Unheimliche Begegnungen (German Edition)
auf: Wo war der richtige Gerason geblieben?
Vinc trat vor den gewaltsam geöffneten Eingang. Da sah er ihn: den Altar, der das Buch laden würde.
Vor ihnen befand sich ein riesiger fast unüberschaubarer Saal, der jetzt wieder den Eindruck des Massigen von außen wiedergab.
Sie sahen in gewaltiger Höhe die bunten turmförmigen Fenster. Der Saal war fast ohne irgendwelche Gegenstände. Schlicht spiegelte der glatte, helle Marmor.
In der Mitte war ein steinerner Überbau auf vier Säulen, gewaltig im Umfang und hoch wie zwei ausgewachsene große Bäume, darunter der Altar. Etliche Stufen führten zu ihm empor.
Als sie langsam zu ihm schritten, sahen sie seitlich Rüstungen mit zugeklappten Visieren. Es war, als geleiteten sie stumm die Besucher zu dem mächtigen Heiligtum und passten auf, dass ihm nichts geschah. Sie sahen in ihrer Regungslosigkeit eher zum Fürchten aus, als wenn sie lebend gewesen wären.
Doch dann blieben die Drei kurz vor dem Aufgang zum Altar wie angewurzelt stehen. Sie sahen auf einer der Stufen Gerason sitzen.
„Bleibt stehen!“, befahl er.
„Nicht schon wieder“, entfuhr es Vanessa.
„Was meinst du?“, wollte Tom wissen.
„Ich meine dieses Spiel, ist er es oder nicht?“, antwortete Vanessa.
„Ich glaube nicht, dass das diesmal ein Spiel ist. Ich glaube, hier geschieht gleich etwas Entsetzliches. Das habe ich so im Gefühl“, mutmaßte Vinc.
„Vinc, du hast nicht einmal so unrecht.“
Er sah, wie Gerason zu den Figuren mit den Rüstungen deutete: „Kommen euch die nicht bekannt vor?“
Vinc sah genauer hin, was auch Tom und Vanessa taten. Er zögerte einen Moment und sagte dann: „Aber das ist doch nicht möglich. Die können doch nicht hier sein. Jedenfalls glaube ich.“
„Doch. Sie sind bereits immer hier gewesen. Sie wurden damals als Mahnmal der von uns geschlagenen Schattenarmee hingestellt. Allerdings befindet sich in ihnen kein Leben.“ Gerason pausierte einen Moment und meinte: „Noch nicht.“
„Wie meinst du das: noch nicht. Ich denke, dazu müssten sie lebende Personen berühren, um sie zu erwecken. Ich jedenfalls werde es nicht tun und Tom und Vanessa auch nicht. Die würden uns angreifen und vernichten.“
Die nächsten Worte Gerasons erschreckten sie: „Das braucht ihr auch nicht tun. Sie werden euch sowieso vernichten.“ Er deutete wieder zu den Rüstungen und sagte: „Seht ihr, die werden es tun.“
Hinter den Rüstungen kamen die Waisenkinder hervor.
„Bist du wirklich Gerason oder wieder dieser Unhold, da du uns drohst?“, fragte Vinc.
„Ich drohe euch doch nicht. Ich bin Gerason, sonst würde ich euch nicht warnen. Aber eines weiß ich inzwischen. Nur ihr könnt dieses Buch aufladen. Den bösen Mächten ist es verwehrt.“ Gerason schwieg einen Moment, um dann kundzutun: „Dies verkündige ich im Auftrag des Herrn der dunklen Seite. Vor euch wird sich nun ein Graben auftun. Tretet zurück.“
Sie taten, wie ihnen von Gerason angeordnet wurde. Und nun wussten sie, dass es zwar Gerason war, aber der Herr der Finsternis ihn als Sprachrohr benutzte.
Vinc hatte den Eindruck, dass sie dem Herrn der dunklen Seite schon einmal begegnet sein mussten und er deshalb jetzt unerkannt bleiben wollte.
Dass er ab jetzt Gerason zum Sprechen benutzte, erkannten sie nun an den folgenden Worten: „Euer Freund, der Zwerg, befindet sich in meiner Gewalt, so wie sein Volk auch. Befolgt ihr nicht meine Anweisungen, dann werdet ihr mit ihm vernichtet. Die Kinder werden die Rüstungen berühren und die Armee der Finsternis wird erwachen. Sie wird alles vernichten.“
Sie sprangen zurück, als sich vor ihnen der Boden öffnete.
„Das ist die Schlucht der Liebe.“ Die Stimme sprach weiter an Vanessa gewendet: „Nun musst du deine Liebe beweisen. Du kannst alle retten, wenn du reinen Herzens bist und von unsagbarer Liebe zu deinem Schatz. Wenn du für ihn sogar in den Tod springen würdest. Beweise es, indem du in die Schlucht der Liebe springst.“
Sie konnten nicht glauben, was sie da hörten. Der Unhold verlangte tatsächlich, dass sich Vanessa opfern sollte, um alle zu retten.
Mit zitternder Stimme fragte Vanessa: „Und wenn ich es nicht tue?“
„Dann seid ihr alle tot. Ich werde auch ohne die Fibel Arganon erobern und alles töten, was sich mir in den Weg stellt. Dieses Buch ist nur ein Tor zu …“ Er unterbrach sich. Er hätte sich wohl beinah selbst verraten.
„Wenn ich springe, wer gibt mir dann die Garantie, dass ich mich nicht
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