Unheimliche Begegnungen (German Edition)
die Bewegungen träge. Hunger und Durst machten sich bemerkbar und schwächten ihre Körper. Sie wussten, ohne Nahrung und Wasser würden sie nicht mehr lange durchhalten.
Sie waren froh, dass sich der Wald weit ausdehnte. Unter seinem Schutz konnten sie es wagen, zu den Bergen zu laufen, besser zu stolpern, denn hohe Wurzeln ließen sie des Öfteren straucheln. Inzwischen wurden die Bäume zu Giganten, je näher sie der Höhenzüge kamen. Umfang von etlichen Metern war keine Seltenheit. Das brachte ihnen eine gewisse Sicherheit, denn immer wieder mussten sie einzelnen Trupps der Arlts ausweichen und schnell in Deckung gehen.
Am Tage war es zu gefährlich, die Flucht fortzusetzen, daher suchten sie bei Beginn der Helligkeit bis zur einbrechenden Dunkelheit ein sicheres Versteck. So hatten sie hinter fast undurchdringlichen Büschen ein geeignetes entdeckt.
Zubla bot sich an, die Gegend auszuspähen und Nahrung zu finden. Der Gefahr bewusst, protestierten sie zwar gegen Zublas Plan, denn sie fürchteten um sein Leben, doch letzten Endes mussten sie einsehen, dass dies die einzige Möglichkeit war, an Nahrung zu kommen. Wenigstens die Hoffnung haben, welche zu erhalten.
Ungeduldig warteten sie auf Zublas Rückkehr, der nach längerer Zeit endlich erschien. Er war, gegen seine sonst so ausgeglichene Art, sehr aufgeregt, was man auch aus seinen hastig gesprochenen Worten entnehmen konnte: „Wir sind dicht an einem Lager der Arlts. Alles deutet darauf hin, dass sie in einen Kampf ziehen. Forettenjäger schleppen schwere Schleudern und auf Rädern haben sie Gestelle mit großen Dächern, damit sie darunter flüchten können, wenn eins der Ungetüme sie angreift. Ich glaube, sie wollen die Varleturen bekämpfen.“
Der Bericht Zublas war knapp, aber er verursachte bei seinen Zuhörern eine ängstliche Unruhe.
Sie beschlossen, abwechselnd Wache zu halten.
***
Tom wurde als Erster ausgewählt. Wegen des unfreiwilligen Fastens hatte der korpulente Junge inzwischen einige Pfunde verloren. Auch machten ihn die ständigen Bewegungen und sportlichen Einlagen in dem unwirtlichen Wald mit seinen vielen Hindernissen, über die er klettern musste, gelenkiger. So bereitete es ihm weniger Mühe, einen Baum zu besteigen, um hinter dichtem Laubwerk geschützt, die Gegend zu beobachten. Nur hatte er in seinem Eifer, dafür einen geeigneten zu finden, nicht gemerkt, dass er sich dabei von seinen Freunden immer weiter entfernte. Nachdem er einen entdeckt hatte, machte es sich auf einem dicken Ast am Stamm lehnend bequem. Er sah einige kriegerische Arlts auf den Baum zukommen, auf dem er saß. Das Schlimmste daran war, in der Richtung, in die sie gingen, ruhten auch Vinc, Vanessa und Zubla. Doch er konnte sie nicht mehr warnen, denn das würde die aufmerksam der Arlts auf ihn lenken. Zugleich wurde ihm bewusst, dass er eine Riesendummheit begangen und sich selbst in eine Falle begeben hatte.
***
Während Tom ratlos auf dem Baum saß, machten es sich die Freunde arglos bequem. Um wenigstens eine kleine Polsterung zu haben und nicht auf dem harten Boden liegen zu müssen, hatten sie Laub zusammengetragen.
„Zubla, du bist doch von Arganon?“, sagte Vanessa und bekam die Bestätigung durch Nicken des Kleinen. „Was sind das für Riesenvögel und wo kommen sie her?“
„Die Varleturen sind Monster mit Flügeln. Sie hausen weit oben in eisigen Höhen. Schnee und Eis sind ihre Lebensbedingungen. Hoch in den Bergen ist ihre Heimat.“
„Aber ich sah keine weißen Bergkuppen, die von Eis und Schnee zeugen“, sagte Vinc nachdenklich.
„Auf der anderen Seite der Berge befindet sich die Eiszone. Wir können sie nicht sehen. Dort sind Temperaturen, die jeden, der nicht die geeignete Kleidung hat, erstarren lässt“, antwortete Zubla. Dabei löste er Bestürzung bei Vinc aus, die er auch bei seinem nächsten Satz bestätigte: „Damit wäre unsere Flucht gescheitert. Denn wir wären zu leicht gekleidet.“
„Wir müssen uns welche besorgen“, beruhigte Zubla.
„Wie denn? Willst du zu den Arlts gehen und sie darum bitten?“, fragte Vinc zweifelnd.
„Nein, aber sie haben Pelze mit. Sie wollen scheinbar auch in das kalte Gebiet. Ich habe jedenfalls gesehen, wie sie riesige Mengen auf Fahrzeugen gestapelt hatten.“ Zubla zögerte kurz, um nach nachdenklich zu sagen: „Jetzt, wo wir davon sprechen, fällt es mir erst auf. Auch die Übrigen in der Siedlung hatten welche in den Hütten, die ich damals durchforscht hatte. Sie
Weitere Kostenlose Bücher