Unheimliche Begegnungen (German Edition)
schön erwischt. Sie haben dort Verwüstungen angerichtet.“
„Weshalb nanntest du mich Heldin? Und warum lebe ich noch?“ Sie bewegte den Kopf hin und her. „Wo ist Zubla?“, fragte sie.
Vinc wich ihren Blicken aus. Sie bemerkte seine Unsicherheit und wiederholte noch eindringlicher: „Wo ist Zubla?“
Er kannte die enge Freundschaft zwischen seiner Freundin und dem Gnom. Wie sollte er ihr beibringen, was mit Zubla geschehen war? Daher begann er mit ihrer ersten Frage: „Ich nannte dich Heldin, weil…“ Vanessa unterbrach ihn: „Schweife nicht ab! Wo ist Zubla?“
„Wenn du ein bisschen Geduld haben würdest, beantwortet mein kurzer Bericht deine Frage.“
„Also gut. Aber mache es wirklich kurz“, sagte sie. Es war ihr anzumerken, dass ihre gute Charaktereigenschaft der Langmut auf die Probe gestellt wurde.
Vinc setzte erneut zu einer Erläuterung an und wusste, diese sollte wirklich flott sein. Deshalb kamen seine Sätze schnell und knapp über die Lippen: „Ich nannte dich Heldin, weil du Zubla auf den Rücken genommen hast und zu dem Seil gesprungen bist. Anfangs sah es aus, als würdet ihr es nicht erreichen. Tom und ich sahen euch schon abstürzen. Doch dann seid ihr einfach am Seil hängengeblieben. Das Seil schien magisch zu sein. Es brachte dich direkt zu dem Transportkorb, was die Frage beantwortet, warum du noch lebst.“
Vanessa hatte genau hingehört. Sie bemerkte, wie Vinc plötzlich nur von ihr als Einzelperson sprach: „Wieso nur ich? Was ist mit Zubla?“
„Das ist das Merkwürdige. Zubla kam nicht mit dir hier an, aber ich sah ihn auch nicht abstürzen.“ Vinc schaute zu Tom, der bestätigend nickte und dazu meinte: „Ich habe auch erkennen können, wie Zubla auf deinen Rücken stieg, aber nicht, wo er dann geblieben ist.“
Vanessa stand auf und schritt die Wallung hinauf, doch Vinc konnte sie noch an ihrem Hosengürtel fassen und zurückziehen: „Was soll das?“, fragte er.
„Das frage ich dich? Ziehst mich mit aller Gewalt herunter, dass es mir fast den Hosengürtel zerreißt. Wir müssen Zubla suchen“, sagte Vanessa anfangs mit zorniger, aber dann übergehend in sorgende Stimme.
„Wo willst du ihn denn finden? Wir sind in weiter Entfernung von den Bergen. Und außerdem …“ Vinc sprach nicht weiter, sondern legte den Zeigefinger auf den Mund als Zeichen, sie möge ruhig sein, dann fragte er: „Hörst du das?“
„Ja, ich höre Krach, als würden ein Haufen Wagen auf der Erde … “ Sie unterbrach sich, um erregt festzustellen: „Das sind doch nicht etwa …“ „Die Arlts“, vervollständigte diesmal Tom ihren Satz.
„Sie sind zwar noch einige Kilometer entfernt, aber sie könnten Späher vorgeschickt haben, die dich entdecken würden“, erklärte Vinc und fügte entschuldigend hinzu: „Daher habe ich dich so rabiat zurückgezogen.“
Vanessa ließ sich in das Gras sinken. „Und nun?“, fragte sie mutlos.
„Wir müssen die Einwohner von Madison warnen. Sie sind schon durch die magischen Winde schlimm dran, aber wenn sie auch noch die Arlts überfallen, dann ist es wohl das Ende.“ Vinc war fest entschlossen das zu tun, was er sagte.
„Scherzkeks. Da ist ein Verräter. Schon vergessen? Willst du dich auf einen freien Platz stellen und die Einwohner lauthals warnen? Wenn der Verräter unter der Führungsriege ist, dann bist du schnell verhaftet oder vielleicht tötet man dich gleich.“
„Tom hat recht. Wir müssen überlegen, wie wir vorgehen“, pflichtete Vanessa ihrem Bruder bei.
„Ich schlage vor, wir gehen gleich nach Madison und überlegen unterwegs, was wir tun können“, sagte Vinc.
„Warum fliegen wir nicht hin?“, fragte Vanessa.
„Fliegen, mit was?“ Vinc sah Vanessa an, als zweifele er an ihrem Verstand.
„Mit dem Forettenjäger“, sagte sie und merkte an Vinc Reaktion, wie töricht ihr Vorschlag war.
„Ich sagte bereits. Der hat uns abgesetzt und ist vor den magischen Winden geflüchtet. Der passte nicht in die Mulde.“
Vinc robbte an den Rand der Senke und spähte in Richtung, aus der der Radau der nahenden Arlts kam. Die große Anzahl dieses Volkes mit den gewaltigen Transportmitteln erzeugte so viel Lärm, dass man annehmen könnte, sie wären schon fast vor der Stadt. Aber Vinc vermochte sie auf der freien Ebene noch nicht sehen, obwohl sein Blickfeld durch keinen Baum oder Strauch beeinträchtigt wurde. Er entdeckte die Berge schemenhaft, auf denen sie vor kurzem noch weilten und um ihr Leben
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