Unheimliche Begegnungen (German Edition)
als er sagte: „Eure Erde ist nur ein kleiner unbedeutender Planet, wie ein winziges Korn in einem riesigen Sandhaufen. Wie sollt ihr denn da die Geheimnisse des Universums kennen? Die Menschen denken, sie wissen viel, aber glaube mir, sie wissen genauso wenig, wie das unterste Sandkorn etwas über das ganz obere auf dem Haufen weiß.“ Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: „Der Tod hat viele Gestalten. Meist die Trauliche, die du erblickt hast. Er will, dass keiner Angst vor ihm hat.“
Ados schwieg wieder kurz, um dann zu forschen: „Du berichtest auch von einem Buch. Ich nehme an, dass es Raxodus dahingelegt hat, aber wie du weiter gesagt hast, lag daneben auch eine Uhr. Die stammt gewiss nicht von ihm. Ich schätze, diese kommt von Alwis, dem Tod. Er will euch daran erinnern, dass eure Lebensuhr tickt und ihr von Sekunde zu Sekunde ihm näher kommt. Auch die Hölzer sind von ihm, denn er gab sie euch mit der Tasche. Er überreichte euch diese Dinge, ohne ihre Bedeutung zu erläutern? Eigenartig. Ich würde aber gut auf sie achten. Allerdings hörte ich, auf der Lebensuhr läge ein Fluch.“
Ados pausierte erneut, was Vinc dazu nutzte, Fragen zu stellen: „Aber die Karte, wenn sie nicht aus dem Buch gefallen war, warum legte er sie dann später hin und gab sie uns nicht gleich mit der Uhr und der Tasche?“
„Da fragst du mich etwas, was ich auch nicht beantworten kann. Ich glaube, er wollte euch aus einer Gefahr befreien. Ihr solltet noch nicht sterben. Eure Zeit war wohl noch nicht abgelaufen. Ich nehme an, dass eure Reise zu mir auf einem Irrtum beruht.“ Ados überlegte eine kurze Zeit: „Denke nach: welches Merkmal war neben dem Totenschädel?“
Vinc schloss die Augen, um die Karte noch einmal in Erinnerung zu rufen. Es fiel ihm schwer, sich auf den anderen Punkt zu konzentrieren. Sein Augenmerk war damals zu sehr auf die Stelle mit dem Schädel fixiert.
Doch dann formte sich ein geistiges Bild: „Ich sehe es jetzt ganz deutlich. Es war das Symbol eines Stadttors.“
„Die Stadt der suchenden Seelen“, erklärte Ados. „Nun kennst du auch den Ort, an dem ich euer Feind werde. Ihr dürft nicht in diese Stadt und dort den Frieden stören. Diese gequälten Seelen würden niemals mehr zur Ruhe kommen.“
Vinc erzählte von Vanessas warnender Stimme.
Ados schwieg dazu. Oder hatte er dafür keine Erklärung?
Doch er überraschte Vinc mit folgender Antwort: „Du hast mir von dem Geisterhof und der schwebenden Insel erzählt. Nun, ich weiß, dass einst ein zukünftiger Herrscher von Arganon und ein Zauberkönig Zuflucht auf dem Hof eines Magiers Namens Marxusta vor dem Tyrannen gesucht haben. Das heißt, eigentlich waren es damals noch gewöhnliche Bauern. In der gleichen Zeit gebaren ihre Frauen drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, die dann Jahre später im blühenden Alter von einem schwarzen Magier aus dem Leben gerissen wurden. Es wird gesagt, er habe sie getötet. Sie
wurden an einem geheimen Ort begraben, den nicht einmal ich kenne, obwohl ich ein Seelenwächter bin. Aber eines weiß ich, dass ihre Seelen bisher keine Ruhe gefunden haben und ihre Körper suchen. Natürlich sind ihre Leiber nach all den Jahren nicht mehr vorhanden, deshalb ist eine Rückkehr in sie nicht mehr möglich. Es wird weiter gemunkelt, sie würden deswegen in der Stadt der suchenden Seelen umherirren.“
Ados schwieg nach dieser längeren Rede, um Vinc eine Pause zu gönnen, denn er wusste, auf den irdisch denkenden Menschen flossen viel Unverständliches und Wundersames ein, das er erst einmal verarbeiten musste.
Dann aber fuhr er in seiner Erklärung fort, in der auch eine Warnung versteckt war: „Ich weiß jetzt, welche Seelen ihr finden müsst. Sie nur allein können euch helfen, die dunkle Seite zu entdecken. Auch glaube ich, sie kennen das Geheimnis dieses Hofes und der schwebenden Insel, auch Insel des Grauens genannt. Allerdings, wie Tote euch Lebenden helfen können, bleibt auch mir ein Rätsel. Ich aber habe die Aufgabe, sie zu beschützen. Du hast bereits die Wache der toten Seelen kennengelernt und dabei fast dein Leben eingebüßt. Ich konnte dich noch einmal befreien, aber nur an diesem Ort. Hier befinden sich die ruhenden Seelen in einem friedlichen Schlaf. Aber die Wache der suchenden Seelen ist gefährlicher. Sie untersteht nicht meinem Kommando. Würde ich dort eingreifen, euch zu helfen, dann würde ich von dem großen Versalo bestraft und auch zu einer einfachen suchenden
Weitere Kostenlose Bücher