Unit Kill
Norwegens! Donnerwetter, das war ein starkes Stück.
Er schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Nein, da war kein Irrtum möglich. Er griff zum Telefon.
Weißes Haus, Washington DC, USA
Dem Präsidenten war nicht entgangen, dass sich Paulson während der vorangegangenen Mammutsitzung ein paar Mal äußern wollte, aber anscheinend wegen des hohen Ranges einiger der Anwesenden gehemmt war. Er hatte ihn zurückgerufen, war mit ihm ins Oval Office gegangen und hatte ihn direkt darauf angesprochen. Paulson, der ziemlich beeindruckt war, sich alleine mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu besprechen, geriet ins Stottern.
„Jetzt mal ganz ruhig, Commander, ich ziehe mir die Hosen genau so an wie Sie. Reden Sie einfach drauf los und lassen sie mich an Ihren Gedankengängen teilhaben. Ich hatte vorhin den Eindruck, Sie haben einige Vorbehalte gegen unsere Optionen.“
Paulson sammelte sich und nahm all seinen Mut zusammen. „Mr. President, die USA und Deutschland sind befreundete, je nach Administration manchmal sogar eng befreundete Nationen. Wir haben auf allerhöchster Ebene vereinbart, gemeinsam gegen Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus aktiv mit verdeckten militärischen Operationen vorzugehen. U 37 und seine Besatzung sind keine Feinde von uns. Auch jetzt nicht.“
Der Präsident sah Paulson an, als ob dieser den Verstand verloren hätte. Der Offizier hielt dem Blick stand und fuhr fort: „Im Gegenteil! Sehen Sie, Mr. President, die haben sich doch nur gewehrt und verzweifelt in dem kleinen, engen Boot um ihr Leben gekämpft. In einem Einsatz, den genau genommen die USA und Deutschland zusammen geplant hatten.“ Aus diesem Blickwinkel hatte es der Präsident bisher nicht betrachtet.
„Es ist nur einiges schief gelaufen. Ziemlich schief sogar.“ Das kann man wohl sagen, dachte der Präsident verbittert.
„Aber nicht auf höchster Ebene, Mr. President. Und auch nicht auf Ebene militärischer Einheiten.“ Der Präsident runzelte nachdenklich die Stirn.
„Mr. President, U 37 und die USS Boise haben nicht aus eigenem Antrieb gegeneinander gekämpft. Und auch nicht auf Ihren Befehl oder den Befehl des deutschen Bundeskanzlers. Und Krieg haben wir auch keinen.“ Der Präsident nickte langsam verstehend. Ihm war aber noch nicht klar, worauf Paulson letztendlich hinaus wollte.
„Mr. President, die Geheimdienste haben offensichtlich ein falsches Spiel gespielt und uns alle manipuliert. In unserem Fall war sogar die US-Navy teilweise involviert, wie es in der Bundesrepublik in dieser Beziehung aussieht, weiß ich nicht, da sind die Strukturen etwas anders als bei uns.“ Das wüsste ich aber gerne, dachte der Präsident.
Dann ließ Paulson seine Bombe platzen. „Mr. President, wenn die Operationen ‚No Nukes’ und ‚Persischer Hammer’ von vorne herein als eine einzige Operation zusammen und vertrauensvoll mit der Deutschen Marine und nicht ausschließlich mit dem Bundesnachrichtendienst geplant und durchgeführt worden wäre, hätte das Ganze garantiert Erfolg gehabt. Hundertprozentig. Und zwar ohne einen einzigen Toten auf unserer oder auf deutscher Seite.“
Der Präsident war sprachlos. Er blickte den Offizier an, als ob dieser den Verstand verloren hätte.
Paulson fuhr fort. „Sehen Sie, Mr. President, die Deutsche Marine hat ihre alten U-Boote der Klasse 206a im Jahr 2010 überraschend außer Dienst gestellt, aber bisher nur vier davon auch wirklich verschrottet. Eine israelische Bezeichnung und entsprechende Hoheitsabzeichen drauf gepinselt, das Boot in den Persischen Golf gefahren, auf Grund gesetzt, die Besatzung von einem unserer atomgetriebenen Jagd-U-Boote übernommen und den Kahn dann in die Luft gesprengt. Fertig. So oder so ähnlich hätte es garantiert die Deutsche Marine vorgeschlagen, wenn man sie nur vorher in die ganze Operation eingeweiht hätte. Des Rest des Plans wäre gelaufen wie vorgesehen. Der Iran wäre mit seinem Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen, seine Führungsrolle wäre erst mal dahin, die Ölvorkommen wären zumindest halbwegs gesichert, der Westen wäre nicht involviert und wir hätten zum ersten Mal mit einem, zugegeben manchmal etwas schwierigen Bündnispartner zusammen solch eine wichtige Operation erfolgreich durchgezogen.“
Dem Präsidenten fehlten immer noch die Worte. Er dachte lange über das Gesagte nach. Paulson hatte Recht. Die Sache war nicht irgendwann aus dem Ruder gelaufen, sondern bereits von Anfang an falsch
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