Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Schliche kommen und feststellen das sie belogen wurden, wäre dem Wirt sein Ende besiegelt, denn sie würden ihn im Zorn töten.
    „Haben sie hier geschlafen?“, hörte Vinc den mit den Waffen fragen.
    „Nein, sie wollten es zwar tun, aber wir machten ein Spielchen, das fast bis in den Morgen währte und da meinten sie dann, dass es besser wäre, sogleich weiter zu reiten.“
    „Haben sie gesagt welches ihr Reiseziel wäre?“
    „Ja, sie wollten in die Feuerregion.“
    Diese Auskunft hatte Vinc nicht erwartet. Verlief bisher fast alles gut, so war diese Botschaft nicht gerade förderlich für seinen weiteren Weg. Wusste der Wirt von seinem Auftrag die Rune dort zu finden und schauspielerte er nur. War es überhaupt der, für den er sich ausgab. Sein forsches Auftreten müsste eigentlich Vinc skeptisch machen.
    „Sind sie denn auch dorthin geritten?“, fragte der mit den Waffen weiter.
    „Natürlich! Sie haben es ja gesagt. Warum sollten sie denn auf einen anderen Gedanken kommen.“
    „Richtig! Ich fragte das nur so nebenbei. Aber weiter! Sind dann nicht noch andere bei dir eingekehrt, die aus derselben Richtung kamen?“
    Diese Frage galt natürlich und das vermutete Vinc mit Recht, ihm.
    Am allerbesten wäre es, so Vinc heimlicher Wunsch, wenn der Wirt eingestand, dass er hier gewesen war. Wäre er sehr pfiffig, könnte er sagen, dass er den Dreien, die vor ihnen hier eingekehrt waren, gefolgt sei. Auf diese Weise erwecke er bei den Fragern die Überzeugung, dass es sinnlos sei, eine Verfolgung aufzunehmen, zumal der Vorsprung zu groß war. Nur wusste Vinc nicht, wieso sie sich auch nach ihm erkundigt hatten.
    Was wurde hier gespielt? Hier ging es nicht um Gaunereien, Zechprellerei oder andere Untaten, hier war etwas ganz anderes im Spiel. Die Personen, ob es nun der Wirt war, die beiden Halunken oder die drei schwarzen Männer, die eigenartige Magd nicht vergessend, spielten jeder für sich eine nicht geringe Rolle. Wer aber war der Regisseur?
    Es ging nicht mehr um die sagenumwobenen Rächer, noch um die Henker. Waren es überhaupt die nach Vergeltung suchenden, oder waren sie nur in derer Gestalt? Ihre Duplikate? Wo war der Rest der Bande, wenn sie ihre Anführer waren?
    Der Wirt hatte behauptet, alle im Dorf wären von den schwarzen Männern getötet worden. Wo aber lagen ihre Leichen? Weder auf den Feldern noch auf der Straße befanden sich welche. Müsste nicht der Geruch verwesender Körper über dem Ort liegen? Und drei Männer, wenn es auch geisterhafte waren, wie konnten sie ohne Gegenwehr die Einwohner einer ganzen Ortschaft töten?
    Vinc wurde es unbehaglich in seinem Versteck. Eines wurde ihm immer bewusster, er sollte daran gehindert werden, die Rune in der Feuerregion zu finden. Wer hatte daran das meiste Interesse? Natürlich die Mächte der Finsternis. Vinc sah seinen Schlupfwinkel nicht mehr als ein Versteck an, sondern als eine Falle. Mit ihm wurde gespielt.
    Vor seinen Augen fand ein Theaterstück statt.
    Einzig allein die Rolle des Wirts verwirrte ihn. Er wusste mehr als er zugab. Handelte er auch im Interesse Raxodus, dem Herrn der Finsternis, dann fragte Vinc sich, wieso schützte er ihn und verriet nicht sein Versteck.
    „Es kehrten bei mir gestern Abend keine Gäste mehr ein. Ich habe euch bereits gesagt, dass ihr die Ersten seid.“
    „Hm! Den Jungen, den wir meinen, ist ganz gewiss hierher gekommen.“
    „Dann ist er vielleicht durch den Ort gekommen, ohne einzukehren.“
    Vinc wunderte sich wieder, dass er vom Wirt geschützt wurde.
    „Ich werde mich nun verabschieden. Wendet euch an meinen Diener, wenn ihr Wünsche habt.“ Der Wirt verneigte sich und verschwand.
    Der mit der Schleuder meinte: „Ob aber der Wirt wohl heute wieder zurückkommt?“
    „Wird ihm nicht einfallen!“
    „Wir hätten ihn doch fragen sollen.“
    „Warum?“
    „Wüsste ich, dass er erst morgen zurückkehrt, so würde ich vorschlagen, den ganzen Tag hierzubleiben. Wir sind ja Gäste und bekommen alles, was wir verlangen. So etwas muss man nach Kräften ausnützen.“
    „Was diese Sorge betrifft, so ist sie überflüssig. Der Wirt bleibt jedenfalls bis morgen fort.“
    „Meinst du?“
    „Wenn man Geburtstag begeht, so fällt die Hauptfeier doch allemal auf den Abend.“
    „Wir dürfen aber uns nicht dem Suff hingeben. Denke an unseren Auftrag“, sagte der mit der Schleuder.
    „Sind unsere Mannen bereit?“
    „Ja, sie haben das Dorf umzingelt. Sie liegen gut versteckt auf der Lauer.“
    Vinc