Unheimliche Begegnungen (German Edition)
der schönsten Farben.
Dem Eingang gegenüber befand sich eine erhöhte Plattform, zu der drei mit rotem Samt überzogene Stufen führten. Es war nichts weiter zu sehen als ein breiter, ebenfalls aus rotem Samt bestehender Vorhang, gleich dem einer kleinen Theaterbühne.
Links und rechts standen einige zwei Meter hohe Amphoren, glänzend wie aus purem Gold gefertigt, in denen sich verschwommen die Umgebung spiegelte.
Sie wagten kaum den Innenraum zu betreten, so standen sie überwältigt am Eingang. Jeweils links und rechts der Amphoren befanden sich in ebensolcher Größe sechs Statuen, in gleicher Kleidung, wie Vinc trug nur in unterschiedlichen Farben. In der rechten Hand hielten sie erhoben unterschiedliche Waffen. Einige sahen der von Vinc und Vanessa ähnlich. Das Eigentümliche aber war, dass ihre Gesichter von einem schwarzen Tuch bedeckt waren, sodass weder ihr Geschlecht noch ihr Aussehen zu identifizieren war. Das schaffte eine besonders gespenstische Atmosphäre.
Jedoch das Auffälligste war eine Erhöhung in der Mitte des Raums, auf dem ein Sarkophag aus granitähnlichem Gestein stand. Er wies rundum eigentümliche Verzierungen auf, die sie aber von ihrem Standpunkt nicht so recht erkennen konnten.
Vinc und Vanessa ahnten, dass dies eine besondere Stätte war, sie befürchteten sogar, durch ihr Weitergehen sie zu entweihen. Sie bangten, dadurch irgendwelcher Rache ausgesetzt zu sein von wem auch immer.
Zum Nachdenken jedoch blieb ihnen nicht viel Zeit, denn vor den Vorhang trat ein Wesen, bei dessen Anblick Vinc, aber auch seine Freundin, überwältigt war.
Ihr rötliches Haar stand zum Gegensatz der porzellanartigen weißen Haut. Ihre Augen, von langen Wimpern umrahmt, leuchteten smaragdgrün und schienen die Umgebung noch heller zu machen. Die gerade Nase, die vollen Lippen, dies alles schien das Bild einer Perfektion zu sein. Ihr Lächeln strahlte Güte und Zufriedenheit aus.
Diese Details erkannten sie, nachdem sie Vinc und Vanessa zu sich gewinkt hatte.
Sie sahen ihr fast durchsichtiges seidenes Gewand, aber noch so, dass die darunter befindlichen Körperteile im Detail nicht erkennbar waren. Passend zum Haar war die Umhüllung in einem zarten Grün angefertigt.
In dem Raum erklang eine Melodie, als wenn ein Windhauch sanft durch die Kristalle an den Lüstern strich.
„Willkommen in der Krypta der Königin von Arganon.“ Ihre Stimme war ebenso zart wie ihre Haut, zerbrechlich wie Porzellan, dennoch fest in der Substanz.
Vanessa fand die ersten Worte, denn Vinc stand noch immer reglos und stumm, von der Schönheit überwältigt da, was sie mit einem kleinen Eifersuchtsschub bemerkte. „Seid Ihr Sistenia?“, fragte sie und gab Vinc dabei einen leichten Seitenpuff.
„Da ihr meinen Namen nennt, nehme ich an, ihr habt jemand getroffen, der mich kennt“, sagte sie und schritt von der Empore herunter.
Sie erzählten von Sarason und den Kämpfen.
„Das Böse nimmt langsam überhand. Wäre diese Krypta nicht geschützt, würden sie auch schon über uns hergefallen sein. Die Ritter der magischen Zwölf beschützen mich und den Leichnam der Königin. Und das magische Zeichen vor dem Eingang.“ Sie stockte einen Moment, um dann festzustellen: „Ihr müsst das Zeichen bei euch tragen, sonst hättet ihr niemals den Eingang passieren können. Außerdem hätten die Ritter die Waffen bereits gegen euch gerichtet.“ Sie deutete zu den Figuren.
So sehr sich Vinc und Vanessa mühten, sie konnten nichts Lebendes an den Figuren feststellen. Sie standen starr da.
Sistenia deutete auf das Herz, das Vinc immer noch krampfhaft in den Händen hielt: „Ich sehe, du hast das Herz der Königin bei dir.“
„Der Königin ihr Herz?“, fragten beide wie fast aus einem Mund.
Sie nickte und trat neben den Sarg: „Sie wurde von dem Tyrannen ermordet. Sie sollte verbrannt werden, um zu verhindern, dass sie eines Tages zurückkehren könnte.“
„Eine Tote kann doch nicht auferstehen“, meinte der realistisch denkende Vinc.
„Eine normale Sterbliche nicht, aber sie ist keine normal Sterbliche, sondern geweihte der Ykliten.“
„Hatten sie denn nicht die Macht, den Mord zu verhindern? Ich meine, wenn sie doch Götter sind?“, fragte Vanessa.
„Sie sind zwar göttliche Wesen, aber sie können ihre Macht nicht auf Arganon ausüben und hat keinen Einfluss auf das Geschehen. Sie sind vieler magischer Kräfte fähig und auch ihr Oberhaupt beherrscht Dinge, die einem gewöhnlichen Argonier fremd sind,
Weitere Kostenlose Bücher