Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Gefühl, als tauche dieses Ungeheuer gleich auf einer der Flanken auf. Ihm lief ein leichter Schauer über den Rücken, denn nach der Größe zu urteilen, die es inzwischen erreicht hatte, könnte es auch über ihm sein.
Es war still. Unheimlich still. Nur das leise Stöhnen des Opfers klang herüber.
Da stimmt was nicht, dachte Vinc.
Er wollte nachschauen, warum sich das Biest so ruhig verhielt. So stieg er wieder die Stufen empor und lugte vorsichtig über den Rand.
Er sah das Monster nicht. Aber es könnte ja in einer der schattigen Ecken lauern. Doch es steckten zahlreiche Späne in den Wänden, so dass der Raum gut ausgeleuchtet war.
Vinc schlich aller Vorsicht beachtend zu dem Verletzten hin.
Er stöhnte nur noch. Seine Kleidung hing in Fetzen am geschundenen Körper, der an den freien Stellen blutende Peitschenstrieme aufwies.
„Du musst der Auserwählte sein!“ Die Stimme des alten Mannes klang matt, fast schon ohne Leben.
„Wer seid ihr?“, wollte Vinc wissen.
Er erschrak. Hatte sich nicht in einer Ecke etwas bewegt? Doch er konnte nichts erkennen. Vielleicht war es auch das Flackern der Späne. Gemeinsam mit seinen angespannten Nerven verursachten sie tänzelnde Schatten. Er verließ sich weiterhin auf seine Beobachtungsgabe und seinen scharfen Augen.
„Wer ich bin, ist unwichtig. Wichtiger ist, dass ich euch den Ort sage, wo du bist. Du befindest dich auf der fliegenden Insel auch die des Grauens genannt.“ Ein Schwächeanfall unterbrach das Sprechen. Er bäumte sich auf. Er hob den Kopf mit viel Mühe. Vinc kam ihm mit seinem entgegen. Der Alte flüsterte ihm ins Ohr: „Du kannst es nur mit einem Wort finden …“ er konnte nicht weiter reden denn sein Kopf sackte nach unten weg.
„Sagt mir das Wort“, drängte Vinc.
Doch der Alte röchelte noch einmal kurz und dann wich seine Leben aus dem Körper.
Vinc konnte für ihn nichts mehr tun, sondern er wollte sich in Sicherheit bringen.
Wohin mochte dieses Biest verschwunden sein? Warum hatte er das Gefühl, er solle nun doch getötet werden, um das Auge nicht zu finden. Eines war sicher, die Mächte der Finsternis mussten verhindern, dass er dieses Auge findet, aber anderseits müssten sie doch Interesse haben, das er auf die Erde kann. Wer also hat ein wirkliches Anliegen daran? Vinc glaubte, es nun zu wissen. Die gute Seite will nicht, dass das Auge benutzt wird, um einen Eroberungsfeldzug der bösen Mächte zu ermöglichen. Deshalb wurde er noch nicht getötet. Weder die guten Mächte wollten seinen tot noch die bösen. Vinc hatte das Gefühl, dass beide nicht wussten, wo das Auge war, das Xexarus wohl sehr gut versteckt haben musste. Er, Vinc, war derjenige, der sie zu ihm führen könnte. Er war sich im Klaren, dass er zwischen die Fronten des Guten und Bösen geraten war. Vor seinem geistigen Auge erschienen die Burg und die fliegende Insel mit dem trichterförmigen Dunst. Aber wieso war diese Insel so klein, während er hier den Eindruck hatte, dass allein schon die Räume die Größe hatten, wie er sie immer wieder sah. Doch er überlegte noch in eine andere Richtung:
Wenn es ihm gelingen würde, das Auge zu finden, was würde dann geschehen? Könnte das zur Folge haben, dass die finsteren Mächte eine für alle Male unschädlich gemacht werden, oder würden sie nur in ihre Schranken zurückgewiesen. Ihrer Macht beraubt?
„Mit einem Wort finden“, sagte Vinc vor sich hin.„Das eine Wort habe ich doch bereits gesagt. Habe ich nicht vorher schon so etwas Ähnliches gehört? Na klar! Das ist es! Ich muss das andere Wort sagen!“ Er erschrak vor dem eigenen Schall der Stimme, da er unbedacht und vor Aufregung laut in den Raum gerufen hatte.
Er sagte: „Aksanart!“
Im selben Moment veränderte sich sein Umfeld, das in einem grünlichen Licht erstrahlte. Die Höhle veränderte sich zu einer Halle mit enormen Ausdehnungen.
Zunächst aber suchte er hinter den zahlreichen Säulen Deckung, die eine flache kunstvoll verzierte Decke stützten. Es war ein hoher Saal, aber die Fresken oben konnte er erkennen. Sie stellten wohl Erzählungen der Vergangenheit dar, oder es könnten genauso Deutungen in die Zukunft sein. Ein Orakel vielleicht von einem Seher stammend.
Er erblickte eigenartigerweise Darstellungen übernatürlicher Wesen, aber in irdischer Denkweise: So sah er eine Gestalt, die den Teufel glich, zugleich etwas weiter, der Gegenpol in der Gestalt eines Engels. Interessant ebenfalls waren Abbildungen verschiedener
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