Unheimliche Begegnungen (German Edition)
sprechende Buch. Ihr müsst fest an mich glauben. Bezweifelt nie, was ihr hört. Begebt euch nun auf diese Betten und schließt die Augen.“
Wie unter Hypnose gehorchten sie. Dann hörten sie: „ Ihr wurdet nach Arganon geholt und in der Zeit um Jahre zurückversetzt. Ihr werdet Zeuge von einem Ereignis großer Bedeutung. Ihr habt drei verletzte Kinder gesehen. Sie gleichen euch bis aufs Haar. Die Bewohner dieses Hauses konnten euch noch nicht sehen, denn ihr werdet erst vorbereitet, damit ihr mit Arganon eins werdet. Diese armen Kinder und ihre Mütter sind Opfer der brutalen Herrschaft der bösen Mächte geworden. Nur ihre Väter haben überlebten. Ihr werdet mit ihren Seelen eines Tages zusammentreffen.“
Sie hörten zwar schweigend zu, aber wunderten sich gleichzeitig über diese Worte. Über ein Buch, das sprechen konnte, darüber, dass sie irgendwo in der Fremde in einem sagenhaften Land sein sollten, dass sich Arganon nannte.
„Ihr werdet Zeitsprünge erleben. Lasst euch nicht durch sie verwirren. Sie werden euch manchmal in die Zukunft versetzen, aber auch in die Vergangenheit. Es sind Mächte, die euch nur verwirren, aber auch die guten können es sein, die euch helfen wollen. Bevor ihr sichtbar werdet, könnt ihr noch einem Gespräch lauschen. Gebt Obacht, was dessen Inhalt ist. Dann werdet ihr euch, für alle sichtbar, in dem Wald vor diesem Anwesen wiederfinden. Ich wünsche euch viel Glück, denn das werdet ihr brauchen.“
Das Buch hörte mit dem Leuchten auf und lag wie ein gewöhnlicher Wälzer da.
Ihnen begann es, vor den Augen zu flimmern. Bunte Bilder zogen an ihnen vorüber. Sie gerieten in den Zeitstrom der Geschichte und sie schwebten zurück in die Diele, in der sich die angekommenen Personen aufhielten. Hier lauschten sie dem vorher angekündigten Gespräch.
„Schön, dass wir Freunde sind. Aber das mit dem Getreide ist ein Ding. Soll angeblich Zauberkräfte haben“, sagte Marxusta.
Rexos schüttelte den Kopf: „Ist wohl nur eine Mär. Dann müsste ja jeder, der Brot isst, auf Arganon zaubern können. Nur eines ist mir bisher ein Rätsel, woher wussten die Häscher des Tyrannen, wo wir unsere Frauen und Kinder versteckt hatten?“
„Ich werde es herausfinden und Rache üben. Ich habe etwas vorbereitet, das sich hinter dieser Tür verbirgt. Noch muss ich es geheim halten, aber eines Tages werde ich es auch euch offenbaren.“, Marxusta zeigte auf den Eingang, die Vinc bereits versucht hatte zu öffnen. Dann sagte er mahnend: „Arganon ist zurzeit unsicher. Streunende Arlts wurden gesichtet und auch anderes übles Gesindel.“
„Ich dachte, die Arlts sind weit weg, in ihrem Land?“, fragte Rexos.
Marxusta wiegte sein inzwischen ergrautes Haupt: „Scheinbar nicht. Ich glaube, der Tyrann von Arganon hat sie zur Hilfe geholt. Seine Söldner reichen nicht aus, um die Rebellen unter Kontrolle zu haben.“
Die Arlts waren ein kriegerisches Volk und im Aussehen nicht den Menschen ähnlich, sondern auf ihrem kurzen kräftigen Hals saß ein verhältnismäßiger kleiner kahler Kopf mit auffällig gelb leuchtenden Augen und langen Ohren. Die Nase war platt wie die eines Affen und aus seinem Mund lugten zwei Hauer, wie die eines Keilers. Am breiten mächtigen muskulösen Körper befanden sie ebenso kräftige Arme, die fast bis an die Knie gingen und gewöhnlich rechts eine beträchtliche Kriegsaxt und in der linken ein schweres Holzschild mit einem gehörnten Tiertotenschädel trugen. Außer einem Lendenschurz, der von einem breiten Gürtel mit kleinen Totenköpfen bestückt gehalten wurde, hatten sie keine weitere Kleidung an. Vor der Witterung schützte sie die lederne Haut. Das Furchterregende war nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr Kriegsgeheul, wenn sie ihre Feinde angriffen.
„Meinst du, sie schaffen es, den Tyrannen zu stürzen?“
„Ich glaube nicht. Die Armee des Herrschers ist denen überlegen und die Arlts noch dazu. Das wird schwierig. Also gebt schön Obacht“, sagte Marxusta noch einmal zu Rexos und Vincent.
In der Tür zum Zimmer, in dem die verletzten Kinder lagen, kam die Frau, die als Heilerin bezeichnet wurde und sagte: „Ich muss euch eine betrübliche Nachricht zu kommen lassen. Ich konnte euren Kindern nicht mehr helfen.“
Marxusta ging mit Tränen in den Augen nicht zu seinem Sohn, sondern zunächst mit geballten Fäusten in diesen geheimnisvollen Raum.
6. Kapitel
Vinc, Vanessa und Tom spürten, wie sich ihre Sinne wandelten.
Vinc fragte:
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