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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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zuzuwerfen.
    Der Schneefall wurde dichter. Sie konnten kaum noch die Hand vor Augen sehen. Ein Sturm setzte ein.
    Wieder ein Schrei. In ihrer Einbildung glaubte sie, Vinc zu hören. Sie wagte ihn aber nicht zu rufen, denn das könnte die gefürchteten und bestialischen Esdronen, die Eiskrieger, auf sie hetzen.
    Sie sah kaum noch ihre Fußspitzen. Sie stolperte über etwas.
    Kaum die eisige Kälte spürend, die fast das Blut in den Fingern einfrieren ließ. Sie streckte zum Abfangen die Hände nach vorne. Zunächst dachte sie, ihr Fall würde im weichen Schnee enden, aber es fühlte sich anders an.
    Die Hände, die weiter in den Niederschlag eingedrungen waren, fühlten etwas Warmes, Weiches.
    Ihre Gedanken blieben trotz der leichten Panik klar, ihr Verstand scharf, sie versuchte mit ihren Sinnen zu lösen, was das Gefühlte sein könnte.
    Sie lag auf einem Körper.
    „Vinc!“, rief sie erschrocken.
    Sie fühlte das noch unbekannte Wesen ab.
    Die Ungewissheit und die Angst, es könnte ihr Geliebter sein, veranlasste sie, seinen Namen zu rufen.
    Der Schneesturm wurde noch heftiger, er wehte ihr ins Gesicht und ließ sie fortgesetzt die Augen schließen. Die schmelzenden Flocken auf ihren Lidern und auch die wenigen, die die Augäpfel erreichten, erlaubten nur noch verschwommene Wahrnehmungen.
    Als sie erneut seinen Namen gerufen hatte, spürte sie etwas neben sich. Sie fühlte es nicht körperlich, sondern ihr Instinkt sagte es ihr. Wie ein Geist schien etwas in ihrer Nähe zu sein, doch die treibende Schneewand ließ wohl alles schemenhaft werden. Sie meinte, knirschende Füße im Schnee zu hören. Sie vernahm es jetzt deutlich. Ein Eiskrieger schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie griff intensiv zu Waffe. Sollte hier in diesem ewigen Eis ihr Leben enden? Sie mit Eis und Schnee bedeckt werden? Ihre Seele im Land der Seelenlosen darben, ihr Herz, das immer noch voller Liebe ist, zu einem Eisklumpen werden und den warmen Puls der Gefühle nicht mehr spüren?
    „Willst du nicht aufstehen?“, fragte eine wohlvertraute Stimme.
    „Vinc!“, rief sie hoch erfreut.
    Es war der erste Satz, der nach langer Zeit aus seinem Mund kam. Ihr war es, als habe er ihr eine Liebeserklärung gemacht.
    „Wir müssen weiter! Das da unten ist ein Tier, das die Eisjäger erlegt haben. Sie nehmen nur den Kopf und die Beine. Es ist eine Delikatesse für sie“, erklärte er. Es waren auch seine letzten Sätze für lange Zeit.
    Der Sturm hatte aufgehört und auch das Schneetreiben.
    Vanessa war überzeugt, dass das dichte Treiben sie vor den Eiskriegern geschützt hatte. Ihr blieb aber ein Rätsel, wie Vinc die Richtung bestimmen konnte, die sie zu irgendeinem Ziel führen sollte. Einem unbekannten Ziel, denn ihnen wurde nicht einmal gesagt, wohin ihr Weg sie führen würde. Daher stellten sie sich die Frage, gehörten diese Ereignisse mit zu ihrem Auftrag, oder waren es nur Versuche der bösen Mächte, ihn zu verhindern?
    Es dauerte nicht mehr lange und sie befanden sich vor einem riesigen Portal.
    „Geh hindurch!“, befahl Vinc.
    „Willst du nicht mitkommen?“, fragte sie enttäuscht.
    Er wendete den Kopf zur Seite, so als wolle er sie nicht sehen und antwortete: „Ich kann nicht dort hinein.“
    „Was ist mit dir los? Dies ist der einzige Weg, um aus dieser fürchterlichen Eisregion zu entkommen. Schlimmer kann es dahinter nicht sein.“ Während sie das sagte, beobachtete sie ihren Freund genau. Wenn sie auch nicht das gesamte Gesicht sehen konnte, aber sie bemerkte ein Verziehen des rechten Mundwinkels. Es mochte vielleicht nichts bedeuten, aber sie deutelte es doch als ein Lächeln, nur was für eins? Ein Gefühlvolles oder ein höhnisches?
    War das überhaupt Vinc, mit dem sie sprach? Es gab sagenumwobene Geschichten, dass Mächte des Bösen alle Gestalt annehmen könnten.
    Sie musste es herausfinden. Sie überlegte, wie sie ihn testen könnte. Es musste eine Frage sein, deren Antwort nur beide kannten. Natürlich wollte sie es nur so ausdrücken, als sei es eine zufällige Frage und nicht eine vorher ausgedachte. So schwärmte sie:
    „Es wird schön, wieder auf der guten hellen Seite zu sein. Die Sonne zu sehen, all die bunten Blumen. Kannst du dich noch erinnern, als du mit einer Mohnblume zu mir kamst und dachtest, es sei eine Rose? Ich fand es als die schönste Blume der Welt. Da gaben wir uns den ersten zaghaften Kuss. Allerdings nur auf die Wangen.“ Anfangs als kurze Frage gedacht, kam sie doch ins Schwärmen. Ihr wurde

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