Unheimliche Begegnungen (German Edition)
sie entweder unter einem Schock oder gar unter Hypnose.
„Tom, was ist los?“, fragte er. Doch auch von ihm kam die Antwort, die Vanessa bereits gegeben hatte.
Aus einer dunklen Ecke des Waldhauses trat ein kleines Wesen. Als Vinc es erblickte, entfuhr es ihm: „Gerason!“ Vinc erkannte seinen Fehler, denn er sollte ja niemandem verraten, dass dieser Zwerg existierte. Aber er war so überrascht, ihn hier zu sehen, dass er es vergessen hatte. Er entschuldigte sich sofort bei ihm, doch er sagte nur: „Ist schon in Ordnung. Sie sehen mich nicht. Ich habe etwas bei mir, das du bei deinem Zeitsprung nicht mitbekommen hattest.“
Er übergab Vinc den Pfeil und Bogen und sagte dabei: „Sie brauchten nicht geweiht zu werden.“
Bevor Vinc noch etwas fragen konnte, war er wie ein Spuk verschwunden.
Vinc legte zunächst einmal die Sachen auf den Tisch.
„Wer ist Gerason?“, fragte Tom erstaunt.
Vanessa schaute sich um: „Ich habe auch diesen Namen verstanden.“ Sie sah sich noch genauer die Umgebung an und fragte erstaunt: „Wieso sitzen wir hier?“
Vinc wusste jetzt, warum Tom und sie wie abwesend gesessen hatten. Sie durften Gerason nicht sehen. So war er froh, als Vanessa, aber auch Tom, nicht deswegen weiter bohrte.
„Wieso liegen hier Pfeil und Bogen auf dem Tisch? Überhaupt, wie siehst du aus?“, fragte sie nach eingehender Musterung.
„Ja, ich habe gar nicht bemerkt, dass du dich umgezogen hast“, sagte Tom. Er war ebenfalls wieder geistesanwesend. „Wo hast du diese Klamotten her? Wo waren sie versteckt?“, hakte er nach.
Nun aber kam Vinc doch noch in Bedrängnis. Wie sollte er es ihnen beibringen, ohne die Wahrheit sagen zu müssen und ohne dass ihn der Degen der Wahrheit bestraft, falls er lügen würde.
„Ich habe sie an und das muss genügen. Ich frage ja auch nicht nach deinen Klamotten, ob du sie vom Trödler hast oder gefunden.“
Vinc löste mit seiner Antwort bei Vanessa einen Lachkrampf aus. Nachdem sie sich beruhigt hatte, meinte sie: „Manchmal frage ich mich das auch, wenn er sich kunterbunt anzieht.“ Sie sah Vinc Waffen und fragte: „Aber mal ehrlich, abgesehen von der Kleidung siehst du aus, als wolltest du in den Krieg ziehen. Allerdings in einen mittelalterlichen Krieg. Der Dolch und der Degen zeugen jedenfalls davon. Warst mal wieder bei dem Zauberkönig?“
Der Zauberkönig hieß mit bürgerlichem Namen König, aber, da er einen Laden hatte, in dem man fast alles bekommen konnte, überwiegend Artikel der Magie und Zauberei, nannten sie ihn Zauberkönig, obwohl Trödlerkönig angebrachter wäre.
Vinc war dort Stammkunde und das wusste Vanessa, deshalb sagte sie noch: „Hast mal wieder bei ihm rumgeschnüffelt. Muss schon sagen, das Zeug sieht teuer aus.“
Vinc hielt den Atem an. Er dachte, nach dem Preis darf sie nicht fragen, sonst muss ich doch noch lügen. Da kam aber genau das, was er befürchtet hatte. Immerhin, ihre Formulierung ließ ihm einen Ausweg.
„War wohl ganz schön teuer, wie die Sachen aussehen?“
„Es geht“, war Vinc knappe Antwort. „Ich dachte mir, wenn ich das anziehe, bringe ich bisschen mehr Atmosphäre in unsere Sitzungen.“
Wenn er aber glaubte, Tom wäre mit der Antwort zufrieden, sah er sich getäuscht: „Aber du bist doch mit deinen richtigen Klamotten mitgekommen. Wann warst du denn weg?“
„Nun lass mal gut sein. Du kennst doch Vinc Hang für Überraschungen. Der wird uns niemals sagen, wie er das gemacht hat. Wenn er mal beim Zauberkönig war, kommt er doch immer wieder mit irgendwelchen Tricks an. Allerdings ist das hier sein bisher schärfster.“ Vanessa kam ungewollt Vinc zur Hilfe.
Sie tauschten ihre Gedanken aus und mussten feststellen, dass sie ein merkwürdiges Erlebnis gehabt haben mussten.
Der Einzige, der von der Realität überzeugt war, war Vinc. Wo Tom und Vanessa noch an eine Illusion glaubten, kannte er die wahren Hintergründe. Allerdings warum sie daheim im Waldhaus waren, blieb auch ihm ein Rätsel.
Doch nach und nach erkannten auch Tom und Vanessa, dass dies kein Traum oder Fantasie sein konnte, sondern anhand ihrer Erzählungen untereinander, die sich bis auf wenige Ausnahmen glichen, kamen sie zu der Überzeugung, dass alle drei das gleiche Erlebnis hatten. Also gemeinsam in ein Abenteuer verstrickt waren.
„Trotzdem. Wir haben uns selbst etwas vorgemacht. Irgendetwas Seltsames ist geschehen, das uns diese Illusion vorgegaukelt hat. Arganon, dunkle Seite, noch nie was davon gehört“,
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