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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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über sich. Er trat hastig, mehr im Affekt, einen Schritt zurück. Das niedersausende Schwert verfehlte ihn knapp. Aber warum hob der Soldat erneut die Waffe? Scheute er nicht das Licht?
    Geistesgegenwärtig warf Vinc das Streichholz ins Visier. Obwohl es dunkel wurde, sah er aus der Rüstung einen grünen Dunst entweichen. Dann hörten sie die Rüstung auf den Boden scheppern.
    Sie verharrten einen Moment ruhig im Finsteren, um zu lauschen, ob sich nicht andere Soldaten nähern würden, doch es blieb ruhig.
    „Mann, das war knapp“, war Toms einziger Kommentar.
    Vinc gab keinen Laut von sich, sein Freund hatte es genau auf den Punkt getroffen. Er hätte nicht geglaubt, dass Alwis Hinweis, die Hölzchen würden einmal ihr Leben retten, so schnell in Erfüllung ginge. Ab diesem Moment wusste Vinc aber auch, dass er mit ihnen sparsam umgehen musste. Immer noch blieb die Frage offen: Wieso war es erloschen, so dass der Krieger sie angreifen konnte? Da er nicht weiter im Dunkel zubringen wollte, zündete er erneut eines an. Dabei sah er, als es brannte, in die Schachtel und zählte nur noch vier von den kleinen Dingern. Nicht gerade viel, dachte er.
    „Pst, sei mal still!“, hörte er Tom befehlen.
    „Ich habe doch nichts gesagt“, rechtfertigte sich Vinc.
    Tom deutete zur Falltür. „Da rüttelt jemand dran.“
    Sie hörten deutlich, wie sich irgendwer an der Tür zu schaffen machte.
    Wie schon so oft in den letzten Tagen, überfiel sie eine unsägliche Angst. Sie wussten sich keinen Rat mehr. Sie schauten abwechselnd zur Klappe, zur Wand und zur Karte.
    „Wir sitzen in der Falle“, sagte Vinc auch noch unnötigerweise. Als ob das Tom nicht auch wüsste.
    Vinc deutete nach oben: „Wenn da das Haus draufsteht“, er zeigte zur Wand, „Hier die Schattenkrieger sind ...“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern hob und senkte seine Arme, um mit dieser Geste seine Hilflosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Er sagte dabei: „Ein schöner Schlamassel.“ Er wollte diese Geste noch einmal wiederholen, er dachte aber daran, dass durch das Rumfuchteln das Hölzchen ausgehen könnte. Doch es flackerte nicht einmal bei seiner Luft bewegenden Tätigkeit.
    Sie sahen sich den entfalteten Plan genauer an. Vinc Vermutung, es könnte eine Landkarte sein, wurde dadurch bestätigt, dass zwischen den einzelnen Punkten unregelmäßige Linien gezeichnet waren, was auf Straßen hindeuten könnte. Auch die unterschiedlichen Farben ließen Seen, Berge und Grasland vermuten. Typisch also für eine Landkarte. Allerdings fehlten dazu einzelne Bezeichnungen wie Längenmaße, Ortsnamen oder Berghöhen.
    Jedoch über zwei Punkte waren Symbole gemalt. Eines sah aus wie ein Stadttor und dicht dabei über dem Punkt ein Totenschädel.
    Sie hatten so gefesselt auf die Zeichnungen geschaut, dass sie heftig erschraken, als sie von der Falltür her Schläge hörten, als ob ein Beil auf Holz auftrifft. Sie sahen, wie das Holz durch die Schläge auf der Fläche einzelne Fasern zeigte. Sie meinten, bereits die Spitze einer Axt zu sehen.
    Was sollten sie unternehmen, um eine drohende Gefahr abzuwenden?
    Hinter der Wand die Schattenkrieger, oben das Haus mit dem Tor zur Insel des Grauens. Aber wer versuchte, von dort mit Gewalt sich zum Keller Zugang zu verschaffen?
    Hatten sie bisher stets die Karte vom Rand her betrachtet, knieten sie nun auf ihr. Sie hofften doch noch, einen Hinweis zur Flucht zu erhalten.
    Tom, der knapp vor Vinc kniete, meinte, indem er mit dem Finger auf einen Punkt deutete, über dem ein Totenkopf abgebildet war: „Was ist das hier?“ Doch als er ihn berührte, wurde er wie von einem riesigen Staubsauger weggesaugt.
    Vinc erfasste diese Situation mit Entsetzen. Kreidebleich legte er sich auf den Rücken und blieb erschöpft einen Augenblick in dieser Lage. Seine Mattigkeit war nicht von körperlicher Art, sondern eher der gefühlsmäßigen. Nach der kleinen Beruhigungszeit drehte er sich wieder dem Punkt mit dem Totenschädel zu.
    In ihm reifte der Entschluss, es Tom gleichzutun und auch den Punkt zu berühren, vielleicht würde dies zu ihm führen. Ob nun zu seinem Freund oder wo anders hin war ihm im Moment egal, Hauptsache raus aus dieser tödlichen Falle.
    Als sich sein Finger dem Punkt näherte, meinte er Vanessas Stimme zu hören: „Tu’s nicht! Dort ist das Tal des Schreckens.“ Doch die Warnung kam zu spät, er wurde auch vom Sog ergriffen.
    Er meinte in einem Tornado zu sein, so wurde er im Kreis gedreht. Aber

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