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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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den Stamm ab.
    Tom, der neben ihm stand und sein Tun beobachtete, meinte: „Suchst du immer noch die Räder oder streichelst du diesen Baum?“
    Vinc ließ sich nicht beirren, sondern fühlte an einem weiteren, in der Nähe stehenden. „Vom Pfadfinderleben hast du wohl keine Ahnung?“
    „Du warst bei den Pfadfindern?“, fragte Tom zweifelnd.
    „Ja. Kurz bevor ich zur Schule kam. Da hat man uns Folgendes beigebracht: Im Wald kann man an den Rinden der Bäume sehen, wo Norden ist. Der Teil der Baumrinde, der nach Norden weist, ist meist mit Moos bewachsen. Das liegt daran, dass kein Licht, also Sonne, an diesen Teil der Baumrinde kommt.“
    „Wow. Und hast du schon was ertastet?“, fragte Tom bewundernd.
    „Ja. Wir müssen in die Richtung laufen, in der das Moos an den Stämmen ist. Also nach Norden“, erklärte Vinc, um gleich zu fragen: „Wo ist Vanessa?“
    Erst jetzt bemerkten sie das Fehlen des Mädchens.
    „Vanessa!“, rief Vinc erregt. Er bekam keine Antwort. Auch Tom versuchte durch lautes Schreien, sie zu finden.
    Vinc erschrak, als er neben sich eine Stimme hörte: „Was schreit ihr denn so?“ Vanessa war aus dem Nebel an seine Seite getreten.
    „Kannst du denn nicht antworten? Blöde Henne.“ Tom war dieses Schimpfwort nur aus Sorge um Vanessa und anschließender Erleichterung, als sie wieder auftauchte, herausgerutscht. Er murmelte auch so etwas wie eine Entschuldigung. Aber es blieb bei undeutlichen Worten, denn eine Entschuldigung zu einem fremden Mädchen brachte er leicht und gern hervor, aber ungern seiner Schwester gegenüber. Denn seiner Ansicht nach war seine Schwester nur seine Schwester und kein Mädchen.
    „Tom hat recht“, sagte Vinc und fügte hinzu, als er Vanessas bösen Blick sah, „natürlich nicht wegen der Henne, sondern du hättest antworten sollen.“
    Vanessa sah verlegen auf die Erde: „Da hatte ich noch nicht meine“, sie deutete mit dem Zeigefinger nach unten, „weißt schon.“ Als sie Vinc Kopf schütteln sah, sagte sie etwas errötend: „Du bist aber schwer von Begriff. Ich musste mal. Hätte ich geantwortet, dann wärt ihr doch gleich gerannt gekommen. Ich hatte doch noch …“
    Vinc erblickte noch einmal den weisenden Finger: „Schon klar. Aber bevor du verschwunden bist, hättest du bescheid sagen können.“ Hastig befahl Vinc: „Wir müssen weiter! Also kommt!“
    Die Stämme abtastend gingen sie vorsichtig in die vom Moos bestimmende Richtung. Es wurde ihnen unheimlicher, je mehr die Zeit verstrich.
    „Da! Hört ihr?“, fragte Vanessa und fasste unbewusst Vinc Hand. „Der Hund!“
    Vinc erkannte, wie sie vor Angst sie noch fester drückte und er bemerkte ein leichtes Vibrieren ihres Armes.
    „Was ist mit dem Hund? Der jault doch nur“, versuchte er sie zu beruhigen.
    „Ja, aber ganz nah“, Vanessa kam dicht an seinen Körper, als suchte sie Schutz bei ihm. Auch Tom begab sich in seine Nähe.
    Plötzlich war eine ungewohnte Stille. Sie blieben stehen und lauschten in alle Richtungen. Kein Laut drang durch den Nebel.
    Nicht nur die Furcht ließ Vanessas Stimme bibbern, sondern auch die Kälte, die zu der nächtlichen Stunde stärker wurde. Sie sagte: „Ich habe das Gefühl, als wäre jemand neben uns.“
    Der Dunst war noch dichter geworden und zog mit seiner Feuchtigkeit in ihre Kleidung und machte sie klamm.
    Vinc schaute auf seine Armbanduhr und stellte fest: „Mann, ist schon Mitternacht. Das gibt ein ganz schönes Theater daheim.“
    „He, musste auch noch das erwähnen? Reicht, wenn ich erst einmal hier Angst habe. Da musste mich nicht noch an das Donnerwetter der Eltern erinnern.“ Tom war anzumerken, dass seine Nerven zurzeit keine weiteren Aufregungen mehr vertrugen.
    Sie wollten weiter gehen. Doch Vanessa hinderte sie mit den Worten daran: „Bleibt mal ganz ruhig stehen.“ Plötzlich rief sie: „Lauft!“
    Ohne viel über Vanessas Befehl nachzudenken, rannten sie vorwärts, auch auf die Gefahr hin, gegen etwas zu prallen. Allein dieser laute Ruf des Mädchens ließ sie nicht nur erschrecken, sondern unbewusst um ihr Leben bangen.
    Sie hörten ein wildes Gebell.
    Tom fiel über irgendetwas und rief um Hilfe.
    Sie konnten kaum noch die Hand vor Augen sehen. Vinc stoppte, Vanessa, die immer noch seine Hand hielt, ebenfalls. „Ich kann Tom nicht sehen“, sagte er und lauschte in die Richtung, aus der, der Hilferuf kam.
    „Tom, wo bist du?!“, rief Vanessa besorgt.
    „Hier!“
    „Wo hier?! Zähle laut, dann können wir nach

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