Unheimliche Begegnungen (German Edition)
aber wie ich bereits sagte, sie sind auch begrenzt. Die Ykliten stellten schon seit Jahrtausenden gütige Herrscher und Herrscherinnen, bis dieser Tyrann auftauchte. Es ist bis heute ein Rätsel, wie es ihm gelang, den Thron zu erobern. Nun aber erzählt, wie habt ihr das Herz bekommen?“
Sie berichteten von dem Erlebnis in dem Schloss und bis zu ihrer Ankunft hier.
„Ihr habt …“, sie berichtigte sich „wir haben Glück gehabt. Denn der Böse wäre wohl in den Besitz des Herzens gekommen, doch das Zeichen der magischen Zwölf hat es und euch gerettet.“ Sie sah sich das Herz genau an, nahm es von Vinc entgegen und schritt hinter den Vorhang.
Vinc und Vanessa warteten geduldig, doch sie kam nicht wieder zum Vorschein. Sie meinten, die Gestalten an den Amphoren würden sich bewegen. Doch das konnte auch die reflektierenden Lichter bewirken, die sowieso den Anschein erweckten, als würde ringsum alles tanzen. Merkwürdige Gestalten schwebten plötzlich im Raum. Sie sonderten rötlichen Schweiß ab, der in kleinen Tropfen auf den marmornen Fußboden herabfiel.
„Wir sind wieder einmal in eine Falle getappt“, sagte Vanessa erregt und wischte sich über die Stirn, auf der einer der Tropfen gelandet war. Sie sah auf ihren Handrücken: „Das ist Blut!“ rief sie entsetzt.
Kaum dass sie es ausgerufen hatte, verdunkelte sich der Raum. In ihm ging eine Veränderung vor. Die Figuren bewegten sich und richteten ihre Waffen gegen die beiden. Aus den Amphoren stiegen Skelette. Die Wände verloren ihr Spektrum, zugleich auch die Kristalle an den Lüstern. In den schwarzen Wänden staken einige Fackeln, die den Raum ausleuchteten. Er wurde plötzlich zu einer gewöhnlichen Höhle.
Einzig, was unverändert blieb, war der Sarkophag und die Tribüne mit dem Vorhang.
Dort trat jetzt ein Wesen hervor, das einem Tier ähnlich sah. Es sah aus, als würde ein Frosch aufrecht gehen. Er mochte die Höhe von vier Metern haben und aus seinem Maul kam eine klebrige Zunge, die bei normalen Fröschen als Insektenfänger gedacht war.
Sie kam in bedenkliche Nähe der beiden.
Vinc und Vanessa wichen zurück.
„Habt keine Angst vor mir. Ich bin nicht so schrecklich, wie ich aussehe. Ich bin die Wächterin dieser Krypta. Wir mussten euch in Sicherheit wiegen, daher die Täuschung. Ihr habt mich die ganze Zeit über gesehen. Ich bin das hübsche weibliche Wesen gewesen“, sagte sie.
Vanessa musste trotz der eigenartigen Situation lächeln und stupste Vinc an, wobei sie zischte: „Immer noch von ihrer Schönheit fasziniert?“
Er sah sie von der Seite an und verzog verächtlich seine Mundwinkel.
„Was ist mit dem Herz geschehen? Warum diese Täuschung? Was wird weiter geschehen?“ Er stellte viele Fragen auf einmal. Er hätte noch mehr gehabt, denn es blieb noch etliches im Rätselhaften, aber er wusste, dass die Zeit ihnen mehr und mehr davon lief.
Das Wesen aber übte sich in Geduld, denn es beantwortete eine Frage nach der anderen.
„Das Herz wird von mir gut aufbewahrt und bewacht. Die Täuschung war nötig, damit ihr erst einmal Vertrauen bekommt und mein Anblick euch nicht zu sehr aus dem Gleichgewicht brachte. Was geschehen wird? Nun, das hängt vom Lauf der Geschichte ab. Gewinnt das Böse, dann sind wir und Arganon verloren. Der Tyrann kann weiter sein Unwesen treiben. Mord und Totschlag wird die Folge sein. Gewinnen wir, das Gute, dann wird die Königin wieder durch das Herz auferstehen und Friede wird über Arganon einkehren. Deshalb ist das Herz für das Böse wichtig. Sie werden auf alle Fälle versuchen, es zu erlangen. Und vielleicht wird es ihnen sogar gelingen. Denn wirft man eine Münze zig Mal in die Luft, wird sie eines Tages auf dem Rand zum Stehen kommen. Für das Böse ist die Zeit nicht vorhanden, daher ist das Symbol der magischen Zwölf ein Hindernis für sie und bringt sie bei dem Anblick zur Flucht. Die zwölf Dreiecke symbolisieren die Zeit. Jedes Dreieck stellt einen Monat dar. Die Ritter der magischen Zwölf wachen also über die Zeit und ihr Herr ist Äon, der Herr der Zeit.“
Was eigentlich kompliziert am Anfang erschien, schien sich allmählich plausibel aufzuklären. Vinc merkte, dass er wohl noch einige Fragen an dieses Wesen richten könnte, denn er hatte noch viele und die Wächterin konnte bestimmt noch welche beantworten.
Er berichtete von der Besessenheit durch den Bösen und wieso er plötzlich davon befreit war.
„Das waren die Worte der Liebe. Als sie deine Liebste
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