte er sich aus diesem Grund zurückgez o gen? W er oder was mochte ihn verletzt haben? Hatte es einen Kampf geg e ben?
„Nur ein Kratzer, ich habe mich geschnitten“, wiegelte er ab. „Ich war ung e schickt.“
Elaine ahnte, dass er log. „Ihre Wunde sollte von einem Arzt versorgt we r den.“
„Später.“
Wenn er den Helden spielen wollte, bitte. V ielleicht gab ihm ihre Sorge das G e fühl, schwach und unzulänglich zu sein . Männer hatten eine andere Sich t weise. Entweder sie litten schon bei einem Schnupfen Höllenqualen und waren Weic h eier oder sie spielten den starken Kerl, den nichts umhauen k ann . Einen Mitte l weg gab es selten.
„Wo ist I hre Begleitung?“ E r entschied sich für geschicktes Ausweichen und wechselte erneut das Thema.
„Leo unterhält sich mit Bekannten und mir war …“
„Langweilig?“
„Das auch . “
„Ich fürchte, ich kann im Moment kaum zu I hrer Unterhaltung beitragen.“
„Ist das so?“ Sanft glitten ihre Finger über sein Gesicht und zeichneten die markanten Konturen nach. Seine Haut war weich und warm. Er s chloss d ie A u gen und lehnte sich an ihre Hand, als wäre di e zarte Berührung willkommen.
„Sie sind ein widersprüchlicher Mann . Manche sagen … e iskalt.“
„Das ist meine Wirkung und vielleicht haben diese Menschen recht.“
Sein Ruf war selbstredend und er schien kein Mann zu sein, den die Me i nung anderer int e ressierte . Dennoch hatte Elaine den Eindruck, dass ihm nicht egal war, was sie über
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