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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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unglaublicher Verdacht auf. Wenn das nicht Liberia war, oder wenn er den Luftwirbel verfehlen würde, was dann?
    Doch die Spanne zum Abgrund war zu kurz, um sich noch weitere Gedanken zu machen. Er vertraute seinem Instinkt und der sagte ihm, dass alles gut gehen würde.
    Er hatte Glück, denn er traf in den Aufwind, als er sprang. Aber es wäre egal gewesen, ob er mehr nach links oder rechts gesprungen wäre, denn der Aufwind hatte die gesamte Breite des Felsens. Er landete unten und lief sogleich aus dem Wirbel. Er meinte ein leichtes Flimmern vor dem Felsen zu erkennen, er wusste, Liberia hatte uneindringlich den Sperrgürtel um den ihn gelegt.
    „Wo werde ich das Lager der Geächteten finden?“, fragte sich Vinc. Weiter führte er sein Selbstgespräch, denn da fiel ihm das Denken leichter und er fühlte sich nicht mehr so einsam:
    „Räuber Leichtweiß. Ob das der Räuber ist, der im Waldhaus gehaust hatte?“
    Er schaute um sich. Er wusste nicht, wo er war. So entschloss er sich, eine Richtung zu bestimmen, in die er gehen wollte, denn jede Verzögerung könnte nicht nur sein Leben verkürzen, sondern auch Vanessas, wenn er nicht die Rune des kalten Herzens fand.
    Der Mittag war nahe, als er eine sandige Öde verließ und in Saft stehende Gräser bezeugten, dass in der Nähe Wasser sein musste.
    Einige Zeit später befand er sich an einem Fluss.
    Es gab dort ein dichtes Gestrüpp, das seine Aufmerksamkeit anzog. Es war ein Strauch, dessen Namen er nicht kannte und auch nicht die Beschaffenheit. Aber er wusste inzwischen von einigen Bewohnern Arganons, das es ein schwammiges Holz ist, sehr dauerhaft und dabei doch so leicht, dass es allgemein zum Bau von Flößen benutzt wird. Ein Floß, das zwei oder drei Personen fasst, kann ohne Mühe von einem Mann getragen werden.
    Der größte Teil dieses Gestrüpps war schon abgestorben, die Pflanzenleichen lagen unter Stauden versteckt. Aber weiter vom Wasser entfernt, fand er, was er suchte. Da war unter stacheligen Büschen ein ganzer Vorrat von Hölzern aufgeschichtet. Das konnten nur Einwohner getan haben. Und wozu? Um hier Flöße zusammenzusetzen, um die Furt ohne Angst überqueren zu können. Denn immer wieder lauerten Flussungeheuer auf ihre Beute. Vinc wusste, dass seine volle Aufmerksamkeit verlangt wurde. Doch ohne Floß schien ihm die Überquerung des Flusses zu unsicher. Es reizte ihn zwar, ein Floß zu bauen, es wäre aber zeitmäßig ein Problem und außerdem er befürchtete er, dabei überrascht zu werden. Er kannte die Umgebung kaum und auch nicht die Eigenschaften der Floßbauer. Er dachte sich, wenn er ihre mühevoll gesammelten Hölzer entwenden würde, könnte ihn sehr leicht eine Waffe des Bestohlenen treffen.
    Vinc entschloss sich, den Fluss etwas abwärts zugehen. Nach einiger Zeit wendete er sich nach rechts, dem hohen Ufer zu, um zu sehen, ob es von dort einen besonderen Zugang zur Furt gäbe. Je weiter er sich vom dabei vom Wasser entfernte, desto lichter wurde der Wald. Oben auf der Höhe standen die Bäume stellenweise schon so weit auseinander, dass sich ihre Zweige nicht mehr berührten, deshalb bog er links ab.
    Weniger aus Vorsicht als aus Gewohnheit, die ihm mittlerweile zur zweiten Natur geworden war, spähte er zwischen den Stämmen hindurch, um gegebenenfalls die Anwesenheit von Wesen rechtzeitig zu bemerken.
    Er hätte wohl dem keine Beachtung geschenkt, wenn er nicht mit dem Fuß gegen etwas Weiches getreten wäre. Es waren einige abgerissene Grasbüschel. Es war langes Gras. Vinc wusste in diesem Augenblick, dass er auf der hellen Seite war. Denn nur die Aragonier kannten die Technik, mit diesen Gräsern die Hölzer für ein Floß zu verbinden. Aber waren es Freunde oder Feinde? Kaum hatte er Fußstapfen im weichen Boden erkannt, raste er den Hang zum Fluss hinunter, um Schutz zu suchen. Er hatte ihn hinter Büschen gefunden. Er nahm sich vor, wenn nichts geschieht, wollte er weiter zur Furt schleichen, um zu sehen, was dort vorgeht.
    Nachdem zehn Minuten vergangen waren, ohne dass er jemand bemerkte, schlich er vorsichtig zum Ufer hin, bis er sich an der eingangs erwähnten Stelle befand, wobei Blätter von niedrigen Bäumen einen Vorhang bildeten, hinter dem er Deckung suchte, um die aufgestapelten Hölzer überschauen zu können. Es war niemand dort zu sehen. Darum schob er sich noch weiter vor, wie es mit der gebotenen Vorsicht zu vereinbaren war, und legte sich dann nieder, um das weitere abzuwarten. Die feuchte heiße Luft,

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