Unheimliche Begegnungen (German Edition)
hatten ganz vergessen, dass uns Alwis gesagt hatte, dass noch etwas in dem Beutel sei“, sprach Vinc zu Tom, der dicht neben ihm stand.
Tom traute sich kaum in das Innere zu greifen, denn er vertraute niemandem mehr, schon gar nicht diesen fremden unheimlichen Wesen auf Arganon. Es könnte doch sein, dass sich darin eine giftige Schlange, Spinne oder Nadel befinden könnte. Doch Schlange oder Spinne schloss er aus, die hätte er wohl bemerkt, aber die vergiftete Nadel blieb seine Hemmschwelle, hineinzugreifen.
„Nun mach schon!“, sagte Vinc etwas gereizt.
Tom gab ihm das Buch. Obwohl er ohnehin nichts sah, kniff Tom seine Lider zusammen. Er fühlte ein kleines Kästchen und förderte es nach oben.
„Gib mir das, was du rausgeholt hast und steck das Buch wieder in die Tasche!“, befahl Vinc.
Doch als sie ihre Gegenstände wechseln wollten, fiel das Kästchen auf den Boden.
„Kannst du nicht aufpassen!“, schimpfte Vinc.
„So, dann bin ich wieder schuld. Wer hat denn das Kästchen fallen lassen?“, geiferte Tom zurück.
Unter normalen Umständen hätten beide einen kühlen Kopf behalten und sich gegenseitig nur als Tollpatsche beschimpft, aber hier im Dunkel lagen ihre Nerven blank. Zu allem Überfluss stießen sie, als sie sich gemeinsam nach dem Gegenstand bückten, mit den Köpfen zusammen, was nicht gerade zur Beruhigung ihrer Stimmung beitrug. Doch es zeigte sich jetzt die wahre Freundschaft. Nachdem sie ihr Gleichgewicht verloren hatten und mit einem Plumps auf ihrem Hinterteil aufkamen, fingen beide fast gleichzeitig an zu lachen. Ob es nur von dem Abbau der Spannung herrührte oder sie sich über ihre Tollpatschigkeit amüsierten, wussten sie vermutlich selbst nicht.
„Du hast eine ganz schön harte Birne“, uzte Tom.
Vinc meinte noch heiter: „Stell dir vor, ich hätte deine Nase getroffen, da würdest du jetzt wie Alwis aussehen.“
Nachdem sie wieder ernst wurden, tasteten sie den Boden ab.
„Ich habe hier was“, sagte Tom.
„Ich auch“, äußerte Vinc und fügte hinzu: „Hier ist die Schachtel, aber sie ist hohl. Und was hast du?“
„Keine Ahnung. Fühlt sich wie ein winziges Stück Holz an.“
Während Tom noch weiter den Boden absuchte, fühlte Vinc den Gegenstand ab. Er stellte fest: „Ich kann mir nicht helfen, das fühlt sich an, wie das Oberteil einer Streichholzschachtel.“
„Du wirst gar nicht so unrecht haben, denn das Hölzchen, das ich gefunden habe, kann ein Streichholz sein. Ich meine sogar, am Ende die kleine Rundung von dem Schwefel zu spüren“, stellte Tom fest.
„Gib es mir, aber vorsichtig, damit wir nicht wieder zusammenknallen.“ Vinc rieb sich die Stirn.
Nachdem Tom der Aufforderung seines Freundes nachgekommen war, meinte auch er, dass die Vermutung richtig war.
„Na, dann wollen wir mal.“ Vinc war nicht wohl bei diesem Satz. Mit etwas Unbekanntem zu experimentieren, das nur auf einer Vermutung basierte und noch dazu in Dunkelheit, war ein großes Risiko, das sogar ihr Leben kosten könnte. Auch konnte er sich nicht vorstellen, dass auf Arganon Zündholzer bekannt waren. Denn, dass zwei unterschiedliche Planeten die gleiche Erfindung machten und auch noch herstellten, war fast undenkbar. Aber was war schon undenkbar auf diesem seltsamen Planeten Arganon mit seinen Geheimnissen. Sie waren ja im Begriff, ihn erst kennenzulernen. Bisher war es nur ein Bruchteil von dem, was sie von ihm gesehen hatten. Noch wusste Vinc nicht, was für ein Schicksal ihm zugedacht war, aber er würde es noch oft genug zu spüren bekommen. Er nahm das Hölzchen zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb es seitlich an der Hülle.
Beide zuckten zusammen, als es taghell wurde, obwohl sie auf das Aufleuchten vorbereitet waren. Sie konnten bis in den äußersten Winkel sehen. Sie erkannten den schweren Gegenstand, der auf Zubla gelegen hatte und weitere belanglose Dinge. Sie sahen verstreut die übrigen Hölzer liegen, auch die Einlage, in der sie aufbewahrt wurden.
Doch sie bemerkten noch etwas Besonderes. Auf dem Boden lag ein Stück gefaltetes Papier.
„Das muss aus dem Buch gefallen sein“, sagte Tom.
„Woher willst du das wissen? Das kann doch schon die ganze Zeit hier gelegen haben“, argumentierte Vinc.
Tom schüttelte den Kopf. „Nein, dann hätten wir es gesehen. Siehst du hier den Staub auf der Erde? Da ist der Abdruck vom Buch, daneben das von der Uhr. Und wo liegt das Papier?“
Vinc sah genauer hin. „Du hast recht. Das liegt etwas über dem
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