Unheimliche Begegnungen (German Edition)
gleich wieder auf.
Vinc sah es und fragte verwundert: „Hat dich eine Tarantel gestochen?“
Sie griff hinter sich und rieb sich den Allerwertesten. „Die Stufe ist heiß.“
Vinc wollte sie auslachen, zumindest setzte er zur Belustigung an, als er sah, wie es hinter ihr dampfte. Er legte vorsichtig seinen Zeigefinger auf die erste Stufe und zog ihn schnell mit einem „Autsch“ begleitet zurück. Ebenso vorsichtig testete er die höhere, auch da die gleiche Reaktion.
„Was geht hier vor?“, war seine einzige Bemerkung.
„Wie sollen wir nur da oben an die Tür kommen?“, fragte sie hoffnungslos.
„Schnell hochlaufen“, schlug er vor.
Sie schüttelte den Kopf: „Wir schaffen vielleicht die Hälfte, dann sind unsere Schuhe verbrannt. Das sind mindestens zwanzig Stufen. Die andere Hälfte würde uns die Fußsohlen verbrennen.“
Vinc schüttelte den Kopf: „Unser Anzug, wie auch die Schuhe schützen uns vor der Hitze, so jedenfalls sagte es Marxusta.“
„Und? Wieso spürte ich die Hitze? Kommen dir nicht Zweifel, ob es wirklich Marxusta war?“
Vinc wollte, aber er konnte auch keine Antwort darauf geben.
Doch kaum waren Vanessas Worte verklungen, öffnete sich oben die Tür und ein Schwall Wasser schoss zischend die Treppe herunter. Im Nu wurden sie vom Dampf umhüllt. Sie konnten sich nicht einmal gegenseitig sehen. Der Dunst nahm ihnen fast den Atem, sodass sie Hustenanfälle bekamen. So schnell, wie dieser Spuk kam, war er vorüber.
Ebenso schnell war auch der Dampf verschwunden und sie standen in einem weiteren Gang. Diesmal aber befanden sich links und rechts Fenster, die außer Reichweite angebracht waren, sodass sie nicht nach außen sehen konnten. Nur eines konnten sie feststellen, dass draußen Dunkelheit herrschte. Das konnte zweierlei bedeuten. Entweder waren sie noch auf der dunklen Seite, oder auf der hellen und es war Nacht.
Es herrschte beängstigende Stille.
An die Ruhe bereits gewöhnt, erschraken sie, als eine Uhr die Mitternachtsstunde schlug.
Eulen flogen gegen die Fensterscheiben, ein Rabe krächzte irgendwo und der Wind seufzte ringsum, wie eine verlorene Seele.
Sie sahen den Mond durch die Fenster.
Ein Wesen schlüpfte von ihnen unbemerkt verstohlen aus einer Wandvertäfelung hervor, ein bösartiges Lächeln umspielte seinen grausamen, verrunzelten Mund. Der Mond verbarg sich hinter einer Wolke.
Vinc und Vanessa hatten zwar ein Schemen gesehen, aber sie hielten es für die Bewegung eines Baumastes, den der Mondschein als Schatten an die Wand warf.
Doch dieses Wesen wandelte gezielt in eine Richtung.
Ohne es wahrgenommen zu haben, gingen auch die beiden dort hin.
Die Erscheinung lächelte in sich hinein und ging um die Ecke, aber kaum hatte es das getan, als es mit einem Jammerlaut des Entsetzens zurücktaumelte und sein bleiches Antlitz in den hageren Knochenhänden verbarg.
Nicht ahnend was sie erleben würden, hatten auch Vinc und Vanessa diese Stelle erreicht.
Unmittelbar vor dieser Schemengestalt und auch vor ihnen stand eine schreckliche Gestalt, starr wie eine Statue und wie der Traum eines Wahnsinnigen.
Der Kopf dieses Ungeheuers war hohl und glänzend, sein Angesicht rund und weiß. Ein scheußliches Lachen schien in seinen Zügen, für die Ewigkeit in sein Gesicht geprägt zu sein. Rotes Licht strahlte aus seinen Augen, sein Maul war eine breite Feuerquelle. Sein Gewand war schwarz. Auf der Brust trug es eine Tafel mit seltsamen Lettern altertümlichen Charakters. In der rechten Hand, hoch erhoben, hielt er ein Schwert aus blinkendem Stahl.
Vinc und Vanessa sahen ein seltsames Schauspiel.
Der Unheimliche ließ sein Schwert auf die knochige Gestalt niedersausen. Die Splitter der Knochen verteilten sich ringsum.
Ein pulsierendes Herz lag plötzlich vor ihren Füßen. Es war aus dem Brustkorb des Skeletts gefallen. Der schwarze Mantel, der ihn zu der schemenhaften Gestalt werden ließ, verflüchtigte sich in der Luft.
Sie sahen abwechselnd zu dem Herz und zu dem Mächtigen mit der Waffe.
Aus seinen roten Augen schossen Strahlen und trafen das Herz. Es fing wie wild an zu schlagen.
Dann geschah etwas, was zu einem Albtraum für beide werden würde. Das Herz wuchs zu einem Menschen und glich nach der Vollendung Vanessa aufs Haar. Es war zu ihrem Ebenbild geworden.
Was für seltsame Geschehnisse! Das Unfassbare, Übersinnliche geschah vor ihren Augen. Noch hatten sie immer noch nicht an so etwas geglaubt, obwohl auf der hellen Seite hin und wieder
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