Unheimliche Begegnungen (German Edition)
davonflog, ohne sie zu beachten. Er musste den Schneesturm vorausgeahnt haben und suchte rasch irgendwo Schutz.
„Wo leben denn die Varleturen?“, fragte Vinc Marxusta. Er musste schreien, denn durch das Heulen des Sturmes konnte er ihn kaum verstehen.
„In Höhlen“, rief Marxusta und man merkte, wie schwer es war, seine Stimme gegen den pfeifenden Wind zu erheben. Für Marxusta war es auch zu anstrengend. So begnügte er sich mit der kurzen Antwort.
Der Sturm wurde immer heftiger und es war fast unmöglich, noch weiter voranzukommen. Sie mussten sich förmlich gegen den Orkan stemmen. Die größte Gefahr aber bestand darin, dass sie nicht wussten, was sich vor ihnen befand. Ob da nicht die Eisfläche zu Ende war und sie in das Wasser fielen, oder in irgendeine Untiefe. Stehen bleiben war auch nicht ratsam, denn sie wussten nicht, wie lange so ein Schneesturm dauerte und ob sie nicht von hohen Schneewehen eingekreist würden.
So liefen sie in das Ungewisse weiter.
Nach einer Weile ließ der Sturm nach. Einzelne Flocken schwebten nur noch herab, als sei die Umgebung immer so friedlich gewesen. Nur die meterhohen Wehen zeugten von dem Orkan, der wohl mit seiner geballten Kraft und Unmengen von Niederschlag sich in diesem Gebiet ausgetobt hatte. War das nur einer von vielen Stürmen, die immer wieder auftraten, oder gehörte er bereits zu einem Teil des Kampfes?
Sie gelangten unversehrt an das Ende der Eisfläche. Sie sahen am Fuß des Berges nach oben zum Gipfel, der durch tief hängende Wolken nicht zu sehen war.
Hinter ihnen, aus dem Gebiet, von dem sie kamen, hatten sich riesige, unpassierbare Schneewehen angehäuft, sodass es ein zurück nicht mehr gab.
Sie liefen am Fuß des Berges entlang.
Kurze Zeit später hörten sie ein Brummen hinter sich.
Ein riesiges Ungetüm, urgewaltig mit einem zottigen Fell, einem großen Kopf mit menschlichen Zügen und einem langen Hals, versperrte den weiteren Weg.
Das Vieh kam auf sie zu. Es erschienen weitere vier, zwei Große und zwei kleinere.
Sie ahnten, dass es sich hier wohl um eine Familie handelte, aber sie wussten auch, dass es gleich zu einem Kampf kommen könnte.
Der Größere, anscheinend das Oberhaupt, schritt auf Marxusta zu und musterte ihn.
Der Magier zog es vor, erst einmal abzuwarten, was sich ereignen würde, jedoch er wollte es nicht zu lange dulden, denn die Größe des Tieres könnte ihm zum Verhängnis werden.
Der mit dem Fell Bedeckte sah eine Weile in das Gesicht des Zauberers und brummelte. Er hob seine Pranke und kam in die Höhe des Gesichts.
Marxusta wusste, er müsse nun handeln. Doch der Zottelige streichelte nur über das Antlitz, so zart, dass man es ihm seiner Statur wegen nicht zugetraut hätte. Dann ließ er wieder von Marxusta ab und betrachtete die neben ihm Stehenden. Er brummte zufrieden und gesellte sich zurück zu seiner Gruppe und sie trotteten davon.
„Puh“, sagte Vinc, ihm fiel ein Stein vom Herzen. „Ich hatte vielleicht eine Angst.“
„Das sind friedliche Gesellen“, sagte Marxusta zur Beruhigung. „Die befinden sich fast in jeder Eisregion.“
„Gibt es denn noch eine? Ich meine, weil du von jeder Eisregion sprichst?“ Vinc wurde hellhörig und wunderte sich etwas.
„Ja“, antwortete ihm der Marxusta. „Eine westlich und eine mehr östlich. Diese sind aber schon seit uralten Zeiten da. Ich war schon in beiden. Aber da sind wirklich nur Eis und Schnee, es befinden sich auch keine Höhlen dort. Wobei diese Region, in der wir uns befinden, sich erst in der letzten Zeit gestaltet hat. Ich nehme an, durch magischen Einfluss.“
„Du meinst, wir sind in der richtigen Gegend, um nach der Höhle des Bösen zu suchen?“, fragte Vinc.
„Absolut sicher.“
Damit waren die Fragen geklärt und sie überlegten, wie und wohin sie ihren Weg fortsetzen sollten.
Sie entschlossen sich zunächst für die einfachste Lösung, nämlich am Fuße der Berge zu bleiben und den Rand zu erforschen. Sie wendeten sich nach rechts und schritten die Region ab.
Sie hofften auf eine Höhle zu stoßen, aber sie stellten sehr bald fest, dass sie einem Irrtum unterlagen. Als sie eine kurze Pause machten, sah Vinc in die Höhe.
„Da kommen wir nie hinauf.“
„Wir müssten einen Pfad oder so etwas Ähnliches finden“, folgerte Marxusta und sah sich ebenfalls die glatten schneebedeckten Felswände an. Da erblickte er, weiter oben, den Eingang einer Höhle.
„Da ist etwas“. Vinc deutete hinauf. „Aber zu hoch für uns.
Weitere Kostenlose Bücher