Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Wirt mit gezwungenem Lächeln. „Ihr seid heute meine ersten Gäste und ich habe die alte Gewohnheit, den Gästen, die bei mir am heutigen Tag die Ersten sind, das was sie verzehren umsonst zu geben.“
„So? Was ist denn für Tag heute?“
„Mein Geburtstag.“
„Dann gratulieren wir und wünschen dir ein langes Leben von tausend Jahren. Also, für Essen und Trinken brauchen wir nicht zu zahlen?“
„Nein.“
„So bringe gleich einen großen Krug mit Branntwein. Du sollst mit uns trinken.“
„Das kann ich nicht, da ich sofort aufbrechen werde. Ich will den heutigen Tag mit meinen Verwandten verbringen.“
Er entfernte sich um den Branntwein zu holen.
„Du“, meinte der eine mit den gefährlichen Waffen, „das haben wir gut getroffen. Nicht?“
„Der Mann soll, wenn er bei seiner Rückkehr erfährt, was wir verzehrt haben, nicht sagen, dass wir seinen Geburtstag nicht zu feiern verstanden.“
„Aber du wirst in deinem Suff nicht wieder einen Wirt töten. Den hier werden wir noch öfter besuchen. An den Dienstboten darfst du dich austoben“, sagte der andere.
Vinc lief ein Schauer über den Rücken. Das hatte nichts mehr mit Rache zu tun, sondern war reine Mordlust. Ihre früheren Ziele, der Feme waren wohl aus der Kontrolle geraten. Sie waren zu gemeinen Mörder und Diebe geworden. So war ihr Ruf gerecht, Anführer einer Räuberbande zu sein. Nur wo war der Rest der Meute?
Vinc freute es, dass der Wirt auf den Vorwand gekommen war, die beiden hier festzuhalten, denn dann konnte er aufbrechen, während die beiden im Rausch lagen, hatten er einen Vorsprung und konnten die Wälder schnell durchqueren. Allerdings hatten die beiden Pferde, damit konnte er leicht eingeholt werden. Jedoch wenn er im Dickicht seinen Weg nahm, hinderte es die Reiter ihm zu folgen. Das glich seine langsamere Fortbewegung aus.
Der Wirt brachte einen Krug, der nach Vinc Ansicht groß genug war, mit seinem Inhalt zehn Männer betrunken zu machen. Dazu setzte er einen Becher auf den Tisch und wollte einschenken.
„Halt!“, gebot der Mann mit der Schleuder. „Dieses Gefäß ist für Kinder. Wir aber sind Männer und trinken gleich aus dem Krug. Ich trinke auf dein Wohl und wünsche dir dabei alles, was auch du dir wünschen magst.“
Er tat zwei lange Züge, setzte ab, tat noch einen Zug und machte dann ein Gesicht, als ob er Nektar getrunken habe. Sein Kamerad folgte seinem Beispiel, trank auch nicht viel weniger, schnalzte mit der Zunge und meinte, dem Wirt den Krug entgegenhaltend:
„Trink, Freundchen! Dies Labsal findet seinesgleichen nicht auf ganz Arganon. Trink aber nicht sehr viel, damit wir als deine Gäste nicht zu kurz kommen.“
Der Wirt nippte nur und antwortete dann:
„Ihr werdet nicht zu kurz kommen und könnt euch den Krug wieder füllen lassen.“
„Wird das auch geschehen, wenn du dich nicht mehr hier befindest?“
„Ja. Ich habe dem Knecht, der euch bedienen wird, den Befehl gegeben, euch zu geben, was ihr verlangt, wenn es denn vorhanden ist. Jetzt aber werde ich gehen. Also wendet euch an den Knecht, wenn ich nicht mehr da bin.“
„Wo befindet er sich denn?“
„Draußen auf dem Hof. Es ist kein Mensch hier im Haus. Die Leute sind alle auf dem Feld, werden aber bald zurückkommen.“
Der schlaue Wirt sagte das, um sie in Sicherheit zu wiegen. Sie sollten nicht argwöhnen, dass sie belauscht würden, sondern vollständig überzeugt sein, dass sie sich ganz gemütlich laut unterhalten konnten.
„So wünschen wir dir eine gute Reise“, sagte der Besitzer der Waffen. „Vorher aber möchte ich mich bei dir nach etwas erkundigen.“
„Was ist das?“
„Sind vielleicht vor einiger Zeit drei Männer eingekehrt, weißt du, nicht gewöhnliche Männer, sondern etwas eigenartig gekleidet und im unheimlichen Aussehen?“
„Hm! Bei mir kehren viele Leute ein. Ihr müsst mir die Drei schon genauer beschreiben.“
„Das habe ich doch. Aber eine weitere ist nicht notwendig. Wir brauchen dir nur zu sagen, was für Pferde sie ritten. Es waren drei Schimmel.“
„Ah, richtig! Die sind gestern Abend hier gewesen. Es waren recht unheimliche Männer.“
Vinc glaubte zu wissen, warum der Wirt log. Er wollte nicht, dass die beiden sie sofort verfolgen würden, um den kurzen Vorsprung auszunutzen. Der Plan des listigen Wirts musste ein ganz raffinierter sein. Jedenfalls bewies er bis jetzt eiserne Nerven. Denn in einem war sich Vinc ziemlich sicher, würden die beiden Galgenvögel ihm auf die
Weitere Kostenlose Bücher