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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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fragte: „Was ist denn los? Warum sind wir hier? Was ist passiert?“
    „Erklären wir später“, sagte Vinc. Er hatte Sorge, dass sich die Arlts schnell wieder beruhigen würden und damit ihre Flucht entdecken könnten. Allerdings müssten sie zunächst vermuten, dass sie verbrannt waren, denn die Hütte bestand nur noch aus verkohltem Holz und Asche. Die Wachen müssten erst warten, bis es erkaltet ist, um nach ihren Überresten zu suchen.
    Das gab ihnen einen Vorsprung.
    Nur eine Frage hatte Vinc noch: „Wie hast du es fertiggebracht, Tom durch einen Kuss zu erwecken?“
    „Mit einem, was?“, fragte Tom.
    Er bekam keine Antwort. Er sah zu Zubla. „Du hast mich geküsst?“
    Zubla sah verlegen von ihm weg. Dann tat er noch einige Schritte von Tom fort und stellte sich Schutz suchend hinter Vinc. Nur seinen Kopf steckte er seitlich von Vinc Körper hervor.
    „Ja, sogar auf den Mund“, sagte Vanessa lachend.
    „Eigentlich nicht geküsst“, berichtigte Zubla. „Ich habe dir etwas Spucke in den Mund laufen lassen.“
    „Du hast …“, Tom konnte nicht weiter reden, denn er bekam einen Brechreiz.
    „So ist es immer. Wenn ich mit meiner Spucke helfe, dann speien alle“, sagte der Gnom traurig.
    Ihre inzwischen unbekümmerte Unterhaltung unterbrach Ashak, indem er sie zur Vorsicht mahnte. „Wir müssen machen, dass kommen Richtung Berge. Bei Dunkelheit es gehen. Am Tag wir können nicht weiter. Wir auffallen würden.“
    Das Gespräch verstummte auch sofort. Die Freude über Toms Erwachen und das Wiedersehen mit Zubla ließ sie unbekümmert werden und für kurze Zeit die gefährliche Lage vergessen. Nur eine Bemerkung Zublas ließ Tom das Gesicht zu einer zornigen Miene verziehen, die aber in ein Lächeln überging: „Nun sind wir Brüder, Spuckbrüder.“
    Vanessa und Vinc mussten sich zähmen, um nicht lauthals zu lachen. Selbst Ashak gab grunzende Töne von sich, das wohl Lachen bei seiner Rasse bedeutete.
    Es hatten nur die Häuser gebrannt, die unmittelbar an der Todeshütte standen. Je weiter die Flüchtenden kamen, desto gefährlicher wurde ihre Lage. Viele Arlts waren neugierig zu dem brennenden Teil ihrer Siedlung geeilt. Sie kehrten heftig diskutierend zu ihren intakten Behausungen zurück.
    Die Siedlung war noch nicht total eingezäumt, so dass sie zu den Bergen hin eine Fluchtmöglichkeit bot. Die Wachen hatten sich zum Glück der Flüchtenden von ihren Posten entfernt, um nach ihren Angehörigen zu sehen und um zu helfen.
    Rechts von der Siedlung befand sich ein kleines Wäldchen, das von den Arlts noch nicht genutzt wurde, um Bäume für ihre neuen Häuser zu fällen. Dort eilten sie die Davonlaufenden hin, in der Hoffnung, genug Schutz zu finden.
    Am Himmel leuchtete inzwischen ein heller Stern, der zwar die Größe des Mondes wie auf Erden hatte, aber eher wie ein blauer Stern aussah. Jedenfalls bildeten sich um den Kreis Zacken. Konnte aber auch an seinem eigenartigen Licht liegen.
    „Ist Spaltung“, sagte Ashak und deutete zu dem Himmelgebilde.
    „Wie, Spaltung?“, fragte Vinc.
    „Es seien Übergang in Nacht. Sehen dort die Zacken. Das seien Nachtspaltungen. Jeder seien eine Spaltung. Zacken verschwinden nacheinander, bis seien hell. Manchmal dauern lange. Manchmal seien kurz“, erklärte Ashak.
    Sich durch schützende Büsche in Sicherheit wiegend, unterhielten sie sich leise aber angeregt. Nur einer nahm nicht daran Teil.
    Ashak ging in die Tiefe des Waldes, ohne die Übrigen aufzufordern mitzukommen.
    Nur Vinc sah, wie er sich entfernte. Ihm wurde es unwohl in seiner Haut. Hatte er sich täuschen lassen? War die Hilfsbereitschaft des Arlt nur vorgetäuscht? Die Flucht geplant?
    Vinc hasste inzwischen diese Ungewissheiten. Diese seltsamen Geschehnisse überforderten ihn allmählich, zumal er sich für die anderen immer wieder verantwortlich fühlte. Er sah zu Zubla, aber dieser hatte auch nicht das Weggehen von Ashak bemerkt, sonst wäre er ihm sicher gefolgt. Was sollte Vinc nun tun? Die anderen unterrichten, um sie wieder zu ängstigen? Heimlich dem Arlt folgen und damit seine Schutzbefohlenen alleine lassen?
    Oder mit ihnen weiter fliehen? Vinc entschloss sich zur Flucht. Allerdings waren sie nun einer noch größeren Ungewissheit und Gefahr ausgesetzt. Sie kannten die Gegend nicht. Schlimmer war noch das Unsichere, Arlts unverhofft zu begegnen und Ashak, einen möglichen Verräter, im Rücken zu haben.
    Es begann der zweite Tag ihrer Flucht. Die Schritte wurden schleppend,

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