Unheimliche Begegnungen (German Edition)
zweifelte Vanessa und argumentierte weiter: „Selbst wenn es so einen Planeten geben würde, wie sollten wir ohne Weltraumkapsel durch den luftleeren Raum zu ihm gelangen. Hallo Jungs, wir sind im Zwanzigsten Jahrhundert. Denkt mal an eure Physikstunden.“
„Klar doch. Ich hatte ja mit dem Zauberstab herumgefummelt und was gesagt. Da sind wir in Trance gefallen. Wie ich schon immer sagte: Ich habe den Hang zu einem Illusionisten. Man muss nur die Massenhypnose beherrschen“, meinte Tom.
„Klar. Du bist der Richtige. Hypnotisierst dich gleich mit“, sagte Vinc lachend.
Sie konnten so viel darüber nachdenken, wie sie wollten, sie stießen immer wieder auf das Unerklärbare.
Vinc fiel plötzlich die Umhängetasche wieder ein, die er nach hinten gezogen hatte, deshalb konnten Tom und Vanessa sie nicht sehen, sondern nur den Riemen, der über die Brust ging. Sie hatten geglaubt, er gehöre zu der Ausrüstung. Er zog sie nach vorn. Er holte das Buch heraus und legte es auf den Tisch.
Vanessa meinte dazu: „Dann war es also doch kein Traum.“
Auch Toms Bemerkung holte alles in die Wirklichkeit zurück: „Dann haben wir alles real erlebt“, sagte er und meinte anschließend das, was auch Vanessa und Vinc dachten: „Gott sei Dank lief alles glimpflich ab. Lasst uns nach Hause gehen.“
„Gute Idee“, pflichtete Vinc bei, steckte das Buch wieder ein und nahm Pfeil und Bogen, dann eilte er zur Tür. Vanessa und Tom waren ihm gefolgt.
Vinc meinte, als sie ins Freie traten: „Seht ihr, das ist unser Wald. Da stehen sogar noch unsere Räder.“
Sie wollten hingehen, doch eine innere Stimme riet Vinc, dies nicht zu tun. Er hielt seine Freunde zurück.
„Was soll das?“, fragte Vanessa ungehalten, als er sie am Arm festhielt.
„Irgendetwas stimmt hier nicht. Etwas ist unheimlich“, antworte er.
„Ja, du in deinen Klamotten“, frotzelte Tom.
Vinc lauschte: „Ich höre keine Vögel, kein Tier, das im Laub raschelt. Totenstille.“
Er ging einige Schritte weiter vom Waldhaus weg. Nachdem er hinter sich schaute, sah er um das Haus ein rötliches Licht. Er machte seine Freunde darauf aufmerksam.
Vanessas einziger Kommentar war: „Wirklich unheimlich.“
Dann geschah etwas, was sie als Wiederholung ihrer unglaublichen Geschichte vom Anfang ansehen konnten. Es kam dichter Nebel auf. Aber wie damals hörten sie anstatt des Bellens eines Hundes fürchterliches Brüllen und einen markerschütternden Schrei.
Es waren dieselben Laute, die sie schon einmal hörten, als damals in Madison die Bestie aus der Wachstube geflohen war.
„Am besten, wir reichen uns die Hand, damit wir beisammenbleiben“, schlug Vinc vor.
Sie vernahmen das Brechen verdorrter Zweige im Laub, auch meinten hinter sich Schnaufen und Keuchen zu hören, als folge ihnen jemand.
Der dichte Nebel und die Angst im Nacken, nicht wissend, wohin sie laufen sollten, machte ihnen schwer zu schaffen.
Dann geschah wiederum, was schon einmal geschehen war, der Nebel verschwand so schnell, wie er gekommen war. Dunkelheit breitete sich aus. Sie sahen auch wie einst, aber diesmal im roten Schein, das Gehöft.
Vinc blieb unverhofft stehen und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Das ist es. Das Waldhaus ist beides.“ Er schwieg, doch Vanessa reichte nicht diese Andeutung, sie fragte ungeduldig, was er damit meine. Er erklärte: „Es ist das Tor nach Arganon, aber auch gleichzeitig das Tor zur dunklen Seite.“ Er überlegte noch einmal kurz, um weiter festzustellen: „Wisst ihr, was ich glaube? Wir befinden uns in einer Spiegelwelt.“
„Was meinst du mit Spiegelwelt?“, fragte Vanessa irritiert.
„Das Waldhaus existiert nicht nur auf der Erde, es befindet sich auch gleichzeitig auf Arganon. Es ist, als würden wir in einen Spiegel sehen. So als würden wir Spiegelbilder sein. So als existierten wir zweimal. Ebenso unser Umfeld.“
Tom und Vanessa schauten ihn verständnislos an, doch sie kamen zu keine Fragen.
Sie hörten das näherkommende nervenzermürbende Brüllen der Bestie.
So schnell sie konnten liefen sie auf das Gehöft zu.
„Los, ins Haus!“, befahl Vinc in einem so lauten Ton, dass er vor sich selbst erschrak. Er wusste zwar nicht, was sie dort erwartete, aber schlimmer, als der wütenden Bestie in die Klauen zu fallen, konnte es bestimmt nicht werden.
So liefen sie denn, so schnell sie konnten, dem Eingang entgegen. Sie schauten sich noch einmal ängstlich um, bevor sie hineinflüchteten. Sie sahen nicht
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