Unit Kill

Vielleicht war es sogar von Terroristen gekapert oder gestohlen worden? Er blickte wieder nach vorne und versuchte sich etwas zu entspannen. Die vor ihnen liegende U-Boot-Jagd würde nicht einfach werden, vor allem da er nur einen Hubschrauber an Bord hatte. Er kannte aus der Theorie die Leistungsfähigkeit der kompakten Boote deutscher Bauart und wenn die Besatzung gut war, dann könnte es haarig werden. Haarig und gefährlich. Er kannte fast alle Berichte der Atlantikflotte über gemeinsame Übungen mit deutschen U-Booten. Aber zum Glück war er nicht alleine, denn der Verband verfügte über die stärkste Anti-U-Boot-Kapazität, die er in seiner Dienstzeit jemals gesehen hatte.
    Der Lautsprecher unter dem Schanzkleid quäkte los. „Sonar an Kommandant. Geräusch in dreihundertzwanzig Grad.“
    „Maschinen stop!“ Der Kommandant der USS Vandegrift eilte hinunter in das Halbdunkel seiner Gefechtszentrale, wo ihn seine Leute bereits erwarteten.

U 37
    Hansen hatte inzwischen wegen entfernter Kontakte in westlicher Richtung den Kurs ändern lassen und fuhr jetzt in Richtung hundertvierzig Grad. Er hatte beschlossen, noch zwei Stunden mit voll besetzter Wache zu fahren, die Begegnung mit der P3 Orion steckte ihm noch in den Knochen. Wenn der Torpedo kein Versager gewesen wäre, wäre er gefährlich nahe bei U 37 ins Wasser eingetaucht. Vielleicht sogar zu nahe, dachte Hansen, der seit dem Vorfall die Zentrale nicht mehr verlassen hatte.
    Er überlegte fieberhaft, was überhaupt los war. War die P3 zufällig in der Nähe? Nein, dafür haben sie zu schnell und zu entschlossen reagiert und sofort mit einem Torpedo angegriffen, überlegte er. Aber wenn sie den Auftrag hatten, sie ohne jede Vorwarnung zu versenken, hatten diesen Auftrag möglicherweise auch andere Einheiten erhalten? Und wenn ja, welche? Wie viele? Wo waren sie? Hansen bekam urplötzlich eine Gänsehaut.
    „Diesel stopp! Auf hundert Meter gehen!“
    Der Befehl wurde sofort bestätigt und er merkte, wie das sich Boot nach vorne neigte. „Masten eingefahren. Laufen auf Batterie, gehen auf Tiefe hundert Meter“, meldete der Schiffstechnische Offizier. Hansen bemerkte, wie der IWO neben ihm tief durchatmete. Offenbar war er erleichtert. Hatte Hansen sein Aufsparen der Brennstoffzellen etwa doch übertrieben und sein Boot durch das häufige Schnorcheln unnötigen Gefahren ausgesetzt?
    „Achtzig Meter laufen durch, Boot wird abgefangen.“
    Hansen beruhigte sich wieder etwas. Jetzt würden sie eine Weile mit Batteriekraft fahren.

USS Vandegrift
    „Geräusch verschwunden, Sir“, meldete der Sonar-Maat. „Wir haben den Kontakt verloren. Ich nehme an, der Diesel wurde abgestellt und sie fahren jetzt mit Batterie. Dann vermutlich auch getaucht.“
    „Gut, und wen haben wir da?“, fragte Tusk den Sonarmann.
    „Sir, der Kontakt befand sich mit ziemlicher Sicherheit nicht in einer Konvergenzzone, wir hatten einen Direktkontakt zum Ziel. Abstand acht bis zehn Seemeilen, soweit es man nach den wenigen Peilungen sagen kann. Richtung zehn Grad, der Kontakt dürfte uns bei unverändertem Kurs in etwa zwei bis drei Seemeilen Entfernung passieren. Die Signatur ähnelt entfernt einem Dieselantrieb der deutschen Boote.“
    „Ähnelt?“
    „Ja Sir, es ist definitiv keine der uns bekannten Klassen. Die Signatur ist uns bisher unbekannt.“
    Das brachte Tusk zum Schweigen. Der Befehl war bis jetzt klar gewesen. In dem Operationsgebiet hält sich nur ein einziges dieselelektrisches Boot, vermutlich der Klasse 209 auf und dieses war zu versenken. Nun hatte man ein dieselelektrisches Boot geortet, aber es war keine Klasse 209, sondern klang nur ähnlich. Was jetzt? Beim Verband nachzufragen verbot sich, da das U-Boot, wenn es immer noch so dicht unter der Oberfläche fuhr, möglicherweise auch seine ESM-Masten ausgefahren hatte und die Funkimpulse ebenfalls empfangen würde. Damit wäre das Boot gewarnt und genau das wollte Tusk unter allen Umständen vermeiden. Denn seine Fregatte war in einer optimalen Position. Sie lag jetzt gestoppt und damit praktisch lautlos im Wasser und ihr Opfer fuhr fast genau auf sie zu. Den Vorteil dieses Überraschungsmomentes wollte Tusk auf keinen Fall verlieren.
    „Sir, unser Hubschrauber ist über der letzten Position des Ziels angekommen!“

U 37
    „Sind auf hundert Meter.“
    „Ja, Kurs Eins-Sieben-Null.“ Hansen ließ den Kurs etwas ändern, nur für den Fall, dass sie doch jemand angepeilt haben sollte.
    Schmidt erschien in