Unheimliche Begegnungen (German Edition)
umsonst opfere?“, fragte sie voller Zweifel.
„Ich gebe dir mein Wort“, antwortete der Unhold.
„Das Wort von dir?“, sagte Vanessa zweifelnd.
„Du musst mir schon vertrauen. Es wird dir wohl keine Wahl bleiben.“ Er schaute zu den Rüstungen: „Ich gebe jetzt den Befehl zu den Kindern.“
Vanessa wollte sich von Vinc durch eine Umarmung verabschieden, denn ihr Entschluss stand fest, sie wollte sich opfern, um wenigstens ihren Allerliebsten, zu retten. Natürlich war ihr Gedanke an Vinc der Erste und dann kamen die anderen, die sie mit einbezog.
„Du brauchst dich nicht verabschieden. Das kostet nur Zeit“, sagte der Unhold.
„Dann springe ich mit!“, sagte Vinc kurz entschlossen.
Der Böse lachte: „Hahaha. Die Schlucht nimmt nur das Mädchen auf. Und nun springe. Meine Geduld ist am Ende.“
Vanessa sagte nur „Lebt wohl.“ Während sie sprang, kullerten ihr Tränen herunter.
Vinc, aber auch Tom, versagten die Beine, sie ließen sich auf den Steinboden plumpsen. Vor ihnen schloss sich die Schlucht. Die Kinder verschwanden wieder und auch Gerason sprach erneut für sich selbst: „Diese verfluchte Bestie“, waren seine ersten Worte.
Nachdem sich Vinc wieder einigermaßen gefasst hatte, meinte er: „Wir werden nicht gemeinsam heimkehren.“
Die Stimme des Bösen wurde eindringlicher als er befahl: „Nimm das Buch und lege es auf den Altar!“
Vinc immer noch in tiefem Leid wollte dem Befehl gehorchen, doch er bekam trotz der Trauer wieder einen klaren Kopf und meinte: „Warum soll ich das tun? Du hast mich meines Liebsten was ich habe beraubt, was soll da noch für mich ein Sinn sein zurück auf die Erde zu gehen. Und selbst wenn ich es wollte, die fehlenden Seiten würden es verhindern, denn ohne sie können wir nicht dort hin. Und außerdem tötest du mich sowieso, wenn das Buch geladen ist.“
Vinc wunderte sich, dass er so lange reden durfte, ohne dass ihn dieses Scheusal unterbrach.
Der Unsichtbare schwieg. Nur Gerason sah er auf den Stufen zum Altar sitzen und Tom, der die Beine angewinkelt und die Stirn auf die Knie gelegt hatte. Er saß von seelischem Schmerz in dieser Haltung. Nicht mehr die Umgebung wahrnehmend, nur mit den Gedanken bei seiner Schwester. Er nahm zwar wahr, dass Vinc sprach, verstand aber nicht seine Worte, sonst hätte er wahrscheinlich dagegen protestiert, denn sein Freund spielte nicht nur mit seinem eigenen Leben, sondern auch dem seinen.
Vinc aber wollte eigentlich nur den Herrn der dunklen Seite reizen, um ihn aus der Reserve zu locken, obwohl er im Grunde wirklich keinen Sinn sah, ohne seine geliebte Freunde weiter zu leben.
„Hörst du mich nicht? In dem Buch fehlen doch noch die Seiten!“
Es war, als rief er in die Leere der Unendlichkeit.
Dann kam die erlösende Stimme des Unholds: „Ich dachte, es wäre bereits wieder gefüllt. So hat mich Xexarus belogen. Er wusste, würde das Buch ohne die Seiten geladen, würde alles in diesem Umkreis zerstört. Ich würde unweigerlich in den Sog der Ewigkeit gezogen und mit mir die Schattenkrieger.“
„Warum sagst du mir das? Nun weiß ich, wie ich dich vernichten kann. Dich und deine Armee. Dieses Geheimnis hättest du besser für dich behalten. Denn genau das werde ich tun. Dich vernichten. Das ist die Strafe, dass du meine Freundin getötet hast.“ Vinc war es bei seinen Worten egal, wie der Unhold reagieren würde.
„Du Narr, du!“, rief der Herr der dunklen Seite. „Glaubst du, ich wusste nicht, als ich es preisgab, dass du es nutzen könntest. Du würdest dich mit vernichten. Mag sein, dass die dunkle Seite vernichtet würde, aber auch mit ihr alles Leben. Auch das deine und das deines Freundes.“
Tom hatte die letzten Worte des Bösen mitbekommen und er hörte weiter: „Auf Arganon würde ein Beben stattfinden, dass fast die gesamte Bevölkerung ausrotten würde.“
„Ist mir egal!“, antwortete Vinc trotzig.
„Aber mir nicht“, sagte Tom und stand auf. „Ich möchte weiterleben.“
„Das sollst du doch auch“, antwortete Vinc und stellte sich direkt neben ihn und stumpfte ihn unbemerkt an, als er weitersprach: „Du möchtest das Buch, die Fibel des Bösen um deine Macht über alles auszubreiten, aber ohne uns kannst du es nicht. Wir sind die Einzigen, die auf die Erde können, um von dort die fehlenden Seiten zu holen, aber wir können nicht dorthin, weil wir diese Seiten brauchen, um durch das Buch nach Hause zu können. Ist ein bisschen kompliziert, meinst du nicht
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