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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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von den Geräuschen aus dem Keller unterbrochen.
    Er holte noch mehrere Späne und hob dann die Tür empor. Das Zweiggeflecht konnte eine Person tragen, ohne durchzubrechen, weil es über Pfosten befestigt war. Er leuchtete hinab.
    Der Span brannte so düster, dass er nur mit Mühe bemerken konnte, dass der Keller etwa drei
    Meter tief war.
    Eine Treppe oder Leiter sah er nicht. Doch sobald der Schein des Lichtes hinabfiel, ließ sich unten ein sehr deutliches Stöhnen vernehmen.
    „Wer ist da unten?“, fragte er laut.
    Ein doppeltes Stöhnen antwortete. Das klang gefährlich.
    Auf einmal hörte er Schritte hinter sich. Er umklammerte das Messer fester, das er in der rechten Hand hielt und den Span in der linken. Er hatte vor, sobald er die Schritte dicht bei sich spürte, sich geschwind umzudrehen und mit der Waffe zuzustechen. Er sagte sich, dass nur ein Feind sich anschleichen würde, ein anderer würde zumindest durch Räuspern auf sich aufmerksam machen.
    „Hattest du mich gerufen?“, fragte Zubla, als er fast bei ihm war.
    Noch im letzten Augenblick bremste Vinc seinen Angriff und schimpfte: „Warum hast du nicht auf dich aufmerksam gemacht! Ich hätte dich beinahe getötet!“
    „Ich konnte dich hinter dem Strohgeflecht nicht sehen. Ich stehe doch noch knapp vor ihm, du hättest mich nicht getroffen“, rechtfertigte er sich.
    Er wusste, dass dieser Raum die Entfernung der Geräusche durch seine Enge verfälschte.
    „Ich habe dich nicht gerufen. Ich habe nach unten gefragt, ob da jemand sei. Ich musste es wohl etwas zu laut getan haben. Aber da du schon einmal hier bist, dann bleibe bei mir.“ Er deutete nach unten: „Da unten ist etwas Merkwürdiges. Ich sehe keine Leiter, ich werde hinabspringen.“
    „In das Ungewisse? Wenn der Boden nachgibt?“, gab Zubla zu bedenken.
    „Ich werde mich zunächst am Rand festhalten und sachte hinabgleiten.“
    Er steckte seine Waffe in den Gürtelschlauf und gab Zubla den Span. Er warf die Späne, die er nachgeholt hatte, hinunter. Er fasste mit den Händen an den Rand und hangelte sich hinab. Dann ging er das Risiko ein und ließ los, wobei er mit einem sanften Stoß auf dem Boden landete.
    Er trat mit den Füßen auf einen untenliegenden Gegenstand und stürzte hin. Nachdem er sich aufgerichtet hatte, brannte er einen Span an und leuchtete umher.
    Er befand sich in einem viereckigen, kellerartigen Loch und erkannte in dem Gegenstand, auf den er gesprungen war, eine Leiter. Da unten lagen Holzkohlen neben allerlei Gerümpel, beides, die Kohlen und das Holzgerümpel bewegten sich.
    Er fand ein für den Span bestimmtes Loch, steckte ihn hinein und begann, die Kohlen zur Seite zu räumen. Seine Hände fühlten eine Gestalt, die er hervorzog. Es war ein Mann, an Händen und Füßen gebunden, der Kopf war fest in ein Tuch gewickelt.
    Rasch löste er den Knoten des Tuches und nun kam ein blauschwarzes Gesicht zum Vorschein, bei dem er wegen der mangelnden Beleuchtung nicht anmerken konnte, ob das diese Färbung eine Folge von Ruß und Kohlen oder ein Zeichen des nahen Erstickungstodes war. Der Mann holte tief und keuchend Atem, starrte Vinc mit weit hervorgetretenen, blutunterlaufenen Augen an und stöhnte dann:
    „Zu Hilfe! Hab Gnade, Gnade!“
    „Sei ruhig, ich bin kein Feind!“, antwortete Vinc.
    „Herr“, sagte er, „du bist mein Befreier, mein Retter. Wie soll ich dir danken! Wer bist du und wie ist es dir gelungen mich zu finden?“
    „Das sind mehrere Fragen“, antwortete Vinc, „die ich dir oben beantworten werde.“
    „Hast du Gefährten oben?“
    „Ja. Meinen Begleiter“, antwortete Vinc.
    „So wollen wir hinauf, da können wir weiter reden.“
    Vinc lehnte die Leiter an und sie stiegen hinauf, wo sie Zubla bereits mit Spannung erwartete. Er streckte ihm die Hand entgegen und dann Vinc.
    „Seid willkommen!“, sagte er. „Darf ich erfahren, wer ihr seid.“
    Vinc antwortete nur:
    „Wir haben keine Zeit für viele Worte. Sage aber mir, wie du heißt.“
    „Man nennt mich Shratius. Ich bin ein Büßer und Seher.“
    Vinc und auch Zubla hatten von den Büßern bereits gehört. Sie gehörten zur Glaubensgemeinschaft der Ykliten und waren Priester gewesen. Durch eine Verfehlung, gleichzusetzen mit großer Sünde bei den Christen, wurden sie zu Eremiten verurteilt und fristeten ein tristes Dasein. Normal durften sie keinen Kontakt mit den Bewohnern aufnehmen, bis ihre Buße, je nach schwere, beendet war.
    „Wer hat dich gefesselt? Wer hat dein

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