Unheimliche Begegnungen (German Edition)
sie fanden weder einen rettenden Durchschlupf, noch hervorstehende Steine, auf denen sie an der Wand hochklettern könnten.
Tom stieß aus Versehen gegen einen Stein, der nicht wie die üblichen ungeformt war, sondern geglättet in das Mauerwerk eingefügt wurde. Sie hörten ein leises Klicken.
Es kam langsam ein schmaler Steg auf sie zu, wobei sich gleichzeitig eine Tür geöffnet hatte. Was sie sahen, ließ sie glauben, wirklich im Vorhof der Hölle zu sein. Im Eingang stand der Teufel. Doch darüber nachzudenken oder in Ruhe zu betrachten blieb ihnen keine Zeit.
Das Monstrum hatte bereits Teile des Gitters zerstört.
Der Steg war sehr schmal. Sie drohte einige Male die Balance zu verlieren.
Doch was war das? Der Steg fing an, sich von der Tür her aufzulösen. Nur nicht in Panik geraten und das Gleichgewicht verlieren, dachten sie fast gleichzeitig.
Die nasse Kleidung machte ihnen nun zu schaffen. Hauptsächlich die Schuhe, aus denen bei jedem Schritt Wasser quoll. Sie mussten sich beeilen, sollte nicht die Lücke zur Tür zu groß werden, was einen rettenden Sprung unmöglich machen würde.
Das Gitter war zerstört, das Tier konnte nun sein Werk vollenden. Seine Mühe hatte sich gelohnt. Ihre Opfer waren zum Verschlingen nahe.
Ungeachtet, ob sie das Gleichgewicht verlieren würden, eilten sie der Tür entgegen.
Vinc, als Erster angekommen, sah, dass die Entfernung noch ausreichte, um einen sicheren Sprung zu schaffen. Doch zum Entsetzen sah er deutlich den Teufel stehen. Aber das Schlimmste war, dass er den legendären Dreizack nach vorn gerichtet hatte. Bei einem Sprung würde Vinc aufgespießt werden. Dennoch wagte er aus der Not heraus diesen Sprung.
Er schaffte die Differenz, aber für Tom könnte es sehr knapp werden, denn der Steg entfernte sich langsam, aber beständig vom Ausgang.
Sicher angekommen lief Vinc sofort ein Stück weiter. Die vorausschauende Aktion von ihm machte für seinen Freund den Weg frei, sonst wäre er bestimmt gegen Vinc geprallt und möglicherweise nach hinten in den Abgrund gefallen, wo das Ungeheuer immer noch auf seine Beute lauerte. Inzwischen hatte es das schützende Gitter vollständig zerstört.
Vinc stellte fest, dass der Teufel, den er am Ausgang gesehen hatte, wieder einmal eine Vision war. Sein Gehirn war wohl schon so auf das Ungewöhnliche fixiert, dass es ihm bereits vieles als Wirklichkeit vorgaukelte. Wenig Schlaf und angespannte Nerven verursachten oft Hirngespinste.
Froh über das glückliche Ende schüttelten sie sich wortlos die Hände.
Kaum zur Ruhe gekommen, betrachtete er den Beutel und dessen Inhalt. Er stellte fest, dass nicht ein Tropfen Wasser hinein gelangt war. Aber das verwunderte Vinc überhaupt nicht mehr. Solche Dinge nahm er bereits gelassen wahr.
Sie schauten sich um und entdeckten eine, mit Fackeln ausgeleuchtete nach oben führende Wendeltreppe. Ohne zu zögern, gingen sie hinauf, nur so schnell wie möglich weg von diesem tobenden Monstrum.
Je höher sie kamen, desto ruhiger wurde die Umgebung, nur ihre Schuhe knatschten vom Wasser, das bei jedem Schritt herausquoll.
Nach längerer Zeit des Aufstiegs meinte Vinc: „Irgendwann muss doch die Treppe mal enden. Der Brunnen ist ziemlich tief.“
Toms einziger Kommentar lautete: „Ich glaube, wir befinden uns jetzt in einem Turm.“
Noch etliche Stufen höher kamen sie auf eine Plattform, auf der sich vier Türen in verschiedene Richtungen befanden. Über jeder war ein Symbol: Feuer, Wasser, Luft und Eis.
Vinc schüttelte den Kopf und fragte: „Was soll das nun schon wieder?“
„Das sind die vier Elemente“, erklärte Tom.
Vinc schüttelte noch einmal den Kopf. „Nein, da stimmt was nicht. Soviel ich in Erinnerung habe, ist Eis nicht das vierte Element. Das vierte ist Erde“, berichtigte er Tom.
Tom musste zugeben, dass Vinc recht hatte, aber er fragte: „Aber wieso ausgerechnet Eis?“
„Entweder hat Arganon eigene Regeln oder aber dies hat mit den vier Elementen nichts zu tun“, folgerte Vinc. Er überlegte weiter: „Ich habe einmal nachgeforscht, welche Figuren für diese Elemente als Symbol dienen. Da ist für die Luft ein Engel oder auch ein Wirbel gezeichnet gewesen, für Wasser eine Art Ente, für Feuer ein Drache und für die Erde ein Bär. Sie waren in die vier Himmelsrichtungen gezeichnet. Nur Eis hatte ich noch nie als Element gesehen. Aber warum ist es statt der Erde da? Und betrachte einmal die stellvertretende Figur. Sieht aus wie ein durchsichtiges
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