Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Hauptgebäudes. Es war ein niedriger Bau mit einem Reetdach, so wie es in den nordischen Breiten an den Küsten üblich war. Die Wände bestanden aus groben Bruchsteinen. Die Fenster, die sich an der Vorderwand befanden, acht an der Zahl, waren nicht besonders groß. Wenn sich ein Erwachsener mit seinem Oberkörper heraus lehnte, blieb um ihn herum kaum noch viel Spielraum.
Bevor sie es wagten, an die Tür zu klopfen, schauten sie durch eines der niedrigen Fenster. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, sie erblickten nichts dahinter.
Zögerlich wagte Vinc, an die Tür zu pochen. Erst sachte, als sich immer noch nichts regte, heftiger. Sie warteten.
Nach einiger Zeit meinte Vanessa: „Guck mal, ob die Tür verschlossen ist.“
Vinc betätigte die plumpe Klinke. Nachdem er sie hinunter gedrückt hatte, öffnete sich quietschend der Eingang. Das Geräusch ging den Dreien durch Mark und Bein.
Der Hund, der sich beruhigt hatte, da sie aus seinem Blickfeld gelangt waren, fing wieder mit seinem Heul- und Bellkonzert an. Diesmal tobte er, als wolle er sich von der Kette losreißen.
Vinc klopfte noch einmal gegen die geöffnete Tür, doch im Haus fand keine Reaktion der Bewohner statt.
Der Mond erreichte inzwischen einen Stand, dass er seine Strahlen in die winzigen Fenster schicken konnte. Da sie die Tür offen ließen, erhellte es auch ein wenig den Raum, in den sie traten.
Es schien keinen Vorraum zu geben, denn an einem langen massiven Tisch mit etlichen plumpen Stühlen davor erkannten sie, dass sich hier ein Teil des Lebens der Bewohner abspielen musste. Rechts befand sich ein offener Kamin, in dem seltsamerweise ein Feuer loderte. Nicht abgebrannt, sondern hoch, als habe erst kürzlich jemand der Flamme frische Nahrung gegeben und Holzscheite nachgelegt.
Vinc blieb am Eingang stehen und betastete die Innenwand.
Tom sah sein seltsames Tun: „Was suchst du denn?“, fragte er, wartete aber die Antwort nicht ab, sondern humpelte begleitet von Vanessa zu den Stühlen, um sich zu setzen. Sein Knöchel tat ihm weh.
„Ich suche einen Lichtschalter“, antwortete Vinc. Aber so sehr er die Wand abfühlte, er fand keinen.
„Brauchst nicht weiter suchen. Auf dem Tisch steht eine dicke Kerze, und soweit ich es erkennen kann, wird sie als Lichtquelle benutzt. Jedenfalls ist sie schon ein Stück herunter gebrannt“. Vanessa versuchte zwar, ihrer Stimme einen klaren Klang zu geben, doch das leichte Hüsteln verriet ihre Angst. Sie bestätigte ihren Zustand, als sie hinzufügte: „Hier ist es richtig unheimlich.“
Vinc, der inzwischen auch an den Tisch angekommen war, nahm die Kerze mit ihrem schweren verzierten metallenen Halter vom Tisch, ging zum Feuer und zündete sie an. Ihr unruhiges Licht ließ die Umrisse der Kinder wie Gespenster an den Wänden tanzen.
Nachdem Vinc die Kerze wieder auf den Tisch gestellt hatte, beruhigte sich ihre Flamme und ließ die Umgebung, wenn auch nur im Halbdunkel, etwas erkennen. Zuerst schaute er zur Decke und stellte fest, dass oben keine Lampe hing, die auf elektrisches Licht schließen ließ. An der Stirnseite des länglichen Raums sah er eine weitere Tür. Ebenso eine rechts neben dem Kamin. Auf der linken Seite von ihm führte eine Leiter vermutlich zum Dachboden.
Vinc setzte sich zu Vanessa und Tom an den Tisch. Sie schwiegen, dabei aber versuchten sie, jedes noch so kleine Geräusch wahrzunehmen. Es herrschte eine unheimliche Stille, auch weil der Hund sein Kläffen wieder eingestellt hatte.
Nach einer gewissen Zeit hielt es Vinc nicht mehr aus. Er stand auf und ging zu der Tür, die gegenüber dem Hauseingang war. Zunächst klopfte er dagegen. Als er keine Einladung zum Eintreten bekam, öffnete er sie zögerlich. Genau wie die am Eingang ging sie quietschend und knarrend auf.
Durch das eindringende Mondlicht sah er an der linken Wand einen massiven Schrank. An der Wand gegenüber dem Eingang standen drei flache Betten, zwischen ihnen befand sich ein schmaler Gang. An den Kopfenden zwischen den Betten stand jeweils ein plumper hölzerner Nachttisch mit einer Kerze darauf. Sonst waren weiter keine Einrichtungsgegenstände vorhanden. Was Vinc verwunderte, waren die Betten in dieser ungewöhnlichen Zahl und Anordnung. Meist war ein breites Bett vorhanden oder zwei, für die Bauersleute. Aber, so überlegte er sich, konnte dies auch eine Unterkunft des Personals sein.
Er wollte den Schrank öffnen, jedoch er unterließ es, denn das ginge wohl zu weit, in den Sachen
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