Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Rand des Transportkorbs und winkte ihnen zu.
Sie überrannte die Freude und ließ sie beinah leichtsinnig werden, nur die warnenden Worte Vinc bewahrte sie vor einem Absturz. „Bleibt stehen und rührt euch nicht.“ Er hatte die Gefahr sofort erkannt. Aber wie sollte er die Gruppe rüberholen, so jedenfalls fragte sich nicht nur Vanessa, sondern auch Zubla und Tom, wobei Tom die Frage laut äußerte.
Sie sahen, wie Vinc verschwand und als er wieder auftauchte, hielt er ein Tau und einen Pfeil und Bogen in der Hand.
„Nun bin ich aber gespannt“, sagte Tom. „Was will er damit?“
„Das Seil zu uns schießen“, folgerte Vanessa und hatte recht. Kaum dass sie es ausgesprochen hatte, schlug der Pfeil neben ihr ein.
„Wow, wo hat der denn das gelernt?“, fragte Tom bewundernd. Aber auf die Antwort sollte er noch lange warten müssen, denn zunächst hieß es die Leine zu nehmen und sich zum Korb schwingen. Da es den Abstand zwischen dem Felsen und dem fliegenden Forettenjäger überbrücken musste, war es nicht unerheblich in der Länge. Vanessa sah Tom an und meinte: „Na los. Mach schon.“
„Was heißt mach schon?“ Obwohl Tom wusste, was Vanessa meinte, stellte er die Gegenfrage. „An dem das dünne Seil soll ich mich hängen? Das reißt doch.“ Er schüttelte den Kopf. „Bei meinem Gewicht“, ergänzte er.
„Hast du dich die letzte Zeit mal angesehen?“, fragte Vanessa.
„Klar, jeden Morgen im Spiegel. Was soll diese blöde Frage.“
„Ach ja, wir haben ja keinen. Du hast ganz schön abgenommen“, erklärte seine Schwester.
„Wirklich? Daher rutschen die Hosen immer. Ich musste den Gürtel schon paarmal enger stellen.“
„Kannst du nicht mal dich an das Seil hängen und losschweben?“ Diesmal wurde Zubla ungeduldig.
„Warum du nicht zuerst?“, fragte Tom Vanessa.
„Ganz einfach, weil ihr zu zweit stärker seid und mich hochziehen könnt“, antwortete sie.
„Und wer zieht mich hoch?“, fragte Tom.
„Du wirst doch hochklimmen können. Muskeln hast du doch genug“, entgegnete Vanessa.
„Aber ich bin hungrig und schwach“, jammerte Tom, der das Seil bereits in der Hand hatte.
„Du brauchst gar nicht mehr dich rüber schwingen. Wenn ihr beide nicht aufhört zu diskutieren, hängen wir alle drei am Seil oder befinden uns unten.“ Zubla hatte seine Stimme gehoben und das deutete auf Missmut des Kleinen hin.
„Ist schon gut!“, beruhigte ihn Tom. Er fasste sich ein Herz und wollte mit dem Seil losschwingen, aber so sehr er es zu schwenken versuchte, es blieb starr bis zum Tragekorb.
„Was ist das?“, fragte Vanessa ängstlich. „Wieso liegt es so steif da?“
Tom legte es wieder zurück auf den Boden. Ihm kam es nicht geheuer vor.
Er trat ängstlich einige Schritte zurück.
Wie sollten sie sich zu den rettenden Forettenjäger schwingen, wenn das Seil starr und steif dalag?
Inzwischen aber baute sich am Horizont etwas Gefährliches auf. Sie müssten es eigentlich bemerken, dass sich die bisher stille Luft mehr und mehr bewegte und zu einer noch harmlosen Brise wurde. Die gefährlichen magischen Winde gestalteten sich anhaltend und es formte sich das hässliche Antlitz eines Mannes.
Doch durch das angestrengte Nachdenken über die Eigenheit dieses Seiles ließen sie das Umfeld außer Acht.
„Wie sollen wir zu dir kommen? Das Seil liegt am Boden und lässt sich nicht schwingen.“ Tom hielt seine Hände trichterförmig an den Mund, denn Vinc konnte ihn durch den nahenden Krach kaum verstehen.
„Da!“, schrie Vanessa und deutete in Richtung der schwarzen magischen Winde. Sie hatte bemerkt, welche Ursache dieser aufkommende Lärm war.
Auch Vinc vernahm Vanessas erschrockenen Ausruf. Er konnte, wenn auch nur undeutlich, den hinweisenden Arm sehen. Ein eisiger Schreck durchfuhr ihn.
Der Forettenjäger musste ebenfalls die Gefahr instinktiv erkannt haben, denn er wurde zunehmend unruhiger. Er bewegte sich seitlich hin und her, als wollte er jeden Moment die Flucht ergreifen. Würde dies geschehen, das wusste Vinc genau, würde das ihr Ende sein. Er und das Tier mochten vielleicht überleben, aber für seine Freunde war es unweigerlich das Aus. Selbst wenn sie die Winde überstehen sollten, was er für unwahrscheinlich hielt, denn sie würden die Drei wegblasen, dann wäre ihr Absturz wegen des bröckelnden Gesteins auf alle Fälle das Ableben.
Und da fasste Tom einen Entschluss, der wohl all seinen Mut erforderte, den er je besaß. Er sagte nur: „Was
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