Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Situationen erhöhte sich.
Sie begingen einen Weg, der von vielen Wesen ausgetrampelt und somit zu einer festen Fläche geprägt worden war.
Bald kamen sie an eine Weggabelung, es bog ein weniger benutzter Weg ab, der tatsächlich den Anschein erweckte, als sei er längst vergessen und deshalb mutmaßten sie, er führe zu etwas Bösem.
Dennoch schlugen sie, von einem gebieterischen Zwang gelenkt, zielstrebig diese Richtung ein.
Als sie zügig weitermarschierten, hörten sie aus den Bäumen beider Seiten Wortfetzen eines unverständlichen Geflüsters in einer fremden Sprache. Die Unheimlichkeit wuchs.
Dunkelheit breitete sich aus. Ein heller Stern verdunkelte sich zu einem gewissen Zeitpunkt und verfinsterte die Örtlichkeit noch mehr.
So konnte man sagen, dass die Nacht schon längst angebrochen war, aber dennoch wurde der endlose Wald, durch den sie wanderten, noch immer von einem fahlen Licht erhellt, der von keiner bestimmten Quelle herrührte, denn die geheimnisvolle Beleuchtung warf keine Schatten.
„Wir müssen zurück, wer weiß, wo dieser Weg noch endet!“, rief Vanessa.
Das geheimnisvolle Licht leuchtete still und drohend.
Über ihren Köpfen und aus allen Richtungen erklang deutlich vernehmbares höhnisches Gelächter und sie sahen Wesen, die sie nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen erwarten würden.
„Gib mir deine Seele und ihr seid im Nu frei von uns!“
Diese Stimme, begleitet von einem unheimlichen Hall, lehrte sie das Fürchten.
Vinc aber wusste, dass Unterwerfung und gezeigte Angst hier fehl am Platz war, denn das würde das Böse nur stärken.
„Wir wollen uns nicht ungehört unterwerfen! Vielleicht sind in dieser Gegend auch Wesen, die nicht böse sind.“ Ein wenig Hoffnung lag in seiner Stimme, dass dieser Unbekannte mindestens seinen Mut honorieren würde.
„Ich wiederhole: Gib mir deine Seele und ihr seid frei!“ Seine Stimme klang noch eindringlicher, war aber diesmal von einem höhnischen Lachen begleitet, das sich in einer Vielfalt wiederholte, dass sie meinten, es würde niemals mehr aufhören.
Danach wurde es ringsum still.
Eine bedenkliche Ruhe, die wohl gegen den Frieden ihrer Seele gehen sollte, obwohl Stille eigentlich Balsam für sie war. Doch nach diesem Spektakel vorher und der Ungewissheit, was folgen könnte, bewirkte sie das Gegenteil.
Dann wieder die Stimme: „Wie du willst. Ich werde dich verschonen. Dein Mut spricht für dich. Doch sie werde ich töten.“
Er sah, wie Vanessa in die Luft gehoben wurde und immer höher schwebte. Eine unsichtbare gewaltige Faust musste es tun.
Vinc wusste auch, nachdem er sie kaum noch über der freien Waldschneise sah, dass ein Sturz für sie tödlich enden würde.
„Du hast gewonnen. Ich gebe dir meine Seele“, sagte er aus Angst, sein Liebstes, was er hatte, zu verlieren.
„Dann schreibe!“ Plötzlich lag ein in rotes Leder gebundenes Buch aufgeschlagen neben einer roten Pfütze, die dem Blut glich.
„Schreibe! Ich vermache meine Seele dem Herrn der Dunkelheit. Ich schwöre, ihm treu zu dienen. Sollte ich meinen Schwur brechen, werde ich von den Mächtigsten der Mächtigen gezwungen, meine Freundin auf der Stelle zu töten.“
„Niemals werde ich meine geliebte Vanessa töten. Hörst du! Niemals!“, schrie er, nicht genau wissend, zu wem.
Wieder erklang ein bestialisches Lachen. „Hahaha, dir bleibt keine andere Wahl. Entweder du schreibst es oder ich töte sie sofort. Falls du denkst, du kannst sie nicht töten, wenn du den Eid brichst, mache dir darüber keine Gedanken. Du wirst sie töten müssen.“
Vinc verfluchte innerlich seine Situation und er verfluchte auch sich, wegen seiner Unvernunft, diesen Weg ausgesucht zu haben. Aber wieder dachte er an den inneren Zwang, hierher zu gehen. Und nun erkannte er erst richtig, mit welcher Macht sie noch zu tun hatten, obwohl ein großer Teil von ihnen vernichtet wurde. Sie waren wie Naivlinge in die Falle getappt.
Diese Seite unterlag dem Übersinnlichen und war weit gefährlicher, als sie geglaubt hatten.
Er sah, wie Vanessa wieder in die Höhe gehoben wurde.
„Gut, ich schreibe. Aber womit?“ Er hatte nichts dabei. Er dachte an die Spitze des Dolches, doch dieser würde mit seiner Schärfe nur das Buch zerschneiden.
„Die Natur bietet viele Möglichkeiten. Lass deine Fantasie walten“, hörte er.
Er brach einen Zweig von einem Busch, tauchte ihn in die Blutlache und schrieb mit flinker Hand, indem er nach jedem nieder geschriebenen Wort
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