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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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das Scheusal, aber dafür hörten sie durchdringende Schreie.
    Innen war es wieder duster, nur eine Kerze in einem rötlichen Schein, die auf einem Tisch stand, an dem sie auch schon einmal saßen, spendete spärliches Licht.
    Durch die wiederkehrenden Umgebungen erhärtete sich Vinc Verdacht, dass es eine Spiegelwelt sei. Sie spiegelte die gute Seite Arganons und verwandelte sie in die Böse, in die dunkle Seite. Trotz der Angst vor dem nächsten Geschehen setzten sie sich an den Tisch, um ein wenig zu verschnaufen.
    „Das Böse ist eigentlich immer vorhanden, ob auf Arganon oder der Erde, nur erkennen wir es oft nicht. Nun aber wurden wir direkt zum Bösen gebracht, indem wir die Grenze zwischen Gut und Böse überschritten haben“, philosophierte Vinc. „Dieses rötliche Licht scheint die böse Seite hervorzuheben.“
    Er wunderte sich selbst über seine Worte, aber er wusste, sie könnten genauso gut von Vincent in ihm eingegeben worden sein.
    Sie schraken hoch. An die, von ihnen zuvor verriegelter Tür, wurde dagegen getreten und so fest gerüttelt, dass sie fast aus den Zargen sprang. Das Holz der Tür splitterte.
    „Bleibt ganz ruhig“, sagte Vinc, obwohl ihm zum Fortlaufen zumute war. Aber, würde er als ihr Beschützer, denn so fühlte er sich, in Panik geraten, was würde dies für Folgen auf seine Anvertrauten haben? Sie würden wohl kopflos irgendwo hinrennen, ja vielleicht sogar zur Bestie.
    „Das Scheusal ist viel zu groß, um durch die Tür zu passen“, besänftigte er weiter, während er verstohlen nach einer Fluchtmöglichkeit schaute. Doch wo früher eine Leiter stand und Türen waren, sah er nichts mehr.
    Das Untier musste seine Versuche einzudringen aufgegeben haben, denn es trat eine unheimliche Stille ein.
    Sie dauerte schon eine Weile an, als Vinc sie unterbrach, indem er sagte: „Jetzt weiß ich, warum die Spiegel da waren. Es war nicht nur der Eingang zur dunklen Seite, sondern auch in die Spiegelwelt.“
    Das mit der Spiegelwelt hatte er ja schon einmal erklärt, doch er wollte die Stille nur unterbrechen, um das Gefühl zu geben, es herrsche noch Leben in der Umgebung. Ein menschlicher Laut konnte bei so einer schweigenden Situation oftmals die Spannung abbauen. Angespanntes Lauschen auf die nächste Gefahr brachte die Nerven nicht gerade zur Ruhe.
    Sie fuhren zusammen. Unverhofft schmetterte das Vieh wieder gegen die Tür. Dann schaffte es einen Durchbruch. Ein behaarter Arm mit einer mächtigen Kralle durchschlug das Holz. Da das Haus aus älteren Holzbohlen bestand, an denen schon der Zahn der Zeit nagte, war es für die starke Bestie kein Problem, den Durchbruch seitlich und über der Tür zu erweitern und damit einen Einlass für ihren massigen Körper zu verschaffen. Dann stand sie brüllend im Raum und schlug sich wie ein Orang-Utan mit ihren gewaltigen Armen immer wieder auf die Brust. Sie deutete damit ihren Sieg an.
    Sie sprangen in Panik auf. Aber wohin sollten sie vor diesem rasenden Ungeheuer flüchten? Wieder einmal behielt Vinc den kühlen Kopf. Es konnte aber auch sein, dass die Charaktereigenschaft des in ihm befindlichen Vincent Einfluss auf ihn nahm. Er deutete zum Kamin, in dem diesmal kein Feuer brannte.
    „Los, dort hinein! Vielleicht können wir hochklettern.“
    Er sah sich nach der Bestie um. Sie war dicht vor ihm, deshalb sah er die Hässlichkeit dieser Ausgeburt des Bösen aus der Nähe. Sie sah noch furchterregender aus, als er sie sich vorgestellt hatte. Blutunterlaufene Augen in einem behaarten Gesicht, eine affenartige platte Nase und wulstige Lippen waren noch die schönsten Merkmale. Wobei Vinc trotz des kurzen Blickes, den er ihr widmen konnte, bemerkte, da er versuchen musste, so schnell wie möglich aus dem Umkreis der fuchtelnden Arme zu kommen, dass das Vieh vier Augen besaß. Es konnte aber bei der Hast und dem nervenzerreißenden Geschehen auch eine Täuschung sein.
    Vinc eilte zum Kamin. Da hörte er Tom sagen: „Komm hoch! Hier sind Eisen in der Wand. Darauf kann man hochsteigen.“
    Vinc vernahm die letzten Worte seines Freundes kaum noch. Er spürte das Niedersausen des Arms der Bestie hinter seinem Rücken. Der nächste Schlag könnte ihm die Kehrseite aufschlitzen.
    Er wusste selbst nicht mehr, wie es vonstattenging, aber kurze Zeit später stand er neben Vanessa und Tom auf dem Dach des Hauses. Es war eine kleine Plattform, die eigentlich nur für den Schornsteinfeger gedacht war. In ihrer Not schmiegten sie sich eng aneinander. Sie

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