Unheimliche Begegnungen (German Edition)
deiner Stimme gehen!“, riet Vinc.
Tom zählte, sie folgten dem Schall seines Organs. Das Bellen des Hundes wurde noch heftiger, unterbrochen durch furchterregendes Knurren.
Je näher sie der Stimme Toms kamen, desto deutlicher vernahmen sie die zornigen Attacken des Hundes. Es hörte sich an, als läge Tom unmittelbar neben dem Tier. Doch die Nacht und der Nebel konnten auch täuschen, was Geräusche betraf.
Fast wäre Vinc auf dem am Boden liegenden Tom getreten. Er machte ihm auch sogleich den Vorwurf: „Warum hast du aufgehört zu zählen?“, hielt aber sofort in seinem Satz inne, als er unmittelbar neben sich ein deutliches Knurren hörte.
Da erblickten sie ihn. Den Hund. Er hatte aufgehört zu bellen und sah sie mit seinen blutunterlaufenen Augen an. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet und nur noch vereinzelte Schwaden zogen an ihnen vorüber. Sie erwarteten einen Angriff des Tieres.
Sie sahen erstarrt zu dem Hund, der augenscheinlich eine Mischung zwischen einer Bulldogge und Schäferhund war. Vinc wusste um die Gefährlichkeit solcher Tiere.
Was nun?
Tom lag auf der Erde, Vanessa und er standen wie versteinert vor ihm.
Vanessa tat etwas, was die beiden Jungen in Verwunderung versetzte. Sie beugte sich zu Tom hinab und fragte: „Bist du verletzt? Kannst du aufstehen?“
„Pst“, sagte dieser und deutete zu dem Hund.
Vanessa machte eine abwehrende Handbewegung: „Vor dem brauchst du keine Angst zu haben. Aber es ist besser, wir bringen uns in Sicherheit.“
Vinc zog Vanessa hoch und sah sie an: „Was soll das?“
„Der kann uns nichts tun. Sieh doch. Der ist angekettet. Das ist ein Hofhund.“
„Ach, und woher weißt du das?“, Vinc sah jetzt auch das Band um seinen Hals und die Kette, die irgendwo verankert war, doch er traute dem Frieden nicht.
„Trotzdem bringen wir uns erst einmal in Sicherheit.“
Dies war leichter gesagt, als getan. Tom hatte Mühe, auf die Beine zu kommen. Er konnte nur auf einem Fuß stehen, denn er musste sich bei seinem Fall den Knöchel verstaucht haben. So stützten sie den Gefallenen ab und schleppten ihn einige Meter weiter von dem wieder bellenden Hund weg.
Erschöpft sanken sie auf den Boden, der durch seine Feuchtigkeit nicht gerade zum langen Sitzen einlud.
„Wie kommst du darauf, dass das ein Hofhund ist?“, fragte Vinc Vanessa.
„Als sich die Suppe bisschen verdünnt hatte, da habe ich den Umriss eines Hauses gesehen. Nicht lange, weil die Nebelschwaden es wieder unsichtbar machten.“
Als sollte Vanessas Feststellung untermauert werden, hörten sie das Muhen einer Kuh.
Und da geschah etwas Eigenartiges. Der Nebel verschwand plötzlich und der Mond am Himmel mit seiner vollen Scheibe erhellte das Umfeld. Sie saßen inmitten eines Bauerngehöfts.
Der Hund hatte sich beruhigt, nur in der Ferne hörten sie den Ruf einer Eule. Hatte der Nebel vorher die Umgebung gruselig wirken lassen, so ergab nun die Gegend ein Bild der Idylle. Aber ein Trügerisches, wie sie bald feststellen mussten.
Der tobende Hund hätte die Bewohner aufschrecken müssen und veranlassen, nachzuschauen, wessen Ursache die Erregtheit des Tieres war.
Im Haupthaus des Hofes, das etwas abseits, fast am Rand des von einer Steinmauer umfriedeten Gutes stand, bewegte sich nichts. Auch links, wo sich die Scheune befand, zu erkennen durch das hohe breite Holztor, das Einfahrt für hoch beladene Fuhrwerke bot, blieb es ruhig. Ebenso rechts an den Stallungen, als solche wahrnehmbar durch das wiederholte Muhen von Rindern.
„Das ist ein Geisterhof“, sagte Tom und trat wieder einmal ins Fettnäpfchen.
„Fängst du schon wieder an?“, schimpfte Vanessa und stand auf. Sie sah zu Tom hinab und sagte noch verärgert: „Wenn du nicht bald deine grusligen Äußerungen unterlässt, lassen wir dich mit deinem verletzten Bein allein zurück, dann kannst du nach Hause kriechen.“ Sie meinte es zwar nicht so, wie sie es sagte, doch Toms ewige Panikmache ging ihr an die Nerven.
Vinc nickte zur Bestätigung von Vanessas Drohung und sagte: „Sie hat recht. Die Leute scheinen zu schlafen. Vielleicht sind sie auch das Anschlagen des Hundes gewohnt. Viele bellen nachts, wenn sich Tiere in ihrer Umgebung zeigen. Wir gehen zur Haustür und machen uns bemerkbar. Meist sind Bauern gastfreundlich, wenigstens Teens gegenüber, wenn sie sich verlaufen haben.“ Vinc stockte und fügte hinzu: „Glaube ich wenigstens.“
Wieder Tom stützend gingen sie zu der verzierten Haustür des
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