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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Nicht über Tom, sondern sich selbst. Sie hätte die Frage anders formulieren sollen. Sie korrigierte sie, indem sie meinte: „Was meinte er damit: Dann seht ihr ihn auch?“
    „Na, den Eingang zur dunklen Seite“, antwortete Tom.
    „Und? Siehst du ihn?“, fragte Vanessa.
    „Aber ich“, antwortete Vinc statt Tom. Er machte eine Pause, um die Neugier der beiden auszukosten, die gespannt auf die Erklärung warteten.
    Vanessa dauerte es zu lange, sie forderte Vinc auf, zu sagen, was er sah, oder wolle er bis zum Jüngsten Gericht warten, so ihre Formulierung.
    „Überlegt doch mal genau. Wenn ihr alles seht und doch nicht alles.“ Vinc musste über ihre ratlosen Gesichter schmunzeln.
    Er lächelte verschmitzt: „Durch die Spiegel sehen wir alles, stimmts?“ Sie nickten. Er fuhr fort: „Aber alles sehen wir wiederum nicht.“
    Sie verstanden ihn immer noch nicht.
    Er forderte Tom auf, vor ihn zu treten. Tom tat, was ihm geheißen wurde, um dann auszurufen: „Wow. Klar!“
    Vanessa, der Neugier kaum noch Herr werdend, meinte gereizt: „Darf ich auch mal daran teilhaben und erfahren, was ein “Wow“ wert ist?“
    Vinc lud sie ein, sich vor Tom zu stellen. Als sie so in einer Reihe mit beiden stand, sah sie weder sich noch die anderen. Vor ihr befand sich kein Spiegel, nur eine matt glänzende Fläche.
    „Jetzt wird mir einiges klar. Das ist kein Spiegel. Wir sehen alles, aber durch diese Fläche nichts. Wir werden darin nicht gespiegelt“, sagte Vanessa.
    Vinc kombinierte: „Also dürfte dort der Eingang zur dunklen Seite sein.“
    „Ja, das scheint der Eingang zu sein. Aber warum machte der Unhold vorher so eine Schau?“, fragte Vanessa, um nachdenklich fortzusetzen: „Waren die kleinen Engel nur eine Illusion, um uns hierher zu treiben? Wollte er, dass wir hierher flüchten, um den Eingang zu finden?“
    Während Tom die matte Fläche genauer untersuchte, beantwortete er Vanessas Überlegungen: „Um seine Macht zu demonstrieren, aber auch um uns zu verwirren.“
    Trotz intensiver Suche fand er keinen Öffnungsmechanismus. Weder einen Hebel noch einen Knopf, der etwas in Bewegung setzen könnte. „Nichts, aber auch rein gar nichts“, sagte er mutlos.
    „Lass mich mal!“ Vinc schubste Tom ungewollt grob zur Seite, so dass dieser, nicht darauf gefasst, das Übergewicht verlor und nach vorn stolperte.
    Mit einem Aufschrei verschwand er hinter der Wand. Dann war Totenstille.
    Vinc und Vanessa sahen kreidebleich dieses Geschehen.
    „Der ist weg“, flüsterte Vanessa, dann etwas lauter: „Einfach so.“ Mehr konnte sie nicht sagen, ihre Stimme versagte. Als sie ihre Fassung wieder hatte und auch die Stimme, deutete sie zu dem Gang, aus dem sie gekommen waren: „Wir müssen weg. Da kommt das Wasser. Und wie das zischt.“
    Vinc stellte erregt fest: „Das ist kein Wasser, das ist Säure.“
    „Bist du sicher?“, fragte sie.
    „Absolut. Wir dürfen die Dämpfe nicht einatmen.“
    Weiter konnten sie sich nicht unterhalten, denn die ätzenden Dämpfe erreichten bereits ihre Atemwege und reizten sie zu einem Hustenanfall.
    „Wir müssen Tom nachgehen“, sagte Vinc und rang nach Luft.
    Er zog Vanessa an der Hand hinter sich her. Sie meinten, auf einer Rutsche zu sein.
    Sie hörten eine grölende Stimme: „Willkommen auf der dunklen Seite. Willkommen in der Hölle.“
    Das Rutschen wurde immer rasanter in der wie so oft herrschenden Dunkelheit. Irgendwann wurden sie ohnmächtig.
    ***
    Nachdem Vinc erwachte, fragte er sich, ob er überhaupt er selbst war, als er Tom und Vanessa an einem Tisch sitzen sah. Ihm fiel die Rutschpartie wieder ein, aber da hatte er ja Vanessa an der Hand
    und nun saß sie dort. Vielleicht war sie vor ihm munter geworden, so dachte er. Aber sie würdigte ihn keines Blickes. Normalerweise hätte sie sich um ihn gekümmert, bis er wach gewesen wäre. Sie säße zumindest an seiner Seite und nicht am Tisch.
    Vinc sah sich um. Irgendwie kam ihm das Umfeld bekannt vor. Klar, jetzt wusste er es. Sie waren in ihrer Hütte, in ihrem Klubhaus. Aber wie war das möglich? Er erinnerte sich an die Kapelle und die vorangegangenen Ereignisse.
    Er stand auf und setzte sich Tom und Vanessa gegenüber. Sie rührten sich nicht. Waren es überhaupt noch lebende Wesen? Er sprach sie an: „Hallo ihr beiden.“
    Doch es erfolgte keine Reaktion.
    „Was ist mit euch?“, fragte er noch eindringlicher.
    „Nichts. Was soll schon sein?“, antwortete Vanessa. Doch für Vinc kam es vor, als stände

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