Unheimliche Begegnungen (German Edition)
versteckt und die Befreiung Vanessas miterlebt hatte.
Er sah an sich hinunter. Jetzt kamen ihm die Details genau in Erinnerung, als er das blaue Hemd und die schwarze Hose sah. Auch den Degen der Wahrheit erblickte er im Halfter. Er erinnerte sich an Gerason den Zwerg und die feierliche Zeremonie bei der Übergabe dieser Dinge.
Wieder hegte er Zweifel, ob es Wirklichkeit war, aber die Umhängetasche überzeugte ihn von der Realität.
Er wusste, warum er diesen Abstecher nach Madison machen musste, denn die Worte Gerasons kamen ihm aus der Erinnerung zurück, dass ohne die Weihung die Gegenstände ihre Eigenschaften irgendwann unverhofft verlieren würden, wenn nicht sogar bei der Durchquerung der Kapelle.
Er musste Barlason dazu bringen, ihn zum Priester zu führen. Nachdem er Barlason deswegen angesprochen hatte, lachte dieser nur und meinte: „Ich kenne dich und deinen Auftrag und wer du bist. Hast du das schon vergessen? Der Segen würde dich nur zu einem Bewohner von Arganon machen.“
Vinc zog mehr aus Scherz den Degen, aber doch im Bewusstsein, dass Barlason die Gefährlichkeit dieser Waffe kannte und sein ehemaliger Schüler ihm durch die wundersame Eigenschaft im Kampf überlegen wäre.
„Ich befehle dir, mich zu den Ykliten zu bringen.“ Vinc hielt den Degen vor Barlason.
Er hatte es richtig erkannt und sagte daher drohend: „Nimm den Degen weg, sonst töte ich dich.“ Er zog ebenfalls seine Waffe.
Vinc, anfänglich im Glauben, er scherze auch mit ihm, erkannte augenblicklich, wie ernst er es meinte.
Barlason schrie zu den Wachen: „Ergreift ihn! Er wollte mich töten. Er ist ein Verräter.“
Die nachfolgenden Worte von ihm verblüfften nicht nur Vinc, sondern ließen ihn auch erschrecken: „Nein, ich bin der Verräter“, schrie Barlason, indem er sich selbst beschuldigte.
Daher wollte er mit Vinc nicht kämpfen, als Gerason es vorschlug. Er hätte sich schon damals verraten. Doch die Wachen kannten nicht die Zusammenhänge und auch nicht die Worte des ihnen recht gut bekannten Waffenmeisters, so dass sie Vinc verhafteten. Sie nahmen ihm die Sachen weg und sperrten ihn in die Zelle, in der Ashak vorher gewesen war, bevor er fliehen konnte.
Eingesperrt, ohne die Gegenstände, aber vor allem der kostbaren Asche, dachte er nach, wie er dieser aussichtslosen Lage Herr werden könnte. Die Waffen waren ihm egal, aber ohne die Asche konnte er nicht mehr zu Vanessa und Tom zurück.
War ihm Äon, als er ihn auf diese Reise schickte, wohlgesonnen oder wurde er von dem Herrn der Finsternis erpresst? Hatte er ihn nur deswegen freigelassen, um Vinc von seinen Freunden zu trennen? Ihn in diese Falle zu bringen, um ihn auszuschalten?
Das Brisante aber war die Kenntnis Barlason von dem Zwerg und die anderen Geheimnisse. Das warf wieder die Frage auf, wieso hatte man es ihm anvertraut? Hatten diese Mächte, die es taten, und wollten, dass Vinc die dunkle Seite finden sollte, davon keine Ahnung, dass dieser Mann ein Verräter war?
Er hörte das Klingen von Waffen, Kampf- aber darunter auch Todesschreie.
Vinc wusste zu gut, dass die Einwohner Madisons sehr bald aufgeben würden, denn die Anzahl der kriegserfahrenen Arlts war ihnen weit überlegen. Auch war er überzeugt davon, sie würden die
Räumlichkeiten durchsuchen und dabei auch auf ihn stoßen. Was dann mit ihm geschehen würde, konnte er sich an den zehn Fingern abzählen.
Bange, nervenzehrende Minuten des Wartens vergingen. Eingesperrt zu sein und darauf zu harren, was da unweigerlich kommen würde, aber nicht den Zeitpunkt zu kennen, war schlimmer als beim Geschehen, nämlich dem Feind Aug in Aug gegenüberzustehen, dabei zu sein. Da war wenigstens noch eine kleine Überlebenschance.
Er hörte, wie sich der Raum, in dem sich die Zelle befand, öffnete. Insgeheim hoffte er lieber den Verräter zu sehen als einen Arlt. Schritte näherten sich. Es könnte ein Krieger sein, denn er hörte das Klappern eines metallenen Gegenstands, vermutlich einer Waffe, gegen den Beinschutz wippen. Vinc hatte es bereits schon einmal wahrgenommen, als sie den Arltskriegern begegnet waren.
Er sah zwar einen Soldaten, aber wie zunächst befürchtet, keinen Arlt.
„Was machst du nur für Sachen? Ziehst den Degen gegen deinen Lehrmeister.“
Vinc war überrascht, als er die Worte Krasons vernahm. Krason schloss die Zelle auf.
„Ich wollte dich abholen, da sah ich deine tapfere Handlung. Ich hörte die Worte des Verräters.“ Er stockte, überlegte kurz und
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