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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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hatten gar nicht bemerkt, dass sie am Rand eines Abgrunds standen.
    Der unverhoffte, wenn auch nur freundschaftlich leichte Stoß, überraschte Tom so, dass er das Gleichgewicht verlor.
    Wieder kam Vinc der Satz von Alwis in den Sinn: Ihr werdet nicht gemeinsam zurückkehren.
    Er hörte ein Platschen.
    Es herrschte beängstigende Stille. Dann kamen die erlösenden Worte: „Du kannst springen! Hier unten ist vermutlich ein See.“
    Vinc schob die Tasche zurecht, um sie hinter sich zu haben, damit sie beim Sprung nicht hinderlich war. Da kam in ihm die Überlegung auf: Wie würde sie und ihr Inhalt das Wasser überstehen? Am meisten hatte er um das Buch Angst. Würde das Wasser es zerstören, dann wäre auch eine Rückkehr zur Erde nicht mehr möglich. Er ärgerte sich über den unbedachten Klaps. Sie hätten warten können, bis das Feuer beendet gewesen wäre, um dann wieder aus dem Loch hinauszuklettern. Aber er wusste auch, dass das diese Überlegungen Unsinn waren, denn wie lange würde das Feuer entfacht bleiben? Tage? Wochen?
    Aber was sollte das? Sich in Selbstmitleid mit Vorwürfen zu überhäufen, brachte doch nichts, so dachte er weiter. Tatsache war doch, dass Tom unwiderruflich unten war und er oben. Also gewann die Vernunft und schuf die Tatsache, dass er ebenfalls hinabsprang. Und wenn die Tasche und ihr Inhalt zerstört würden, so könnte er sowieso nichts ändern.
    Es machte ihm wie auch Tom Schwierigkeiten, mit der nassen Kleidung zu schwimmen und dann noch mit ihren Schuhen. Sie hatten vor einiger Zeit die Rettungsschwimmerprüfung abgelegt, dazu gehörte auch das Schwimmen in Kleidung. Es zeigte sich jetzt, dass es gut war, den eigentlich unsportlichen Tom mit aller Überzeugungskraft, die Vinc aufbringen musste, zu überreden, diesen Kurs mitzumachen.
    Unbemerkt, weil noch weit unten in der Tiefe, tauchte langsam ein Ungeheuer nach oben. Noch kannten sie nicht die Gefahr. Sie schwammen unbekümmert in eine Richtung, in der Hoffnung, bald ein Ufer zu erreichen.
    Das Ungeheuer, mit dem Vorderteil eines Drachen und dem Rumpf einer Schlange, kam nun mit unglaublicher Geschwindigkeit, die man diesem Wesen niemals zugetraut hatte, auf sie zu geschwommen.
    Vinc entdeckte eine Wand mit einem Durchbruch. Er schwamm dort hinein.
    Innen sah er ein aus Bruchsteinen bestehendes rundes Mauerwerk, in dem Fackeln steckten.
    „Sieht aus wie ein Brunnen“, sagte Vinc prustend. Er sah sich nach Tom um. Doch er war nicht da. Nicht Gutes ahnend schwamm er zu dem Eingang zurück. Er sah das Monster auftauchen. Aber wo war Tom?
    Das Monster machte fortwährend Kaubewegungen.
    Durch Vinc Herz ging ein Stich. Hatte dieses Vieh Tom verschlungen? Unwillkürlich fielen ihm die Worte Alwins erneut ein: „Ihr werdet nicht zusammen zurückkehren.“
    „Tom!“, schrie Vinc verzweifelt.
    Das Untier hob und senkte den Kopf. Angelockt durch Vinc Stimme kam es näher.
    „Tom!“, schrie Vinc noch einmal. Es war ein Ruf der Verzweiflung, aber auch des Schmerzes über den Verlust eines guten Freundes.
    „Brülle nicht so. Das könnte das Vieh reizen“, hörte Vinc hinter sich eine wohlvertraute Stimme. „Schwimme lieber vom Eingang weg, bevor dich dieses Unikum doch noch erwischt.“
    „Tom“, prustete Vinc. „Wie kommst du denn hinter mich?“
    „Ich bin unter dir durchgeschwommen. Als ich dieses Ding da sah, bin ich abgetaucht. Ich glaube, ich habe den Rekord im Kleiderschwimmen gebrochen. Wusste gar nicht, dass ich in Klamotten so gut schwimmen kann.“ Er lachte in sich hinein und sagte dann frohgelaunt: „Gott sei Dank kann das Vieh nicht zu uns. Der Durchbruch ist zu eng.“
    Wie sehr er sich täuschte, würden sie sehr bald zu spüren bekommen. Denn was sie nicht ahnen konnten, dass für das Ungeheuer am Ende des Brunnens ein breiter Durchlass war. Es tauchte vor dem Mauerwerk unter und verschwand in die Tiefe.
    Plötzlich senkte sich rasant der Wasserspiegel. Sie wurden mit nach unten gerissen. Dann landeten sie unsanft auf einem Gitter, das den Brunnen teilte, direkt darunter blieb das Wasser stehen.
    Ein eisiger Schreck durchfuhr sie. Sie befanden sich genau über dem Kopf des lauernden Ungeheuers. Es versuchte, durch Kopfstoßen das Gitter zu zerstören. Die Kraft war so enorm, dass die Sperre sich sogar wölbte.
    Sie spürten die starke Vibration und sie sahen, wie sich die Halterungen zu lockern begannen. Wie lange würde der Schutz gegen diese wütende Bestie noch standhalten?
    So sehr sie auch schauten,

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