Unheimliche Begegnungen (German Edition)
schaffen es durch Illusionen. Doch nun bringt die Särge an ihren Ort.“
Sie schleppten mit Ehrfurcht die Schreine in die Gruft.
Nach einer kurzen Andacht ließ sich Äon das Buch von Vinc geben. Er strich liebevoll darüber, als würde er von ihm für immer Abschied nehmen.
Er gab es anschließend mit den Worten zurück: „Behüte es gut. Die Bösen der dunklen Seite werden versuchen, es mit allen Mitteln zu bekommen und glaube mir, dabei werden sie nicht zart mit euch umspringen.“
Er reichte jedem die Hand. Er hielt sie bei jedem Einzelnen lange und verabschiedete sie und ihre innere Person mit Namen. Zum Schluss sagte er: „Wartet nun auf die volle Scheibe des Mondes. Achtet auf den Ruf des Nachtvogels. Denkt daran, zwölf Mal darf er es nur tun. Verzählt euch nicht. Der dreizehnte Ruf wird das Tor wieder schließen und es wird eine Ewigkeit dauern, bis es sich wieder öffnet.“ Äon wirkte voller Elan, aber seine Miene zeigte Besorgnis, aber auch einen Zug von Fürsorge. Seine weiteren Worte zeugten davon, dass er die Drei, das heißt, die sechs, in sein Herz geschlossen hatte: „Ich möchte, nein, ich will euch wiedersehen, deshalb sage ich nicht, lebt wohl, sondern auf Wiedersehen. Kommt gesund wieder.“
Hatten sie geglaubt, es wäre nur so einfach von Äon hergesprochen, um ihnen Mut zu machen und ihm mehr am Buch lag als an ihnen, belehrten sie die weiteren Worte etwas Besseren: „Wenn ihr euch in Lebensgefahr befindet und es geht nicht mehr anders, dann lasst das Buch dort und flüchtet.“ Wenn er so von seinem geliebten Kleinod sprach, dann kamen seine Wünsche von ganzem Herzen.
„Aber wir brauchen Waffen. Wir können damit nicht umgehen“, sagte Vinc.
„Ein Glück, dass du dies erwähnst. Ich vergaß es. Jaja, das Alter. Auch ich bin nicht davor gefeit. Wie ich weiß, hast du des Öfteren in die Zukunft geschaut. Bisher ging einiges in Erfüllung. Ich erinnere nur an das Feuer und den Mann mit dem weißen Bart.“
Kaum waren diese Worte über Äons Lippen gekommen, sah Vinc diesen Mann vor sich stehen, der sie aus den Flammen gerettet hatte.
„Ihr seid der Alte ...“ Vinc unterbrach sich „Verzeihung, ich meinte der Greis.“
Äon lächelte, nachdem er wieder er selbst war: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Auch zu dir wird einmal ein junger Mensch “der Alte“ sagen, auch wenn du glaubst, es ist noch eine Ewigkeit weit. Die Zeit kommt schneller, als du glaubst. Doch ich schweife ab. Du hattest bereits in die Zukunft geschaut, als du dieses Mädchen befreien wolltest. Ich werde die Ykliten bitten mir zu helfen dich wieder in diese Zeit zu versetzen. Da wir nicht mehr viel davon haben bis zum Erscheinen der vollen Scheibe des Monds, werde ich sofort mit ihnen in Kontakt treten, damit sie, sie beeinflussen. Allerdings werde ich dafür meine letzten Kräfte opfern müssen. Nur das Buch wird mich wieder retten können. Kommt ihr nicht rechtzeitig zurück, dann werde ich nie mehr meine geliebte Bibliothek des Universums wiedersehen, sondern ewig nutzlos umherwandern.“ Er wirkte müde, auch machte er nicht mehr den Eindruck der vollen Kraft wie zuvor. Seine Stimme drückte Traurigkeit aus: „Wenn ich überhaupt aus dem ewigen Schlaf wieder erwachen werde. Es wäre für alle katastrophal, denn die Zeit würde stehen bleiben.“
„Ihr meint, Ihr seid dann tot?“, fragte Vinc.
„Nein, ich kann nicht sterben und das ist schlimmer. Ruhelos umherwandern ist ärger als der Tod.“ Er schien einen Moment zu überlegen: „Ich kann dich nicht in die Vergangenheit versetzen, aber in die Gegenwart an einen anderen Ort. Deine Vision der Zukunft wurde jetzt eingeholt. Im Moment wird Madison von den Arlts belagert. Du sollst mit Ashak kämpfen, aber er und das Biest sind geflohen. Du stehst neben Barlason, deinem Lehrmeister. Erinnerst du dich auch daran, dass du und deine Ausrüstung von einem Priester der Ykliten geweiht werden sollten? Es wurde aber unterlassen, da du sonst ein Bewohner von Arganon geworden wärst.“
Vinc nickte.
Äon sprach hastig weiter: „Das kann nun vollzogen werden. Dadurch, dass ein Bewohner in dir ist, wird er den Segen für dich abfangen. Erst nachdem du von der dunklen Seite zurückgekommen bist, wird er auf dich übertragen.“ Er hielt inne, denn diese Erklärungen hatte ihn viel Kraft gekostet.
Vinc dachte über Äons Ausführungen nach. Er kannte die geschilderten Visionen sehr gut. Vor allem blieb ihm die Angst vor dem Kampf gegen Ashak in
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