Unheimliche Begegnungen (German Edition)
dachte, lief ihm ein kleiner Schauer über den Rücken. Der Täter konnte sich ja im Haus befinden oder in unmittelbarer Umgebung sie beobachten. Vielleicht waren es auch mehrere.
Sie hatten die westliche Giebelseite des Hauses noch nicht untersucht. Sie schlichen sich also leise hin und bemerkten dort zwei Läden. Der eine war von innen befestigt, der andere aber ließ sich öffnen.
Vinc überlegte. Wollte er jetzt einsteigen, so konnte er augenblicklich etwas vor den Kopf bekommen. Doch der Umstand, dass von den vorhandenen fünf Läden, denn drei befanden, sich auf der vorderen Seite, nur dieser eine nicht befestigt war, ließ ihm vermuten, das sich niemand im inneren befand. Um die Entdeckung möglichst hinauszuschieben, hatte man alles verschlossen und war dann durch das Fenster gestiegen, dessen Laden hatte man also nur fest andrücken, aber nicht von innen befestigen können.
Vinc teilte Zubla seine Beobachtung und der daraus schließenden Folgerung mit.
„Während ich hineingehe, gibst du Obacht, dass mich keiner überrascht“, flüsterte Vinc.
Er wollte zunächst protestieren, unterließ es aber.
Vinc wusste, dass er sich in einer heiklen Lage befand. Nur ein inneres Gefühl gebot ihn, dieses Abenteuer zu wagen. Seine Ahnung sagte ihm, dass womöglich ein Teil des Schlüssels war, der das Rätsel lösen konnte, wo sich das Auge genau befand.
Er zog den Laden leise so weit auf, dass er für seinen Arm Platz fand, und langte hinein. Glasfenster waren auf dem Land in Arganon selten und darum fand er auch, was er erwartet hatte, nur eine fensterähnliche Öffnung, die weder Glas, noch durch einen anderen Gegenstand versperrt war.
Er lauschte. Es war ihm, als ob sich innen ein dumpfes unterdrücktes Poltern vernehmen ließ.
Befand sich jemand im Haus? Er überlegte, ob er rufen solle, aber er unterließ es.
Er kehrte an die Giebelseite zurück und holte einen Arm voller Geäst, das er dort liegen gesehen hatte. Er machte daraus ein dichtes Bündel, setzte ihn in Brand und warf ihn durch das Fenster. Sich vorsichtig an die Seite haltend, blickte er hinein. Sich aber vorher überzeugend, welche Eigenschaft der Fußboden hatte und ob keine entzündlichen Sachen in der Nähe waren.
Das Gebäude war nicht sehr hoch, die Fensteröffnung lag sehr niedrig. Die Reiser brannten hell und er erblickte einen großen viereckigen Raum, dessen Fußboden aus hartem Lehm bestand, wie Vinc auch vorher festgestellt hatte. Rundum sah er lauter Gegenstände, wie man sie in einer armen Wohnung zu finden pflegt. Von einer Person keine Spur.
Er warf mehr Reiser auf das Feuer, doch niemand unternahm den Versuch, das Feuer zu löschen.
Vinc nahm Schwung und hatte den Oberkörper im Inneren. Er war bereit gewesen, ihn schnell wieder zurückzuziehen, jedoch der erste Blick zeigte ihm, dass kein feindliches Wesen sich im Raum befand.
Nun stieg er vollends ein und blickte sich um. Er sah einen Holztisch, auf dem wohl Mahlzeiten vorbereitet wurden. Er erblickte ein Messer mit langer breiter Klinge. Er nahm es an sich. Er war froh, eine Waffe gefunden zu haben.
In diesem Augenblick wiederholte sich, das vorhin erwähnte Poltern. Das Feuer erlosch langsam von selbst und verursachte durch den beißenden Rauch brennen in den Augen.
Er freute sich, als er in einer Ecke ein Häufchen langer Späne bemerkte, das hier vielleicht gebräuchliche Beleuchtungsmaterial.
Er brannte einen Span an und steckte ihn in ein Mauerloch, das jedenfalls zu diesem Zweck diente, wie er an der rauchgeschwärzten Umgebung bemerkte.
Mit einem zweiten angezündeten Span begann er nun, den Raum zu untersuchen.
Die Mauern bestanden aus festgestampfter Erde. Sie fassten die Stube auf drei Seiten ein, während die vierte Seite von einem von der Decke bis zum Boden herabreichenden Strohgeflecht gebildet wurde, in dem sich eine Öffnung als Durchgang befand.
Als er durch diese Öffnung trat, sah er sich in einem kleineren Raum, dessen Boden zum Teil durch eine aus Zweigen verfertigte Falltür gebildet wurde. Gab es hier einen Keller? Das war für ein solches Haus etwas Seltenes und nur Reiche auf Arganon konnten sich diesen Luxus leisten, der viele Arbeitskräfte zum Ausheben bedarf.
Jetzt hörte er das vorherige Geräusch. Es war raschelnd und polternd und kam unter der Falltür empor.
Vinc lauschte in die Richtung, in der Zubla Wache hielt, ob er nicht vielleicht einen Warnruf von sich gab, den er überhörte, doch es blieb ruhig. Die Stille wurde nur
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